Fürstenberg, Josefine

Josefine von Fürstenberg-Stammheim OSB

Josefine von Fürstenberg-Stammheim

Gründerin des Benediktinerinnenklosters Köln-Raderberg

* 19. März 1835 Bonn
† 17. Sep. 1895 Köln

Karolina Hubertina Paula Walburga Franziska Thomas Freiin von Fürstenberg-Stammheim, M. Josefine vom göttlichen Willen, wurde am 19. März 1835 in Bonn als Tochter des Großgrundbesitzers und preußischen Kammerherrn Franz Egon von Fürstenberg-Stammheim (1797–1859)[1] und seiner Ehefrau Paula von Romberg-Brünninghausen (1805–1891) geboren. Von ihren sieben Geschwistern starben zwei im Kindesalter. In Köln und Bonn aufgewachsen, erhielt Karolina einen Teil ihrer Erziehung mit ihrer Schwester Sophie im Pensionat der Sacré-Cœur-Schwestern im Schloss Blumenthal in Vaals.

Ende März 1857 trat sie in Osnabrück in das Kloster der Benediktinerinnen von der ewigen Anbetung des Allerheiligsten Altarsakraments ein. Bald nach ihrer Einkleidung am 25. September 1857 wurde sie am 18. November nach Bonn geschickt, wo ihre Großmutter Caroline von Romberg-Brünninghausen das ehemalige Kapuzinerkloster in der Innenstadt den Benediktinerinnen für eine Neugründung zur Miete überlassen hatte. Dort legte sie 1858 das Lehrerinnenexamen ab und unterrichtete die Schülerinnen des Klosterinternats. Am 9. Dezember 1858 legte sie die Profess ab, war Novizenmeisterin und Subpriorin und wurde am 8. August 1863, im Zuge der Verselbständigung des Bonner Klosters, zur Priorin gewählt. Da sie noch keine fünf Professjahre erreicht hatte, war zur Bestätigung der Wahl eine Sondergenehmigung des hl. Stuhls erforderlich. Im Zusammenhang mit dem Führungswechsel steht auch die Rückkehr der auswärtigen Schwestern in ihre Professklöster (Osnabrück, St. Omer).

M Josefines Verdienst war, neben der Sicherung der materiellen Existenz aus ihrem Privatvermögen, vor allem die schrittweise Anpassung der Lebensweise an die Konstitutionen der Benediktinerinnen vom Hlst. Sakrament, deren lateinischen Text sie ins Deutsche übersetzen und auch in anderen Klöstern (Osnabrück, Trier) verbreiten ließ. Auch die Einrichtung der Klosterräume und die innere Organisation wurden den Vorschriften angepasst. Dazu gehörte wohl auch der dauerhafte Verzicht auf Erziehungsaufgaben und die Aufgabe der höheren Mädchenschule.

1872 begann M. Josefine – nachdem sie eine lebensbedrohliche Lungenkrankheit überstanden hatte[2] – nach einem neuen Klostergebäude zu suchen, das sie 1873 in Viersen fand. Dorthin siedelte sie mit der Hälfte der Schwestern um, während die andere Hälfte unter der Leitung der Subpriorin Bertha Theophila Freundt in Bonn blieb und später in das Maria-Hilf-Kloster in Endenich umzog. Die Gründe für die Teilung des Konvents sind unklar, wahrscheinlich aber in internen Differenzen zu suchen.

1875 mussten die Benediktinerinnen infolge des preußischen Kulturkampfes Viersen verlassen und zogen in das nahe der deutschen Grenze gelegene Tegelen in der niederländischen Provinz Limburg um.[3]Wieder sorgte M. Josefine (mit dem väterlichen Erbe) für den Aufbau des Hauses, den Bau einer Kapelle und deren Ausstattung. Ein persönliches Geschenk von 500 Talern der deutschen Kaiserin Augusta samt eigenhändigem Brief aus dem Jahr 1881 bezeugt M. Josefines weitreichende Verbindungen.

Als sich nach dem Ende des Kulturkampfes die Möglichkeit einer Rückkehr nach Deutschland bot, fanden die Priorin und 13 Tegeler Schwestern schließlich 1893 im weit vor der Stadt gelegenen, 1881 nach Köln eingemeindeten Vorort Raderberg einen weiträumigen Bauplatz für ein neu zu errichtendendes Kloster (finanziert aus dem mütterlichen Erbteil M. Josefines). Am 7. Juni 1894 legte Weihbischof Schmitz den Grundstein, die Konsekration der Kirche erfolgte am 28. August 1895.

Die sterbenskranke Priorin Josefine – schon an der Kirchweihe hatte sie nicht mehr teilnehmen können – starb am 17. September 1895. Da die Regierung ihre Beisetzung in einer Gruft unter der Kapelle nicht gestattete, wurde sie auf dem Friedhof Köln-Bayenthal beerdigt. Erst 1921 wurden ihre Gebeine in den Klostergarten umgebettet.

gge, April 2019

  1. Ihr Vater war einer der größten Grundbesitzer im Rheinland und in Westfalen. Er hatte 1834 den Altenberger Dom gekauft und ihn dem preußischen Königshaus zur Verfügung gestellt und ließ die Apollinariskirche in Remagen erbauen. Er war außerdem mit dem Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm befreundet.
  2. Mehr als ein Jahr hatte sie zur Erholung außerhalb des Klosters verbringen müssen, auf den familieneigenen Gütern in Sechtem und Endenich und in Südtirol.
  3. Das Kloster Nazareth (De Oude Munt) besteht heute noch.

D:

Vest.: 25. Sep. 1857; Prof.: 9. Dez. 1858; Sup.: 1863.

L:

Antons, Klara: Leben – Mutter Josefine vom göttlichen Willen (Caroline von Fürstenberg-Stammheim; 1835–1895) und das von ihr gegründete Kloster in Köln-Raderberg". In: Albert, Marcel: Benediktinisches Leben in Köln (Studien zur Kölner Kirchengeschichte ; 39), Siegburg: Franz Schmitt, 2010, S. 185–202 · Albert, Marcel: Frauen mit Geschichte. Die deutschsprachigen Klöster der Benediktinerinnen vom Heiligsten Sakrament, hrsg. von der Historischen Sektion der Bayerischen Benediktinerakademie. St. Ottilien: EOS, 2003 · Domek, Johanna: Benediktinische Frauen bewegen die Welt. 24 Lebensbilder. Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2009, S. 92–96.

Normdaten:

GND: 1074537696

Zitierempfehlung: Fürstenberg, Josefine, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 16.04.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/F%C3%BCrstenberg,_Josefine

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