Ganglbauer, Cölestin

Cölestin Ganglbauer OSB

Cölestin Ganglbauer

79. Abt des Benediktinerstiftes Kremsmünster 1876–1881, Fürsterzbischof von Wien 1881–1889, Kardinal

* 20. Aug. 1817 Thanstetten [heute Schiedlberg]
† 14. Dez. 1889 Wien

Abt Cölestin Ganglbauer, Taufname Josef, entstammte dem Bauernhaus Neuhauser in der Gemeinde Thanstetten bei Kremsmünster (heute Schiedlberg genannt). Er war das älteste der vier Kinder der Kleinbauern und Pferdehändler Johann und Katharina Ganglbauer. Nach den Gymnasialjahren in Kremsmünster 1830—1838 trat er am 24. September 1838 in das Stift ein (Profess 25. Aug. 1842), studierte 1839—1843 Theologie in Linz und wurde 1843 zum Priester geweiht. Noch im selben Jahr wurde er in die Seelsorge nach Neuhofen geschickt (1843—1846). Von 1846 bis 1854 war er Professor der Grammatikalklassen und von 1854 bis zur Ernennung zum Prior 1875 Professor für Religion am Stiftsgymnasium, 1855—1867 Konviktspräfekt, 1865—1870 Professor der phil. Propädeutik, 1867—1875 Konviktsdirektor, 1875—1876 Prior und Rentmeister. Als Prior wurde er nach dem Tod des Abtes Augustin Reslhuber Administrator und am 19. April 1876 zum Abt gewählt.

Obwohl ihn die Verwaltungsgeschäfte und bedeutende Berufungen (Präsident der oberösterr. Landwirtschaftsgesellschaft, Mitglied des Herrenhauses des österr. Reichsrates) häufig vom Kloster wegführten, konnte Abt Cölestin die von seinem Vorgänger begonnene Stiftsrestaurierung, besonders der Stiftskirche, fortführen und zur 1100-Jahrfeier im Jahr 1877 abschließen. Bei der Festtafel anlässlich der Jubelfeier am 18. August 1877 beeindruckte er Kaiser Franz-Joseph I. so sehr, dass der ihn 1881 auf den erledigten Wiener Erzbischofstuhl setzte (22. März 1881). Die Präkonisierung durch Papst Leo XIII. folgte am 4. August 1881 (Urkunde vom 1. Sept. 1881). Damit verbunden war der Verzicht auf die Abtei. Die Bischofsweihe spendete ihm der päpstliche Nuntius Vanutelli am 28. August 1881 in der Stiftskirche Kremsmünster. Am 10. November 1884 erhob ihn Papst Leo XIII. zum Kardinal (Titelkirche Sant'Eusebio).

Als Erzbischof war Ganglhuber in erster Linie Bischof und dann erst Politiker. Vielfach kränkelnd war er keine markante Persönlichkeit, die tiefe Spuren in der Diözese hinterließ (ÖBL 401), stand aber der christlich-sozialen Bewegung in Wien aufgeschlossen gegenüber und förderte mehrere soziale Vereine und Werke. Zur Behebung des Kirchenmangels gründete er den Allgemeinen Wiener Kirchenbauverein, unterstützte den Arbeiterpfarrer Anton Maria Schwartz bei der Gründung der Kongregation der Kalasantiner und veröffentlichte am 20. Februar 1889 einen Hirtenbrief zur sozialen Frage. Sein benediktinisches Interesse an der Liturgie zeigte sich darin, dass er selbst das Wiener Diözesanrituale zusammenstellte.

Nach seinem Tod 1889 wurde Ganglbauer in der Bischofsgruft des Wiener Stephansdomes bestattet.

gge, Mai 2013


D:

Prof.: 25. Aug. 1842; Sac.: 22. Juli 1843; Abbas: el. 19. April 1876, res. 4. Aug. 1881; Archiep.: nom. 22. März. 1881, präc. 4. Aug. 1881, cons. 28. Aug. 1881.

W:

Mehrere Hirtenschreiben im Wiener Diözesanblatt.

L:

Kellner, Altman: Professbuch Kremsmünster, S. 476–478, 611. · ÖBL 1815–1950, Bd. 1 (Lfg. 5, 1957), S. 400f.

Normdaten:

GND: 136357652

Zitierempfehlung: Ganglbauer, Cölestin, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 16.10.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Ganglbauer,_C%C3%B6lestin

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