Partl, Gerhard

Gerhard Partl OSB

Gerhard Partl

letzter Abt des Klosters Weihenstephan 1769–1803

* 22. Dez. 1724 Heilbrunn
07. März 1811 München

Gerhard Partl, Taufname Johannes (Evangelist), wurde am 22. Dezember 1724 als eines der acht Kinder des angesehenen Bauern Melchior Partl (Pärtl) und seiner Frau Barbara in der Langau in Heilbrunn geboren. Er besuchte die Schule im nahegelegenen Kloster Benediktbeuern und absolvierte die Philisophie am Lyzeum in Freising. Das Noviziat absolvierte er im Kommunnoviziat der bayerischen Benediktinerkongregation in Weihenstephan und legte am 22. Oktober 1747 in Benediktbeuern als fr. Gerardus die Profess ab. Er war ausgebildeter Cellist und Tubabläser. Nach dem Theologiestudium am Kommunstudium im Kloster Oberaltaich wurde er am 27. Mai 1752 zum Priester geweiht und feierte am 25. Juni seine Primiz.

1755 wurde er zum Waldmeister bestellt (und ließ als solcher sämtliche Klosterwälder aufnehmen), am 7. Februar 1761 zum Getreidemeister (Kastner) und am 15. Februar 1766 zum Prior. Auf dem Generalkapitel in Andechs 1768 (13.–15. Juni) war er Deputierter des Konvents. Als fähiger Ökonom mitverantwortlich für die wirtschaftliche Blüte der Abtei Benediktbeuern, wurde er am 18. März 1769 auf Wunsch des Kurfürsten und des Generalpräses der Kongregation zum Abt der hochverschuldeten Abtei Weihenstephan postuliert, die er vor allem durch Sparsamkeit und geordnete Wirtschaft zu sanieren versuchte.

Erschwert wurde Partls Arbeit durch die französischen Einfälle während der Koalitionskriege 1796 mit Einquartierungen, Requisitionen und Kontributionen. Trotzdem ließ er die Orgel reparieren und neu fassen und schaffte neue Paramente an. 1796 wurde er auch Landschaftsverordneter des Rentamts München, was bedeutete, dass er häufig vom Kloster abwesend war und die Klosterleitung dem Administrator in temporalibus, Subprior Rafael Thaler, überlassen musste, der versuchte, ihm die Schulden seines resignierten Vorgängers Abt Innozenz Völkl anzulasten und die wirtschaftliche Leitung an sich zu reißen. Nachdem die Regierung in München die Gläubiger öffentlich aufgerufen hatte, ihre Ansprüche anzumelden, kam es zu einem regelrechten ’Run’ auf das Kloster. Viele kleine Handwerker rund um Weihenstephan pilgerten in Scharen auf den Berg, Existenzzusammenbrüche konnten nicht verhindert werden, eine „regelrechte Lawine von Preisstürzen“ (Stutzer) war die Folge. Versuche von staatlichen Behörden, Kapital nachzuschießen und somit das Vertrauen in das Kloster wiederherzustellen, kamen zu spät.

Bei der Wiederaufnahme der durch die Kriegsunruhen unterbrochenen Visitationen 1801 durch den Generalpräses Karl Klocker kam Weihenstephan, weil es nahe bei München gelegen und angeblich dem Ruin nahe war, zuerst an die Reihe. Die Visitatoren – Generalpräses Klocker und Abt Gregor Rottenkolber von Tegernsee – hatten von der Regierung den besonderen Auftrag nach der Visitation ausführlich an den kurfürstlichen Geistlichen Rat zu berichten. Dem Visitationsprotokoll ist zu entnehmen, dass der Schuldenstand auf knapp 180.000 fl. angewachsen war, denen Aktiva in Höhe von nur 65.000 fl. gegenüberstanden. Um den Ruin abzuwenden, schlug die Kommission u.a. vor, das Weingut in Gumpoldskirchen bei Wien und zwei Häuser in München zu verkaufen und die Schwaige Dürnast, das Klosterbrauhaus und die Land- und Forstwirtschaft zu verpachten. Es kam jedoch nicht mehr dazu; am 24. März 1803 wurde Weihenstephan wie alle bayerischen Klöster aufgehoben. Der Staat wurde selbst Opfer des völlig verwirtschafteten Vertrauens und fand keine Käufer für die Weihenstephaner Liegenschaften. 1804 wurde schließlich eine Forstschule in den Gebäuden eingerichtet.

Abt Partl lebte nach der Säkularisation in München, wo er am 7. März 1811, im Alter von 87 Jahren, starb und auf dem allgemeinen Friedhof begraben wurde, neben dem am selben Tag verstorbenen P. Benno Ortmann vom Kloster Prüfening. Überliefert ist, dass er sparsam lebte und einen Großteil seiner doppelten Pension, die er als Prälat und Landschaftsverordneter bezog, zur finanziellen Unterstützung seiner ehemaligen Konventualen, zum Ankauf neuerer literarischer Werke und für die Armenfürsorge verwendete.

gge, Dez. 2019


D:

Prof.: 22. Okt. 1747, Sac.: 27. Mai 1752; Abbas: el. 18. März 1769, ben. 15. Okt. 1769.

L:

Gentner, Heinrich: Geschichte des Benedictinerklosters Weihenstephan bey Freysing. München: Hübschmann, 1854 · Hemmerle, Josef: Das Bistum Augsburg 1: Die Benediktinerabtei Benediktbeuern (Germania Sacra N. F. 28), Berlin/New York 1991, bes. S. 663–664 · Scheglmann, Alfons Maria: Geschichte der Säkularisation im rechtsrheinischen Bayern Bd. 3: Die Säkularisation in den 1803 definitiv bayerisch gewesenen oder gewordenen Gebieten. 1. Teil: Die Säkularisation der Fürstbistümer und Benediktinerabteien. Regensburg 1805, S. 843ff., bes. 861–863.

Normdaten:


Zitierempfehlung: Partl, Gerhard, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 27.12.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Partl,_Gerhard

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