Romuald Pramberger
Benediktiner des Stiftes St. Lambrecht; Volkskundler, Schriftsteller
* 12. April 1877 Pöchlarn, Niederösterreich
† 7. April 1967 Mautern in Steiermark
Romuald Pramberger, Taufname Julius, wuchs als Sohn des Kaufmann Gottfried Pramberger und seiner Frau Maria Gayrhofer in Pöchlarn auf. Nach dem frühen Tod des Vaters im Oktober 1883 besuchte er das Melker Stiftsgymnasium und trat nach der Matura 1899 als Novize in das Benediktinerstift Melk ein. Wegen verschiedener Schwierigkeiten aus Melk ausgetreten, kam er über das Linzer Priesterseminar in das Kloster St. Paul im Lavanttal[1] (Kärnten) und von dort nach neuerlichen Schwierigkeiten am 19. Oktober 1903 in die steirische Abtei St. Lambrecht, wo er am 12. Juni 1904 seine feierliche Profess ablegte. Zwei Wochen später wurde er nach dem Studium in Innsbruck und Rom von Fürstbischof Schuster zum Priester geweiht. Am 1. September 1904 begann er seine Tätigkeit als Lehrer am Stiftsgymnasium. Als Stiftspriester war er excurrens auf verschiedenen Pfarrstellen eingesetzt, erhielt aber nie eine eigene Pfarrei, weil er die erforderliche Pfarrkonkursprüfung nie abgelegt hatte.
Pramberger gehört zu den Pionieren der steirischen Volkskunde. Von 1905 an und verstärkt ab 1911 unternahm er Sammel- und Erhebungsgänge in die Dörfer der näheren Umgebung und sammelte volkskundlich bedeutsame Gegenstände, mit denen er die volkskundliche Sammlung des Stiftes begründete. Immaterielles Kulturgut zeichnete er in Notizbüchern auf, die er nach und nach handschriftlich in insgesamt 45 Folianten (ca. 22.000 A4-Seiten) übertrug. Bei der Einrichtung des sog. Lehrmuseums ließ er sich von dem Volkskundler Viktor von Geramb beraten. 1921 erschien ein gedruckter Museumsführer. Auch eine wirtschaftskundliche Sammlung legte Pramberger an, die aber nicht erhalten ist. Die Begründung der kunsthistorischen Sammlung des Stiftes, die dann P. Othmar Wonisch weiterführte, ist ebenfalls sein Verdienst. Er gründete außerdem das Kärntner Heimatmuseum mit, hielt zahlreiche volkskundliche Vorträge (auch im Radio) und war bis 1938 Konservator des Bundesdenkmalamtes in Wien.
Nach dem Anschluss Österreichs 1938 und der Aufhebung des Stifts ging der von Existenzängsten geplagte und dem Konventleben schon länger entfremdete und von den Mitbrüdern isolierte Pramberger nicht mit den vertriebenen Mönchen nach Mariazell, sondern übernahm eine Stelle als Kuratbenefiziat der Familie Mayr-Melnhof in Schloss Pfannberg bei Frohnleiten. Durch seinen Kontakt mit dem Reichsgeschäftsführer der Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe, Wolfram Sievers, den er bereits 1928 in München kennengelernt hatte, wurde Pramberger Mitglied des SS-Ahnenerbes. Zunehmende Spannungen mit der Familie Mayr-Melnhof führten 1943 zu seinem Umzug nach Salzburg, wo er an der „Lehr- und Forschungsstelle für germanisch-deutsche Volkskunde“ tätig war. Von 1943 bis 1947 war er Schlosskurat in Anif, nach Kriegsende Missar beim Fürsten Auersperg auf Schloss Weitwörth.
Nachdem ihm 1950 vom Land Steiermark eine Ehrenrente auf Lebenszeit zugesprochen worden war, übersiedelte Pramberger 1956 nach Mautern im Liesingtal, wo er bis zu seinem Lebensende lebte. Die Gemeinden St. Blasen und St. Lambrecht, für die er Häuserbücher verfasst hatte, ernannten zum Ehrenbürger. Er starb am 7. April 1967 in Mautern und wurde auf dem Konventfriedhof der Abtei St. Lambrecht begraben.
gge, Nov. 2018
- ↑ Weil es dort schon einen P. Richard gab (den späteren Abt Richard Strelli), wechselte er den Ordensnamen zu fr. Romuald,.
D:
Vest.: 1. Sep. 1899; Prof.: 2. Sep. 1900 (Melk), 12. Juni 1904 (St. Lambrecht); Sac.: 24. Juli 1904; Prim.: 26. Juli 1904.
W:
114 Schriften, u.a.: Der Pfleger auf Stein (1907) · Die Lambertuszelle (1908) · Marienminne (Roman, 1909) · Die Kreuzfahrer (Erzählung, 1910) · Märchen aus der Steiermark (1936).
L:
Drusowitsch, Helga: Romuald Pramberger – Leben und Wirken. 2 Bände. Dissertation, Karl-Franzens-Universität Graz, 1978 · Plank, Benedikt: Romuald Pramberger. Mönch und Original, in: Kreissl, Eva (Hg.): Kulturtechnik Aberglaube. Zwischen Aufklärung und Spiritualität. Strategien zur Rationalisierung des Zufalls. Bielefeld: transcript, 2013), S. 507–518.
Web:
Michael J. Greger: Pater Romuald Pramberger O.S.B. (1877–1967). Heimatforscher, Sammler, Museumsmann, Volkskundepionier – und Mönch. 30. September 2013. austria-forum.org, eingesehen am 22. November 2018.
Vorlage:Page.name: PRAMBERGER, Romuald OSB (1877–1967) – Biographia Benedictina