Urban Hauer
Abt des Benediktinerstiftes Melk 1763–1785
* 28. Juli 1710 Ernstbrunn
† 17. Okt. 1785
Urban Hauer, geboren am 28. Juli 1710 in Ernstbrunn, Niederösterreich, besuchte das Schottengymnasiums in Wien und trat 1729 in das Benediktinerstift Melk ein. Er legte am 26. Dezember 1730 die Profess ab und feierte am 21. März 1735 seine Primiz. Danach war er Lehrer an der Stiftsschule (Humaniora) und Küchenmeister. 1738 wurde er Stiftsökonom (Cellerar) und Kirchenpräfekt. 1740 wurde er als Hofmeister und 1742 als Amtsverwalter (Grundbuch- und Kanzleivorstand) in den Melkerhof nach Wien berufen. In diesem wichtigen Amt erlangte er gründliche Kenntnisse in der Verwaltung des Stiftes.
Am 21. Februar 1763 zum Abt gewählt und durch Kardinalerzbischof Migazzi in Wien infuliert, ließ Hauer inner- und außerhalb des Klosters zahlreiche Renovierungen und Restaurationsarbeiten durchführen. Unter anderem ließ er den Stiftsgarten vergrößern und mit einer Mauer umschließen, das Schloss Pielach erbauen und auf Wunsch der Kaiserin Maria Theresia den Melkerhof in Wien. Er erweiterte und bereicherte die Bibliothek und Münzsammlung und förderte Künstler und Wissenschaftler. Während seiner Amtszeit brachte Melk einige sehr begabte und erfolgreiche junge Musiker hervor. – Dem Staat leistete Abt Hauer wesentliche Dienste als Mitglied der Erbsteuer-Hof-Commission und als Verordneter und Ausschuss des Prälatenstandes. Mehrmals empfing er Kaiserin Maria Theresia, Kaiser Franz I., Josef II. und 1782 Papst Pius VI. im Kloster.
Im Zuge der Reformen Kaiser Josefs II. wurde die Stiftsschule 1781 in ein öffentliches Gymnasium umgewandelt, das nach Hauers Tod an den neuen Bischofssitz St. Pölten übertragen wurde. Außerdem wurden dem Stift Melk einige Pfarreien (Untermarkersdorf, Groißenbrunn), die im Zuge der Klosteraufhebungen ihr Mutterkloster verloren, inkorporiert (Kleinmariazell). Abt Urban kümmerte sich sehr um die neuen und die alten Pfarreien; ihre Kirchen, Pfarrhöfe und Schulen ließ er renovieren oder neu erbauen und besetzte die Pfarrstellen mit Stiftsangehörigen. Zwar belasteten die Baumaßnahmen die Stiftskasse und die Abstellung von Geistlichen führte im Kloster zu einem Personalmangel, jedoch entging Melk so der eigenen Aufhebung.
Da Kaiser Josef keine Abtwahl mehr gestattete, hatte Hauers Tod am 17. Oktober 1785 eine Art Interregnum zur Folge, das die Reihe der Regularäbte unterbrach und vier Jahre dauerte.
gge, Mai 2013
D:
Prof.: 26. Dez. 1730; Prim.: 21. März 1735; Abbas: el. 21. Feb. 1763, ben. 15. Aug. 1763.
L:
Brunner, Sebastian: Ein Benediktinerbuch, S. 275. · Franz Xaver Schweickhardt, Johann von Frast: Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens, Bd. 9, Wien 1837, S. 89–90. · Aemilian Janitsch: Geschichte des Benedictiner-Stiftes Melk mit der Biographie des Abten Anton Reyberger. Wien: Strauß, 1819, S. 148ff. · Scherzer, Elisabeth: Johann Bergl im Benediktiner Stift Melk, Diplomarbeit, Universität Wien, 2010, S. 11ff.
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