Anselmo Nickes
Benediktiner der Abtei St. Paul in Rom 1854–1866; Exeget
* 5. Sep. 1825 Aachen-Forst
† 5. Feb. 1866 Rom
Anselmo Nickes, Taufname Johann Peter, geboren am 5. September 1825 in Forst bei Aachen, besuchte dort die höhere Bürgerschule und das Gymnasium. Vom Herbst 1845 an studierte er drei Jahre Philosophie und Theologie an der Universität Bonn. Im September 1849 zum Priester geweiht, wirkte er in der Seelsorge in seiner Mutterdiözese Köln.
Nach einem Kaplansjahr in Düren wurde er Rektor der höheren Schule in Viersen. Im September 1851 kehrte er nach Bonn zurück, um seine theologischen Studien fortzusetzen. Mit seinen Arbeiten über die biblische Chronologie, über die assyrisch-medische Geschichte und über Johannes Damaszenus war er noch nicht zum Abschluss gekommen, als er im Herbst 1853 an die Aachener Domschule berufen wurde. 1850 wurde er in Bonn zum Doktor der Philosophie und 1853 in Münster zum Doktor der Theologie promoviert. Den zu diesen Gelegenheiten erschienenen Druckschriften über Aristoteles und über die Handschriften des Alten Testaments folgte bald eine dritte Schrift über das Buch Judith (alle in klassischem Latein geschrieben).
Am 10. April 1854 reiste er – nachdem er seine Stelle in Aachen an Ernst Wolter übergeben hatte – nach Rom und trat dort am 5. Mai 1854 in die Benediktinerabtei St. Paul vor den Mauern ein, wo er nach dem Noviziat in Perugia am 4. Februar 1855 die feierlichen Gelübde in die Hände des Abtes Simplicio Pappalettere ablegte. Noch im selben Jahr wurde er vom Generalkapitel der Cassinensischen Kongregation zum Lektor der Theologie ernannt und hielt im Kloster Vorlesungen über die griechische Sprache und Literatur und Moraltheologie. Er katalogisierte Handschriften des Klosters, gab ein Werk über das Buch Esther in zwei Bänden heraus (1856 und 1858) und zuletzt die Akten des Florentinischen Konzils in lateinischer Übersetzung (1865). Eine größere kommentierte Ausgabe der Konzilsakten und eine Ausgabe einer griechischen Auslegung der Evangelien konnte er nicht mehr beenden.
Durch seinen Lehrer und Freund Professor Peter Knoodt (1811–1889) für die Philosophie Anton Günthers gewonnen, bemühte Nickes sich vergebens, dessen kirchliche Verurteilung abzuwehren.[1] Seinem Abt Simplicio Pappalettere, einem bekannten Protektor Günthers, diente er nach dessen Berufung zum Konsultor der Indexkongregation als vereidigter Assistent (Sekretär), der die Geheimakten und Voten der Kongregation einsehen durfte und in die vertraulichen Angelegenheiten Pappaletteres eingeweiht war.[2]
Nach Häger verfiel Nickes in Rom immer mehr „einer eigenen aszetischen Richtung und verließ kaum mehr die Zelle“. Die zwei Bände über Judith waren „nicht einwandfrei“. Gegen Ende seines Lebens geistig gestört habe Nickes jedoch zuletzt noch die Gnade gehabt, eines erbaulichen Todes zu sterben.
Er starb am am 5. Februar 1866 an den Folgen des römischen Fiebers (Malaria). Sein Grab fand er in der Basilika S. Paolo in Rom.
gge, Sep. 2019
D:
Sac.: Sep. 1849; Prof.: 4. Feb. 1855.
W:
De Aristotelis politicorum libris, 1851 · De veteris testamenti codd. graecorum familiis, 1853 · De libro Judithae, 1854 · De Estherae libro et ad eum quae pertinent vaticiniis et psalmis II. tres, Romae 1856—58. 2 Bände · Sanctum Florentinum universae ecclesiae concilium (Graece et lat.), Romae 1865 · Stimmen aus Rom. Von den Benedictinern in St. Paul, Schaffhausen 1860 (Mitarbeit).
L:
Album Benedictinum. S. Vincentii in Pennsylvania 1869. S. 200 · Weis, P. Anton: Nickes, Johann Peter Anselm, in: Allgemeine Deutsche Biographie 23 (1886), S. 573 · Sterbebild · Häger, Peter: Zwischen Aufbruch und Beständigkeit: Leben und Wirken des zweiten Beuroner Erzabtes Placidus Wolter (1828–1908). Münster: LIT Verlag, 2008, S. 48
Vorlage:Page.name: NICKES, Anselmo OSB (1825–1866) – Biographia Benedictina