Virgilia Lütz
87. Äbtissin des Benediktinerinnenstiftes Nonnberg in Salzburg 1921–1949
* 27. März 1869 Sigmaringen, Baden-Württemberg
† 8. Juni 1949 Salzburg
Maria Virgilia Lütz, Taufname Caroline Antonie,wurde am 27. März 1869 in Sigmaringen als eines der elf Kinder des Malers Eduard Lütz und seiner Frau Josephine Graf (Tochter des Zollerwirtes Karl Graf) geboren und kam schon in jungen Jahren nach Nonnberg (September 1886). Am 15. Oktober 1890 begann sie ihr Noviziat und legte am 17. Januar 1892 die Profess ab. Während ihrer ersten Klosterjahre war sie im Pensionat als Musik- und Sprachlehrerin eingesetzt, später Kantorin und Paramentenstickerin.
Beim Tod der Äbtissin Anna Scherer 1921 war sie seit ca. zehn Jahren Novizenmeisterin. Am 12. September 1921 wurde sie unter dem Vorsitz des Fürsterzbischofs Dr. Rieder zur Äbtissin gewählt, am selben Tag von ihm bestätigt und am 25. September 1921 in der Stiftskirche benediziert.
Äbtissin Virgilia führte die Gemeinschaft durch die Zeit der Wirtschaftskrise und des Zweiten Weltkriegs. Ihre erste Entscheidung war die Aufgabe des von ihrer Vorgängerin Anna Scherer gegründeten Priorats St. Hemma in Gurk, Kärnten. Die dortige Gemeinschaft zog mit ihrer Oberin Scholastika von Riccabona als Gründungskolonie in das 1924 von der Beuroner Kongregation errichtete Kloster St. Erentraud in Kellenried bei Ravensburg (Baden-Württemberg) um.
Trotz der finanziellen Schwierigkeiten in der Wirtschaftskrise veranlasste Virgilia Lütz die Erneuerung der Dächer, die allerdings während des Zweiten Weltkriegs beim ersten Bombenangriff auf Salzburg 1944 weitgehend wieder zerstört wurden. 1947 wurden neue Glocken als Ersatz für die im Weltkrieg abgelieferten geweiht und 1949 ein wiedererrichteter Klosterflügel, den 1944 eine Bombe zerstört hatte.
Auch der geistlichen Leitung des Hauses widmete Äbtissin Virgilia große Aufmerksamkeit, u.a. in Konferenzen und Unterweisungen, und führte die Arbeit ihrer Vorgängerinnen auf dem Gebiet des Chorgebets weiter. Jahrelang nahm sie aktiv an an den wöchentlichen Unterrichtsstunden der Klostergemeinschaft teil. Aus Rücksicht auf die Gesundheit ihrer Konventualinnen, die durch die Entbehrungen der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg geschwächt waren, erwirkte sie bei der kirchlichen Behörde die Erlaubnis, die Matutin am Abend vorwegbeten zu dürfen.
Ihre Mitnovizin und Priorin Regintrudis von Reichlin-Meldegg charakterisiert sie, besonders im Hinblick auf ihr Wirken während des Zweiten Weltkriegs, mit den Worten: „Mit warmherzigem Einfühlen nahm Frau Äbtissin an allem teil, was an sie herantrat, bestrebt zu helfen, zu trösten und zu ermutigen, wo es nur möglich war.“ (Nonnberg im Wandel der Zeiten, S. 82).
Seit Januar 1949 verschlechterte sich der Gesundheitszustand der Äbtisin merklich, nach ihrem 80. Geburtstag am 27. März „ging sie der Auflösung entgegen“ (Reichlin). Sie starb am 8. Juni 1949. Zu ihrer Nachfolgerin wurde am 15. Juli 1949 die Novizenmeisterin Erentrudis Steidl, eine Tirolerin, gewählt.
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D:
Vest.: 15. Okt. 1890: Prof.: 17. Jan. 1892; Abbatissa: el. 12. Sep. 1921, ben. 25. Sep. 1921; Dev.: Adveniat regnum tuum.
L:
BBKL Band XXIII (2004) Sp. 933–934 (Ekkart Sauser) · Reichlin von Meldegg, Regintrudis: Stift Nonnberg zu Salzburg im Wandel der Zeiten, Salzburg 1953, 80–83 · StMBO 41 (1922), S. 211 · Burkhart, Herbert: Lutz, Lütz, und Dopfer, Sigmaringer Maler und Lithographen des 19. Jahrhunderts, in: Hohenzollerische Heimat, Herausgegeben vom Hohenzollerischen Geschichtsverein, 46. Jahrgang, Nr. 1, März 1996, S. 22–24.
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