Schlossar, Viktor

' OSB

Viktor Schlossar

Schlosar, Šlosar

Abt des Benediktinerstiftes Raigern 1832–1854

* 28. Okt. 1793 Drahotusch, Mähren [Drahotuše, Tschechien]
† 19. Nov. 1854 Großraigern, Mähren [Rajhrad, Tschechien]

Viktor Schlossar, Taufname Martin Karl, wurde 1793 in Klobsdorf [Kločov] bei Drahotusch in Mähren als Sohn eines Landarbeiters geboren Er trat nach dem Besuch des Gymnasiums in Kremsier [Kroměříž] (1807–1812) und den philosophischen Jahrgängen am Lyzeum in Olmütz [Olomouc] (1813/14) am 1. November 1814 in die Abtei Raigern [Rajhrad] ein. Er studierte Theologie an der theologischen Lehranstalt Brünn [Brno] (1816–1819), legte am 1. November 1817 die Gelübde ab und wurde nach seiner Priesterweihe (5. Sept. 1819) zunächst Kooperator in Raigern. 1820 zum Pfarradministrator in Schlapanitz [Šlapanice] bestellt, wurde er im November des Jahres zugleich Novizenmeister, 1821 auch Abtsekretär, Archivar und Bibliothekar, am 4. Dezember 1828 Küchenpräfekt.

Nach dem Tod seines Vorgängers Augustin Koch am 9. Juli 1832 zum Abt gewählt und am 16. September 1832 benediziert, war als Reformer um klösterliche Disziplin bemüht. Er verfasste zeitgemäße Statuten, erweiterte das Klostergebäude um einen Trakt und ließ 1845 die Stiftskirche von innen und außen renovieren. Er legte eine Münz- und Gemäldesammlung an, richtete ein Naturalien- und physikalisches Kabinett ein und ordnete das Archiv und die Bibliothek neu. Die Klosterannalen schrieb er während seiner Amtszeit selbst, dazu etwa zwanzig wissenschaftliche Abhandlungen.

Im Revolutionsjahr 1848 feierte er das 800jährige Bestehen seines Klosters. Der Verlust der Grundherrschaft brachte der Abtei erhebliche finanzielle Einbußen. 1852 nahm er an der Versammlung der Benediktineräbte in Kremsmünster teil. 1854 war er als Mitvisitator des Kardinals Schwarzenberg für die Augustinereremiten in Böhmen, Mähren und Krakau im Zuge der von Rom angeordneten Ordensvisitation in Österreich. Im Frühjahr und Sommer 1854 unternahm er die dazu nötigen Reisen und kehrte gesund nach Raigern zurück, starb aber am 16. August 1854 um halb acht Uhr abends überraschend an einem Schlaganfall und wurde auf dem Raigerner Friedhof begraben. Nachfolger wurde Günther Kalivoda.

gge, Juni 2013, rev. Nov. 2019


D:

Prof.: 1. Nov. 1817; Sac.: 5. Sep. 1819; Abbas: el. 9. Juli 1832, ben. 16. Sep. 1832.

L:

Einige Züge aus dem Leben des verstorbenen Gesellschaftsgliedes, des hochwürdigen Hrn. Abt und Prälaten Augustin Koch in Raigern. Mittheilungen der kaiserlich-königlichen Mährisch-Schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde in Brünn 22, Brünn 1831, S. 258 · Wurzbach, Constant: BLKÖ 30 (1875), S. 140–141 · ÖBL 1815–1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 218 · Meissner, Erhard: Die Benediktinerabtei Raigern im Wandel zweier Jahrhunderte (1813–1950), in: Bohemia : Jahrbuch des Collegium Carolinum, Band 19, München, Wien: R. Oldenbourg, 1978, S. 85–121 · Kinter, Maurus: Vitae monachorum qui ab anno 1613 in monasterio O. S. B. Raihradensi in Moravia professi in Domino obierunt, 1908, S. 104ff .

Normdaten:

GND: 1030191247

Zitierempfehlung: Schlossar, Viktor, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 20.11.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Schlossar,_Viktor

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