Ämilian Hafner
letzter Abt von St. Mang in Füssen 1763–1803; Präses der augsburgischen Benediktinerkongregation
* 25. Dez. 1739 Reutte, Tirol
† 19. Mai 1823 ebd.
Ämilian Hafner, Sohn des Lehrers Johann Georg Hafner, wurde 1739 in Reutte in Tirol geboren. Sein jüngerer Bruder Alfons Hafner (1742–1807) war der letzte Abt des Benediktinerklosters Ettal, seine Schwester Hildegardis (1759–1840) die letzte Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Maria Hof in Württemberg. Der jüngere Bruder Josef, ebenfalls Ämilian mit Klosternamen (1756–1847), war zunächst im Benediktinerkloster St. Gallen und wurde später erster Generalvikar des Bistums St. Gallen.
Hafner besuchte das Jesuitengymnasium zu Hall in Tirol, legte am 30. November 1758 in St. Mang die Ordensgelübde ab, und wurde 1764 Priester. Im Kloster war er nacheinander Kustos, Novizenmeister und Prior, und wurde am 6. April 1778 zum Abt gewählt.
Bei seinem Regierungsantritt befand sich das Stift in wirtschaftlich ungünstigen Verhältnissen und war überdies mit dem Hochstift Augsburg in einen Prozess um die staatsrechtliche Stellung des Klosters verwickelt. Große Verdienste erwarb sich Abt Hafner um die Hebung der Wissenschaften unter seinen Religiosen und um die Bildung der Jugend. 1790 eröffnete er ein Gymnasium, an dem ausschließlich Konventualen seines Klosters unterrichteten. Mehrere Zöglinge erhielten unentgeltlich Verpflegung und Unterricht. Die Bibliothek bereicherte der Abt mit neuen Büchern. Zum Schulhausbau in Rickbach spendete er 200 Gulden.
Vom 6. auf den 7. Mai 1782 konnte Abt Ämilian Papst Pius VI. auf dessen Rückreise von Wien nach Rom in St. Mang beherbergen. Der Papst kam in Begleitung des Fürstbischofs Clemens Wenzelaus ins Kloster, wo sich schon Fürstabt Honorius Roth von Kempten, Abt Honorat Göhl von Ottobeuren und andere Prälaten eingefunden hatten, und spendete einer großen Menschenmenge, die sich am Hutlerberg versammelt hatte, den apostolischen Segen.
Obwohl Abt Ämilian bei Fürstbischof Clemens Wenzeslaus in hohem Ansehen stand, sah sich Abt Ämilian 1782 gezwungen, sich angesichts der zahlreichen Übergriffe der hochstiftlichen Regierung in Dillingen an den Kaiser zu wenden und um Rechtshilfe zu bitten. Der von seinem Vorgänger Gerhard Ott in Wien angestrengte Prozess gegen das Hochstift Augsburg schlief allmählich ein und blieb unerledigt.
Bei der Säkularisationswelle zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde St. Mang dem Fürstenhaus Oettingen-Wallerstein als Entschädigung für die am linken Rheinufer gelegene Herrschaft Dachstuhl zugewiesen. Fürstin Wilhelmine verfügte am 14. Januar 1803 die Aufhebung. Bei diesem Anlass brachte Hafner dem Haus Oettingen-Wallerstein auch seine auf 3000 Gulden geschätzte wertvolle Münzsammlung zum Opfer. Da er im Stift nicht bleiben konnte, zog er, nachdem er zwei Jahre in der ihm zugewiesenen Wohnung gelebt hatte, in seine Heimat Reutte, zu seiner noch lebenden Mutter. Dort starb er am 19. Mai 1823 im Ruf eines Wohltäters. Seine letzte Ruhestätte erhielt er auf dem Friedhof der Pfarre Breitenwang bei Reutte.
Um seinen vorausgegangenen Mitbrüdern ein Denkmal zu setzen, hatte er 1820 auf seine Kosten die Gruft in der St. Magnuskirche erneuern und mit einer Gedenktafel versehen lassen.
gge
D:
Prof.: 30. Nov. 1758; Sac.: 6. Mai od. 6. Juni 1764; Abbas: el. 6. April 1778, ben. 8. April 1778.
L:
ADB 10 (1879), S. 321–322 · Leistle, David: Wissenschaftliche und künstlerische Strebsamkeit im St. Magnusstifte zu Füssen. StMBO 18 (1897) 57–68, 281–286, 419–429, 589–598, bes. 426–428, und 19 (1898) 56–59..
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