Gregor (Ritter von) Scherr
Abt des Benediktinerklosters Metten 1840–1856; Erzbischof von München und Freising 1856–1877
* 22. Juni 1804 Neunburg vorm Wald, Oberpfalz
† 24. Okt. 1877 München
Gregor Scherr, Taufname Leonhard Andreas, geboren 1804 in Neunburg vorm Wald als Sohn des Gastwirts Wolfgang Scherr (1782–1845) und seiner Frau Barbara geb. Pösl (1779–1862), studierte Philosophie an der Universität Landshut und Theologie am Lyzeum in Regensburg. Am 4. August 1829 wurde er in Regensburg zum Priester geweiht. Nach dreijähriger Seelsorgetätigkeit in Rimbach bei Cham in der Oberpfalz trat er 1832 als Novize in die 1830 wiedererrichtete Abtei Metten ein, legte am 29. Dezember 1833 die feierliche Profess ab und übernahm die Klosterpfarrei. Vom 1. Juni bis zum 1. Oktober 1838 war er provisorischer Oberer im Kloster Scheyern und wurde danach Konventualprior, Pfarrer und Novizenmeister in Metten.
Mit Datum 17. März 1840 von König Ludwig I. von Bayern in Regensburg persönlich zum ersten Abt von Metten ernannt und am 5. September 1841 von Weihbischof v. Urban benediziert, „suchte er den jungen Konvent zu konsolidieren, stand jedoch weiter reichenden Reformplänen einzelner Mitbrüder, wie dem Wunsch nach Missionstätigkeit in den USA oder der Umwandlung des Klosters in eine Abtei nach Muster der franz. Maurinerkongregation, skeptisch oder ablehnend gegenüber.“ (NDB)
Auf königlichen Wunsch übernahm Scherr für sein Kloster die Leitung des Ludwigsgymnasiums, sowie des holländischen Erziehungsinstituts in München. 1842 musste er in königlichem Auftrag das Kloster Weltenburg an der Donau einrichten und bald darauf die Verwaltung des von Ludwig I. erworbenen Klostergutes Andechs übernehmen, das später an das Kloster St. Bonifaz in München überging. Auch die Einrichtung und Besetzung von St. Bonifaz wurde ihm 1854 von König Ludwig I. übertragen.
Nachdem er schon 1855 den erledigten Bischofsstuhl von Augsburg ausgeschlagen hatte, wurde Scherr 1856 von König Maximilian als Nachfolger des als Kurienkardinal nach Rom abberufenen August Graf von Reisach zum Erzbischof von München und Freising ernannt und am 19. Juni 1856 vom Papst präkonisiert. Die Bischofsweihe spendete ihm Nuntius Antonino De Luca am 3. August 1856. Damit verbunden war die Verleihung des Ritterkreuzes des Verdienstordens der Bayerischen Krone und der persönliche Ritterstand (Personaladel).
Scherr nahm 1869/70 am 1. Vatikanischen Konzil teil, wo er zu den aktiven Gegnern der päpstlichen Unfehlbarkeit gehörte. Am 13. Juli 1870 stimmte er mit 88 Bischöfen gegen das Dogma, unterzeichnete am 17. Juli die Erklärung der Minorität und reiste dann in seine Diözese zurück. Nach der Definition des Dogmas unterwarf er sich den Konzilsbeschlüssen, wofür er heftig angefeindet wurde.
Scherrs letzten Amtsjahre waren überschattet von den Auseinandersetzungen um die Abspaltung der Altkatholiken und vom Kulturkampf. Gegen den Münchner Kirchenhistoriker Ignaz Döllinger und dessen Schüler Johann Friedrich ging er mit Kirchenstrafen (Exkommunikation) vor, ohne ihnen die Möglichkeit zur Rechtfertigung zu geben (NDB).
Er starb am 24. Oktober 1877 in München und wurde am 27. Oktober in der Kapitelgruft des Münchner Liebfrauendoms beigesetzt.
gge, Nov. 2016
D:
Sac.: 4. Aug. 1829; Vest.: 29. Okt. 1832; Prof.: 29. Dez. 1833, Abbas: nom. 17. März 1840, ben. 5. Sep. 1841.
L:
Stephan Haering: Scherr, Gregor, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL) 9 (1995), Sp. 167–170 · Michael Kaufmann: Memento mori. Zum Gedenken an die verstorbenen Konventualen der Benediktinerabtei Metten seit der Wiedererrichtung 1830. Metten 2008, S. 92f. · Manfred Kindler: Gregor von Scherr (1804–1877). Abt von Metten, später Erzbischof von München und Freising, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 23/24 (1989), S. 696–710 · Alois Knöpfler: Scherr, Gregorius Ritter von, in: Allgemeine Deutsche Biographie 31 (1890), S. 121–123 · Anton Landersdorfer: Gregor von Scherr (1804–1877). Erzbischof von München und Freising in der Zeit des Ersten Vatikanums und des Kulturkampfes. Verein für Diözesangeschichte von München und Freising, München 1995 (Studien zur altbayerischen Kirchengeschichte. Bd. 9, ZDB-ID 530609-7), (Zugleich: München, Univ., Habil.-Schr., 1993/94) · Otto Weiß: Scherr, Gregor Ritter von, in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 702 f.
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