Amand(us) John
Abt des Benediktinerstiftes Melk 1909–1942
* 5. Nov. 1867 Kreibitz, Böhmen [Chřibská, Tschechien]
† 5. Juli 1942 Melk, Niederösterreich
Amandus John, Taufname Josef, geboren 1867 im nordböhmischen Dorf Kreibitz, 1887 in Melk eingetreten und 1892 zum Priester geweiht, war als Seelsorger in verschiedenen Stiftspfarren tätig, bis er 1909 als Nachfolger von Alexander Karl zum Abt gewählt wurde.
Abt Amand war ein begabter Wirtschaftsverwalter. Er modernisierte das Stift durch Errichtung einer Trink- und Nutzwasserleitung, einer Kanalanlage, eines Elektrizitätswerkes und des Ökonomiegebäudes und steigerte durch geschickte Maßnahmen den Ertrag der Landwirtschaft. Mehrere Pfarrkirchen (Fahrndorf, Weikendorf, Rohrendorf, Albersdorf und Matzersdorf) ließ er restaurieren, die Kirche in Grillenberg neu erbauen. Außerdem erwarb er 1915 die Kartause Gaming mit ihren Besitzungen. Um auch Kindern ärmerer Bevolkerungsschichten den Besuch des Gymnasiums zu ermöglichen, gründete er 1914/15 ein Juvenat (Knabenseminar), das bis nach dem Zweiten Weltkrieg bestand.
In Abt Amands Regierungszeit fielen beide Weltkriege. Die äußerst schwierigen finanziellen Umstände der Zwischenkriegszeit, verursacht durch die Inflation, die Ertraglosigkeit der städtischen Mietshäuser und den teilweisen Verlust der rumänischen Güter (Margitta), zwangen ihn zu einschneidenden Maßnahmen, u.a. in den 1920er Jahren zum Verkauf der Gutenberg-Bibel[1] mit deren Ertrag eine Wasserleitung finanziert wurde.
Vom 16. September 1912 bis zum 8. Januar 1915 war Abt Amand als Vertreter des Großgrundbesitzes Abgeordneter im Landtag von Niederösterreich. Außerdem war er (auch noch nach 1918) Mitglied des niederösterreichischen Landeskulturrates.
gge
- ↑ Heute in der Beinecke Rare Book and Manuscript Library der Universität Yale in New Haven, Connecticut, USA.
L:
ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 12, 1962), S. 124.
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