Riccabona, Scholastika

Scholastika von Riccabona OSB

Scholastika Riccabona von Reichenfels

1. Äbtissin von St. Erentraud in Kellenried 1926–1963

* 21. März 1884 Innsbruck, Tirol
† 26. Mai 1963 Berg-Kellenried, Baden-Württemberg

Scholastika Riccabona von Reichenfels, Taufname Franziska („Fanny“), stammte aus einer weitverzweigten, angesehenen, ursprünglich aus Italien stammenden Familie. Am 21. März 1884 in Innsbruck geboren, trat sie 1907 in die Benediktinerinnenabtei Nonnberg in Salzburg (St. Erentraud) ein und legte am 4. September 1909 die Profess ab. Am 24. Juli 1919 wurde sie zur Priorin des 1890 von Nonnberger Benediktinerinnen wiederbesiedelten Tochterklosters St. Hemma in Gurk, Kärnten, gewählt.

Das in dem viel zu großen alten Gurker Domstiftgebäude eingerichtete Priorat St. Hemma kämpfte vom ersten Tag an um seine Existenz. Die Schwestern und Chorfrauen lebten am Rande des Erträglichen, viele starben an Krankheiten und Unterernährung, besonders in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg.[1] Auf Vermittlung des Seckauer Abtes Laurentius Zeller wurde St. Hemma daher nach langen Verhandlungen 1924 aufgegeben. Die Mehrzahl des Konvents, verstärkt noch mit sechs Schwestern aus der Abtei St. Gabriel (Bertholdstein) unter der Leitung der Novizenmeisterin Placida zu Salm, ging mit seiner Priorin in das von der Beuroner Kongregation gegründete und neu erbaute Kloster St. Erentraud in Kellenried bei Ravensburg. Am 7. September 1924 wurde der aus 28 Chorfrauen und Laienschwestern bestehende Gründungskonvent von Bischof Keppler feierlich in Kellenried eingeführt.

Da mit dem Umzug nach Kellenried die Lostrennung von der Mutterabtei Nonnberg und der Übertritt zur Beuroner Kongregation verbunden war (seit April 1923 trugen die Schwestern den Habit der Beuroner Frauenklöster), absolvierte Priorin Scholastika, begleitet von der Chorfrau Placida zu Salm-Reifferscheidt aus St. Gabriel, eine Einführung in die Beuroner Gebräuche in der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim-Eibingen (Äbtissin Regintrudis Sauter).

Nachdem Papst Pius XI. das Priorat St. Erentraud mit Datum 7. August 1926 zur Abtei erhoben hatte, wurde Priorin Scholastika am 24. August zur Äbtissin gewählt und am 8. September, genau zwei Jahre nach dem Einzug in Kellenried, durch den Rottenburger Weihbischof Sproll benediziert. Anwesend waren die Äbtissin von St. Gabriel, Benedikta zu Schwarzenberg, Erzabt Raphael Walzer von Beuron und Abt Ansgar Höckelmann aus der benachbarten Abtei Weingarten. Damit war die Gründungsphase abgeschlossen. In den folgenden Jahren leitete Äbtissin Scholastika den inneren und äußeren Aufbau der Abtei, wozu auch die Einrichtung von Werkstätten (v.a. die Gipsgießerei) zur Sicherung des Lebensunterhalts gehörte. Große Sorgfalt verwandte sie auch auf die würdige Feier des Stundengebets nach der Beuroner Tradition.

Kurz nach Ostern 1940 wurde das Kloster zur Unterbringung von Umsiedlern von der NSDAP beschlagnahmt, die etwa 60 Schwestern vertrieben. Äbtissin Scholastika ging zunächst nach Beuron und lebte dann abwechselnd in Kellenried und auf Schloss Zeil in Leutkirch, wohin sich der Hauptteil des Konvents ins Exil geflüchtet hatte. Am 28. Oktober 1945 zog der Konvent wieder feierlich in das durch die Vermittlung des Weingartener Abtes Conrad Winter zurückerstattete Kloster Kellenried ein und begann mit dem weiteren Aufbau, dessen Höhepunkt die Vollendung und Weihe der Kirche am 14. und 15. Mai 1958 war. 1962 wurde durch den Bau des Westflügels der Kreuzgang geschlossen und im August 1962 der Grundstein für den Erweiterungsbau gelegt, dessen Fertigstellung die Äbtissin nicht mehr erlebte (wohl aber die Eröffnung des Gästehauses „St. Scholastika“).

Ihre letzte größere Aufgabe war die vom Zweiten Vatikanischen Konzil geforderte, bis dahin den Chorfrauen vorbehaltene feierliche Profess der Laienschwestern am 12. Januar 1962, deren Vorbereitung sie noch selbst leitete, und die von Abt Wilfrid Fenker von Weingarten geleitete Jungfrauenweihe am 13. Januar 1963.

Scholastika von Riccabona starb am 26. Mai 1963 und wurde auf dem Klosterfriedhof beigesetzt.

gge, Nov. 2016, rev. Nov. 2017

  1. Von 1890 bis 1920 starben einundzwanzig Schwestern mit einem Altersdurchschnitt von 36 Jahren.

D:

Prof.: 4. Sep. 1909, 8. Sep. 1912; Abbatissa: el. 24. Aug. 1926, ben. 8. Sep. 1926.

L:

Gothaisches genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser, Teil 2, Perthes 1941, S. 424 · Kellenried, in: Erbe und Auftrag 1963, S. 488ff. · Kretz, Ignatia; Brunnhuber, Margarita: Frauen die das Leben lieben. Ravensburg: Oberschwäbische Verlagsanstalt Drexler & Co., 2001, ²2002, passim · Steinsträßer, Inge: Im Exil 1940–1945: Die Benediktinerinnen von Kellenried während des "Dritten Reichs" (Beiträge zu Theologie, Kirche und Gesellschaft im 20. Jahrhundert ; Bd. 25). Münster: LIT, 2015.


Zitierempfehlung: Riccabona, Scholastika, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 20.06.2021, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Riccabona,_Scholastika

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