Benedikt Lurz
Abt des Klosters Neustadt am Main 1764–1788
* 15. Dez. 1708 Münnerstadt
† 29. Okt. 1788 Neustadt am Main
Benedikt Lurz, geboren in Münnerstadt als Sohn des Amtskellers Lorenz Lurz am 15. Dezember 1708, Profess am 8. Januar 1731, wurde am 21. März 1733 zum Priester geweiht, Primiz 13. April 1733, 1743 Novizenmeister, 1751 Cellerar, 1759 Pfarrer in Retzbach und am 14. November 1764 zum Abt gewählt. Die feierliche Benediktion erhielt er am 6. Januar 1764.
Dieser Abt nahm sich besonders – wie auch schon seine Vorgänger Benedikt Krieg und Placidus Reich – des seit Jahrhunderten währenden Streits des Klosters mit dem Hochstift Würzburg um dem Kloster entfremdete Gerechtsame an. „Mit Rechtskenntnissen reichlich ausgerüstet“, wie Link schreibt, hatte er sich schon 1756 monatelang am Sitz des Reichskammergerichts in Wetzlar aufgehalten. Kaum zur Klosterleitung berufen, erwirkte er am 15. Dezember 1766 einen kaiserlichen Befehl, mit dem Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim an den kaiserlichen Gerichtshof vorgeladen wurde. Dieser jedoch ignorierte die Vorladung genauso wie es sein Vorgänger 1559 getan hatte. Abt Benedikt appellierte daraufhin an die öffentliche Meinung, indem er eine Druckschrift über den Ursprung und die Stiftung des Klosters und seine Rechte veröffentlichen ließ.[1]
Diese Schrift war kaum erschienen, da erschien am 4. März 1768 in aller Frühe eine bischöfliche Kommission unter Führung des geistlichen Rats und Fiskals Rothmund im Kloster, um nach der unerlaubten Druckerei zu fahnden. Der aus der Kirche gerufene und zu Protokoll vernommene Abt Benedikt gab an, die Drucklettern schon aus dem Kloster fortgeschafft zu haben. Die Kommission befahl ihm bei Strafe von 100 Dukaten die noch vorhandenen Exemplare sofort auszuliefern und binnen vier Wochen die nach Frankfurt geschickte Buchdruckerei herbeizuschaffen. Die Strafe wegen Winkeldruckerei sollte noch gesondert festgesetzt werden. Abt Benedikt verweigerte die Herausgabe und erklärte, er werde sich nur der Gewalt beugen. Der gemeinsame Mittagstisch löste für den Augenblick die brennende Schwierigkeit; erst am Nachmittag besichtigte die Kommission das Druckereizimmer und nahm die noch vorhandenen acht Exemplare der Druckschrift an sich.
Der Fürstbischof setzte daraufhin eine Visitationskommission unter der Führung des Weihbischofs Gebsattel ein, die ihre Visitation am 7. April 1768 durchführte und in ihrem Bericht an den Fürstbischof feststellte, sie hätte das Kloster in untadeligem Zustand vorgefunden. Die Streitigkeit verlief vorläufig im Sande; sie wurde erst später zwischen den beiden Nachfolgern als Bischof und Abt im Wege des Vergleichs zu einem Ende gebracht.
Abt Benedikt Lurz feierte am 8. Juni 1781 sein Professjubiläum und 1783 seine Sekundiz. Er starb, umgeben von seinen Mitbrüdern, am 29. Oktober 1788, als dreifacher Jubilar, „voll an Jahren und an Verdiensten“. Bestattet wurde er am 1. November in der Kirche unterhalb der Kommunikantenbank beim Stiftungsaltar. Propst Melchior Zösch vom Augustinerchorherrenstift Triefenstein setzte seine Leiche ein, P. Philipp Klinger von Triefenstein hielt die Leichenpredigt. Sein Portrait auf Leinwand ist von den noch vorhandenen acht Abtportraits das kunstvollste. Sein Nachfolger wurde Johann Baptist Weigand aus Karlstadt.
gge, Nov. 2019
- ↑ Diplomatische Nachrichten über Ursprung und Stiftung des Klosters Neustatt zum Beweis der dem Kloster zustehenden Immunitäten, Freiheiten und Vorzügen in temporalibus, aus Veranlassung eines am Reichskammergericht gegen das Hochstift Wirzburg 1559 anhängig gemachten und 1766 wieder aufgenommenen Rechtsstreites, an das Licht gestellt vom Abt, Prior und Convent. Typis Monasterii 1767 und Dinkelsbühl 1768.
D:
Sac.: 21. März 1733; Abbas: 14. Nov. 1764, ben. 6. Jan. 1764.
L:
Kraus, Johann Adolph: Die Benediktiner-Abtei Neustadt am Main. Würzburg: Etlinger, 1856 · Link, Georg: Beschreibung der Benedictinerabtei Neustadt am Main. Würzburg: Staudinger, 1872 (Separatdruck aus dem Klosterbuch der Diözese Würzburg).
Vorlage:Page.name: LURZ, Benedikt OSB (1708–1764) – Biographia Benedictina