Gerster, Athanasius

Athanasius Gerster OSB

Athanasius Gerster

Benediktiner der Abtei Seckau; NS-Opfer

* 04. Aug. 1877 Dogern
† 15. März 1945 Bayreuth

Athanasius Gerster, Taufname August, wurde am 4. August 1877 in Dogern im badischen Hotzenwald geboren. Er absolvierte zunächst eine kaufmännische Ausbildung, bevor er 1898 in die Benediktinerabtei Seckau in der Steiermark eintrat. Am 9. September 1900 legte er dort die zeitliche Profess ab und wurde am 30. November 1906 zum Priester geweiht. Als Kantor und Gartenmeister eingesetzt, erwarb er sich durch seine Propagierung des Süßmostes zur Bekämpfung des Alkoholismus’ den Ruf als „Süßmostpater“.

Unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich kam er schon im März 1938 als Gast in das Benediktinerstift Lambach in Oberösterreich, wo er als Aushilfspriester tätig war, bis er am 1. August 1939 wieder nach Seckau zurückkehrte. Als die Abtei Seckau im April 1940 durch die Gestapo beschlagnahmt wurde, ging er „gauverwiesen“ mit mehrern Mitbrüdern in das Kloster Weingarten bei Ravensburg, von wo er am 1. Juni 1940 in die Abtei St. Matthias in Trier versetzt wurde. Als auch St. Matthias im April 1941 beschlagnahmt wurde, ging er über Maria Laach nach Gerleve, als auch dieses Kloster aufgehoben wurde nach Neuburg bei Heidelberg.

Nachdem er während einer Bahnfahrt eine kritische Bemerkung über den Nationalsozialismus gemacht hatte, wurde er von einem Mitreisenden denunziert und am 24. Juli 1944 in Karlsruhe von der Gestapo verhaftet. Obwohl die Abtei Neuburg und das erzbischöfliche Ordinariat Freiburg sofort Schritte zur Freilassung des bereits 67-Jährigen unternahmen, wurde er wegen Wehrkraftzersetzung zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt und im Februar 1945 ins Zuchthaus Bayreuth eingeliefert, wo der spätere Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier sein Mitgefangener war. Von Gerstenmaier stammen auch die Nachrichten über die letzten Lebenswochen Gersters und seinen Tod im Zuchthaus.

Athanasius Gerster starb Mitte März 1945 auf der Krankenstation des Zuchthauses Bayreuth an Unterernährung. Als sein Todestag gilt der 15. März 1945. Er wurde auf dem städtischen Friedhof bestattet.

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D:

Vest.: 1898; Prof.: 9. Sep. 1900; Sac.: 30. Nov. 1906.

L:

Großruck, Johann: Benediktinerstift Lambach im Dritten Reich 1938–1945. Ein Kloster im Fokus von Hitlermythos und Hakenkreuzlegende. Linz: Wagner, 2011, S. 667–673, ISBN 978-3-902330-62-8 · Moll, Helmut (Hrsg.): Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Bd. 2, Paderborn-München-Wien-Zürich 1999, S. 726–729, ISBN 3-506-75778-4.


Zitierempfehlung: Gerster, Athanasius, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 3.05.2017, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Gerster,_Athanasius

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