Kotyza, Alois

Alois Kotyza OSB

Alois Kotyza

7. Abt des Klosters Raigern 1937–1947

* 27. Feb. 1869 Drysice
† 21. Juli 1947

Alois Kotyza, Taufname Josef, wurde am 27. Februar 1869 in Drysice (deutsch Drissitz) als zweites von elf Kindern des Kleinbauernehepaares Pavel und Marie Kotyza geboren. Er studierte und absolvierte das erzbischöfliche Seminar in Kroměříž (Kremsier). 1888 trat er in die Benediktinerabtei Raigern (Rajhrad), legte 1889 die Profess ab und wurde am 30. Juli 1893 in Brünn zum Priester geweiht. Danach war er Pfarrer in Domašov (Domaschow) im Dekanat Rosice (Rossitz) bei Brünn, bald auch Dekan. Sein Bruder Antonin Kotyza (1879–1954) wurde 1903 in Hradec Králové (Königgrätz) zum Priester geweiht.

Nach dem Tod seines Vorgängers Petrus Hlobil wurde er am 22. Dezember 1936 unter dem Vorsitz des Abtes Ernst Vykoukal vom Emmauskloster in Prag[1] in einem rein informativen Wahlgang zum Abt gewählt. Von der römischen Kurie bestätigt, wurde er am 9. Mai 1937 benediziert, 67 Jahre alt.

Die Abtei Raigern steckte damals infolge der politischen Umwälzungen infolge des Ersten Weltkriegs in einer existenzbedrohenden finanziellen und personellen Krise. Dringend notwendige Reformen waren von seinem Vorgänger nicht ein­geleitet worden. Der neue Abt bewies trotz seines Alters viel guten Willen und führte das Kloster überraschend gut und geschickt, jedoch waren die Umstände seinen Bestrebungen nicht günstig. Im März 1939 wurde die Tschechoslowakei vom Deutschen Reich besetzt und das „Protektorat Böhmen und Mähren" konsti­tuiert. Vier Monate, bis Oktober 1939, war Abt Alois von der neuen Staatsgewalt von der Leitung der Abtei suspendiert. An eine Kongregationsbildung mit den Abteien Břevnov und Braunau war unter diesen Umständen nicht mehr zu denken, da Braunau außerhalb der Protektoratsgrenzen lag. Dazu kam bald der Zweite Weltkrieg. 1942 wurde die Abteikirche durch eine Sturmkatastrophe schwer beschädigt. Zu Kriegszwecken musste im Kloster und den Patronatskirchen ein Teil der Glocken abgegeben werden.

Immerhin traten im Verlauf der Regierungszeit des Abtes Kotyza vier Kandidaten ein, die auch blieben und zu Priestern geweiht wurden. Der zahlenmäßige Bestand des Konvents blieb damit erhalten. Auch wirtschaftlich konsolidierte sich die Abtei einigermaßen. Anders als Emaus wurde sie von den Nationalsozialisten nicht aufgelöst. Nach Kriegsende 1945 und der Wiederherstellung der Abtei Emaus wurde noch im selben Jahr die Slawische Benediktinerkongregation vom Heiligen Adalbert gegründet.

Abt Alois Kotyza war schon als Priester publizistisch tätig gewesen, hatte zu Zeitschriften beigetragen und Übersetzungen angefertigt. Er reiste oft ins In- und Ausland, besuchte Polen, Frankreich, mehrmals Italien, war in Spanien, Deutschland, Schweden, Ungarn, Jugoslawien, dem Heiligen Land und China. Die Feierlichkeiten zum 900-jährigen Bestehen der Abtei 1948 erlebte er nicht mehr; er starb am 21. Juli 1947 an den Folgen eines Autounfalls und wurde am 24. Juli 1947 in Rajhrad beigesetzt. Zu seinem Nachfolger wurde der langjährige Archivar des Klosters Václav Pokorný gewählt.

gge, Nov. 2019

  1. Der bis dahin als Visitator fungierende Abt Ignatius Staub von Einsiedeln in der Schweiz hatte den Wahlvor­sitz, mit dem ihn die Religiosenkongregation betraut hatte, abgelehnt.

D:

Prof.: 1. Okt. 1889, 1892; Sac.: 30. Juli 1893; Abbas: ben. 9. Mai 1937.

L:

Meissner, Erhard: Die Benediktinerabtei Raigern im Wandel zweier Jahrhunderte (1813–1950), in: Bohemia : Jahrbuch des Collegium Carolinum, Band 19, München, Wien: R. Oldenbourg, 1978, S. 85–121.


Zitierempfehlung: Kotyza, Alois, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 20.11.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Kotyza,_Alois

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