Ineichen, Leodegar

Leodegar Ineichen OSB

Leodegar Ineichen

letzter Abt des Klosters Rheinau 1859–1876

* 19. März 1810 Urswil-Hochdorf, Kt. Luzern
07. Sep. 1876 Schänis, Kt. St. Gallen

Leodegar Ineichen, Taufname Candidus, geboren am 19. März 1810 als Sohn des Karl Ineichen von Urswil bei Hochdorf und der Anna Maria Schwander, besuchte das Gymnasium der Benediktiner in Engelberg und trat in die Abtei Rheinau ein. Am 11. Oktober 1829 machte er Profess und wurde am 14. Mai 1833 zum Priester geweiht. Danach war er Lehrer und Vorsteher an der Klosterschule bis zu deren Schließung 1840. Im November 1850 wurde er Unterpfarrer in Rheinau und Bibliothekar.

Im Januar 1857 reiste er mit dem Prior Fridolin Waltenspül nach Karlsruhe, um mit der Fürsprache der Großherzogin Stephanie von Baden[1] bei Kaiser Napoleon III. den Fortbestand des schon seit 1836 unter staatlicher Verwaltung stehenden Klosters zu erwirken. Versehen mit einem Empfehlungsschreiben der Großherzogin reiste er Ende Februar 1857 alleine nach Paris, wo er von Außenminister Graf Walewski empfangen wurde. Die vorgesehene Audienz beim Kaiser kam jedoch nicht zustande.

Am 16. September 1859 wurde er, als jüngster von noch zwölf Konventualen[2], in Rheinau zum Abt gewählt und zwei Tage später benediziert. Vergeblich bemühte er sich weiter, Fürsprecher für den Fortbestand der Abtei zu finden. Nach der Aufhebung des über 1000 Jahre alten Klosters Rheinau durch den Großen Rat des Kantons Zürich 1862 ging er als Visitator und Spiritual (1868) zu den Dominikanerinnen nach St. Katharinenthal und, als auch dieses Kloster 1869 aufgehoben wurde, mit den Schwestern nach Schänis. Dort starb er am 7. September 1876. Seine sterblichen Überreste wurden später nach Rheinau überführt.

Basierend auf Ineichens Tagebüchern[3], die lückenlos den Zeitraum von 1827 bis 1876 umfassen, verfasste Gottfried Bösch seine Geschichte Vom Untergang der Abtei Rheinau. Das Archiv der Abtei Rheinau hatte der vertriebene Prälat mitnehmen dürfen, es fiel größtenteils dem Staatsarchiv des Kantons Zürich zu. Seinen Abtstab und seine Inful hatte Ineichen kurz vor seinem Tod an die junge Abtei Beuron geschickt.

gge, Okt. 2016

  1. Der Großherzog von Baden war Landesherr für einen Großteil des Rheinauer Besitzes.
  2. Es galt schon seit 1836 ein Novizenaufnahmeverbot.
  3. Im Stiftsarchiv Einsiedeln

D:

Prof.: 11. Okt. 1829; Sac.: 14. Mai 1833, Abbas: el. 16. Sep. 1859, ben. 18. Sep. 1859.

L:

Helvetia Sacra III/1, S. 1164–1165 · Gottfried Boesch: Vom Untergang der Abtei Rheinau. Ein Beitrag zur Aufhebungsgeschichte des Benediktinerklosters auf Grund von Briefen und Tagebüchern, in: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd 38, Heft 3, 1956, S. 54 f..


Zitierempfehlung: Ineichen, Leodegar, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 27.11.2018, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Ineichen,_Leodegar

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