Kaspar Kindelmann
Abt der Benediktinerabtei Ottobeuren 1547–1584
* ? Stegen, Kanton Zürich
† 5. Jan. 1584 Ottobeuren
Kaspar Kindelmann wurde in Stegen im Kanton Zürich in der Schweiz geboren. Sein Geburtsjahr ist nicht mehr bekannt. Er besuchte die Klosterschule St. Gallen und ging dann, da die Schweizer Abteien vom um sich greifenden Protestantismus bedroht waren, nach Ottobeuren.
Nach der Priesterweihe 1536 übertrug ihm Abt Leonhard Wiedenmann zunächst das Amt des Klosterökonomen, ernannte ihn aber bald zum Präfekten und Direktor der 1542/43 in Ottobeuren errichteten Benediktinerhochschule. Nebenbei unterstützte Kindelmann Abt Leonhard in der Leitung des Klosters, besonders nachdem der 1546 während des Schmalkaldischen Krieges nach Sipplingen am Bodensee hatte fliehen müssen. Nach dem Tod Abt Leonhards im Exil († 15. Dez. 1546) wurde Kaspar Kindelmann am 15. Januar 1547 einstimmig zum Nachfolger gewählt.
Abt Kindelmann war ein unermüdlicher Verfechter des katholischen Glaubens. Während seiner Amtszeit verließ nur ein Konventuale das Kloster und konvertierte zum Protestantismus. Als 1552 achtzig Reiter des protestantischen Kurfürsten von Sachsen das Kloster besetzten, floh Kindelmann in die Gegend von Wangen, kehrte aber, nachdem die geforderten 8.000 Gulden Kriegsentschädigung bezahlt waren, wieder zurück; die hinterlassenen protestantischen Schriften ließ er einsammeln und im Klosterhof verbrennen. Zur protestantischen Stadt Memmingen unterhielt er jedoch gutnachbarliche Beziehungen.
Mehrfach wurde Kindelmann von Kaiser Ferdinand I. und Papst Pius IV. als Gesandter und Vermittler in schwierigen Angelegenheiten verwendet. Das hohe Ansehen in dem Abt und Kloster standen zeigt sich auch darin, dass der von Papst Gregor XIII. zur Visitation aller Klöster nach Deutschland gesandte Bischof Ninguardia in Ottobeuren auf die Visitation verzichtete. Das Angebot des Augsburger Bischofs, ihn zu seinem Weihbischof zu machen, lehnte Abt Kindelmann jedoch ab.
Besonders in Erinnerung bleibt Abt Kaspar jedoch als Bauherr. Da die alte, 1204 eingeweihte Klosterkirche im Bauernkrieg sehr gelitten hatte, ließ er trotz der schwierigen Zeiten eine neue bauen; 1550 wurde der Grundstein gelegt, 1558 erfolgte die feierliche Einweihung durch den Augsburger Bischof Kardinal Truchsess von Waldburg. Als im Dezember 1566 ein Großbrand die Klostergebäude in Schutt und Asche legte, ließ Abt Kaspar auch diese in der gleichen Form wiederaufbauen, einschließlich der zwei Türme.
Kaspar Kindelmann starb am 5. Januar 1584 und wurde vor dem Marienaltar beigesetzt. Sein Grabstein ist erhalten.
gge, Jun. 2013
L:
Prinz, Max: Kaspar Kindelmann, ein großer Abt in schwerer Zeit, in: Kolb, Ägidius (Hg.): Ottobeuren. Schicksal einer schwäbischen Reichsabtei, Augsburg 1964, S. 105–113.
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