Alphonse Guépin
in Spanien: Ildefonso Maria Guépin y Le Coniac
Wiederhersteller (1880) und Abt des Klosters Santo Domingo de Silos 1894–1917
* 27. Okt. 1836 Quintin, Dép. Côtes-d'Armor
† 30. April 1917 Silos, Prov. Burgos, Spanien
Alphonse Guépin wurde 1836 als Sohn einer Kaufmannsfamilie in Quintin in der Bretagne geboren. 1846 trat kam er an das Knabenseminar der Eudisten in Redon und trat danach in das Priesterseminar von Saint-Brieuc ein, wo er am 3. März 1857 die Klerikaltonsur erhielt. Ein Jahr studierte er an der Gregoriana in Rom bei den Jesuiten Carlo Passaglia und Johann Baptist Franzelin. In Rom lernte er auch den dort wirkenden späteren Kardinal Jean-Baptiste Pitra kennen, der als Dom Odo Mönch von Solesmes war. Nach Frankreich zurückgekehrt, trat er 1858 gegen den väterlichen Willen in die von Prosper Guéranger gegründete Benediktinerabtei Saint-Pierre de Solesmes ein. Am 29. Juni 1860 legte er in Anwesenheit Pitras die feierliche Profess ab und wurde am 11. März 1864 zum Priester geweiht.
Im Kloster war er Gehilfe des Novizenmeister (Zelator) und wurde im Laufe des Seligsprechungsprozesses für den griechisch-katholischen Erzbischof Josaphat Kunzewitsch (1580–1623) von Abt Guéranger mit der Abfassung einer Vita des Erzbischofs beauftragt. Diese Arbeit beanspruchte ihn zehn Jahre. Sie wurde 1874 in zwei Bänden gedruckt und ins Polnische übersetzt. Mit dem Tod Abt Guérangers 1875 musste Guépin seine wisseschaftliche Tätigkeit aufgeben und im Auftrag seines neuen Abtes Charles Couturier nach Mitteln suchen, die prekäre Finanzlslage der Abtei zu verbessern.
Nach den kongregationsfeindlichen Dekreten (Ferry-Gesetze) vom 29. März 1880, die die gewaltsame Vertreibung der Mönche aus dem Kloster zur Folge hatten (6. November 1880), schickte Abt Couturier, Guépin nach Spanien, um dort für den Fall einer Vertreibung aus Frankreich einen Zufluchtsort im Ausland zu finden. Dort fand er im Oktober 1880 die Ruinen der seit der spanischen Desamortisation 1835 verlassenen Abtei Santo Domingo de Silos bei Burgos[1], die im Dezember mit königlicher Erlaubnis von einigen Mönchen der Abtei Saint-Martin de Ligugé unter der Führung des Abtes Joseph Bourigaud[2] wiederbesiedelt wurde. Als Bourigaud zu Beginn des Jahres 1881 Silos wieder verließ, übernahm Guépin die Leitung der Niederlassung und leiß in den Jahren 1881 bis 1883 umfangreiche Restaurierungsarbeiten an den Gebäuden durchführen, finanziert vor allem von dem in Dezember 1880 in Paris gegründeten Vereins Comité du Denier des Expulsés unter der Leitung des Grafen Georges de Beaurepaire.
1882 erhielt das Priorat die Erlaubnis zum Führen eines eigenen Noviziat und wurde 1894 als Abtei kanonisch wiedererrichtet. Prior Guépin wurde am 27. Mai 1894 zum Abt gewählt und am 5. Juni installiert, nachdem er die nach den Bestimmungen des Konkordats von 1851 dafür nötige spanische Staatsbürgerschaft angenommen hatte. Die feierliche Benediktion folgte am 16. September 1894. 1902 erhielt er auf Wunsch der Regentin Maria-Christina die Cappa Magna.
Dom Guépin wurde am 4. März 1892 korrespondierendes Mitglied der Real Academia de Historia. Den Klosterarchivar Marius Férotin (1855–1914) ließ er die Archive der Abtei durchsehen, woraus 1897 zwei Veröffentlichungen zur Geschichte der Abtei hervorgingen.
Er starb am 30. April 1917 im Kloster Silos. Die Zeitschrift Glosas Silenses widmete ihm 2017 zum hundertsten Todestag eine Sonderausgabe.
gge, Okt. 2019
- ↑ Er selbst hatte wegen der verkehrsgünstigen Lage die Abtei San Pedro de Cardeña bei Burgos bevorzugt, aber die Trappisten von Divielle waren schneller und so entschied er sich schließlich für das schönere, aber abgelegene Santo Domingo de Silos, das er am 19. Juni 1880 zum erstenmal besucht hatte.
- ↑ Abt Couturier hielt es einstweilen nicht für erforderlich, Frankreich zu verlassen.
D:
Vest.: 21. Nov. 1858; Prof.: 29. Juni 1860, 18. Juli 1863; Sac.: 12. März 1864; Abbas: nom. 27. Mai 1894, ben. 16. Sep. 1894.
W:
Panégyrique de saint Thomas d’Aquin, prononcé dans l’église des Frères Prêcheurs à Poitiers en la solennité du 6e centenaire de la mort du saint docteur (7 mars 1874), Poitiers, H. Oudin, 1874 · Saint Josaphat, archevêque de Polock, martyr de l’unité catholique, et l’Église grecque unie en Pologne, Poitiers, H. Oudin, 1874 (2 vol.) · Solesmes et Dom Guéranger, Le Mans, Edmond Monnoyer, 1876 · Prosper Guéranger, Institutions liturgiques, édition et préface de Dom Alphonse Guépin, Paris-Bruxelles, Société générale de librairie catholique, 1878–1885 (4 vol.) · De ratione breviarii Romani monastici ejusque emendatione commentarium, Paris, H. Oudin, 1908 · Dom Guéranger et Mme Durand : souvenirs monastiques d’après la correspondance de l'abbé de Solesmes, Paris, H. Oudin, 1911.
L:
Moral, Tomás: Un nuevo capitulo de la historia de Silos : la restauración de 1880, in: Boletin de la Real Academia de la Historia, Bd. 177, n° 3, 1980, S. 485–574.
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