Cuthbert Johnson
4. Abt der Quarr Abbey 1996–2008; Liturgiker
* 11. Juli 1946 Sunderland, England
† 16. Jan. 2017 ebenda
Cuthbert Johnson, Taufname Peter, wuchs als eines von vier Kindern in Hebburn on Tyne auf, wo sein Vater als Schweißer auf einer Werft arbeitete. Dem Beispiel seines älteren Bruders Stephen, der Diözesanpriester wurde, folgend, besuchte er das Knabenseminar der Weißen Väter. Mit achtzehn Jahren, im September 1964, trat er in das Noviziat der Benediktinerabtei Quarr ein und legte am 8. September 1966, zusammen mit dem späteren Prior Gregory Corcoran die Profess ab.
1973 zum Priester geweiht, wurde er 1975 zum Liturgiestudium an das Päpstliche Liturgische Institut in Sant’Anselmo in Rom geschickt. Später erwarb er ein Diplom in christlicher Archäologie und wurde mit einer liturgiewissenschaftlichen Arbeit über Prosper Guéranger, den Gründer von Solesmes, zum Doktor der Theologie promoviert. 1983 in die vatikanische Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung berufen, war dort tätig, bis er nach dem plötzlichen Tod des Abtes Leo Avery 1996 zum Abt von Quarr gewählt wurde. In diesen dreizehn Jahren knüpfte er viele internationale Kontakte und reiste nach Amerika, in den Fernen Osten und nach Afrika. Auch mit den Päpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI. war er bekannt.
Am 22. Oktober 1996 von Kardinal Virgilio Noè, Erzpriester der Basilika St.-Peter in Rom, in der Abteikirche feierlich benediziert, nutzte er als Abt er ein finanzielles Vermächtnis, um das neue Gästehaus zu errichten, einen wesentlichen Teil der Klostergärten für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und den Teeladen und andere Einrichtungen zu eröffnen. Auch der Zugang der Öffentlichkeit zur Kirche wurde erheblich verbessert. Daneben bot er Workshops an und stellte die Buchbinderei wieder her. Sein Temperament machte ihn eher zu einem Mann der Intuition und Vision als zu einem Administrator. Er trug viel dazu bei, Quarr einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, war aber weniger erfolgreich in der Führung von Menschen. Nach seinem Rücktritt 2008 diente er als Kaplan in verschiedenen Frauenkonventen und übernahm schließlich Pfarreien, zunächst in Swinburne, dann in Bellingham in seiner Heimatdiözese Hexham und Newcastle.
Von 1992 an war er Mitglied des Päpstlichen Komitees für den internationalen eucharistischen Kongress und von 1997 bis zu seinem Tod Konsultor der Kongregation für die Gottesdienste, ernannt von Papst Johannes Paul II. und bestätigt von Papst Benedikt XVI. Von 2001 bis 2015 war er Berater des Vox-Clara-Kommittees der Kongregation, das sich mit der Übersetzung lateinischer Liturgietexte in die englische Sprache befasst. Er war außerdem der Beauftragte des hl. Stuhls für den Kartäuserorden und besuchte als solcher die Große Kartause in La Valsainte in der Schweiz.
Als Gelehrter und Wissenschaftler veröffentlichte er regelmäßig liturgische Rezensionen und schrieb mehrere Bücher, teilweise zusammen mit seinem Bruder Stephen, teilweise mit Anthony Ward SM. Einige seiner liturgischen Studien erschienen in der Reihe Instrumenta Liturgica Quarreriensia. 2003 veröffentlichte er die Korrespondenz zwischen Abt Guéranger und dem wegweisenden Archäologen Giovanni Battista de Rossi und 2015 eine Ausgabe von Beiträgen von Mgr. Lawrence McReavy vom Ushaw College, in der dieser über seine Arbeit als Experte beim Vatikanischen Konzil berichtet. Im April 2007 wurde er nach fast 20-jähriger Amtszeit als Mitglied des Rates der „Henry Bradshaw Society“ zum Präsidenten der Society gewählt und bis zu seinem Tod jährlich wiedergewählt.
Im Sommer 2016 erlitt er einen Schlaganfall. Bei den nachfolgenden Untersuchungen wurden drei inoperable Gehirntumore diagnostiziert, was die von ihm gewünschte Rückkehr nach Quarr unmöglich machte. Er starb am 16. Januar 2017 im Holy Cross Care Home in Sunderland. Begraben wurde er auf eigenen Wunsch auf dem Friedhof in Hebburn.
gge, Okt. 2019
D:
Prof.: 8. Sep. 1966; Sac.: 1973; Abbas: el. Aug. 1996, ben. 22. Okt. 1996, res. März 2008.
W:
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Nachruf.
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