Benedikta zu Schwarzenberg
2. Äbtissin von St. Gabriel, Bertholdstein, 1922–1943
* 31. März 1865 Wien
† 15. Feb. 1943 Wien
Benedikta zu Schwarzenberg, geboren 1865 in Wien als Marie Aloisia Prinzessin zu Schwarzenberg, war eine jüngere Tochter des (8.) Fürsten Adolf Josef zu Schwarzenberg, Herzog von Krummau, (1832–1914) und der Prinzessin Ida von und zu Liechtenstein (1839–1921). Die Fürstenfamilie Schwarzenberg war eine der ersten und reichsten Familien der Donaumonarchie und Mitglied der Wiener Hofgesellschaft.
Von ihrer Cousine Gräfin Anna von Waldstein, die eng mit der Klosterstifterin Gabrielle von Swéerts-Sporck verbunden war, auf die neugegründete Benediktinerinnenabtei St. Gabriel in Smichow bei Prag hingewiesen, trat Marie Schwarzenberg als Novizin dort ein und legte am 20. August 1893 die Profess ab. Wegen „ihres Weitblicks, ihrer umfassenden Kenntnisse und ihres praktischen Sinnes“ (Wagner-Höher, S. 347) gewann sie rasch das Vertrauen der Äbtissin Adelgundis Berlinghoff, der sie bis zu deren Tod 1922 als Sekretärin und vertraute Beraterin diente.
Sie begleitete Äbtissin Adelgundis nach Maredret, St. Hildegard, Säben und Lemberg und prägte als Novizen- und Schwesternmeisterin die aufblühende Klosterfamilie von St. Gabriel. Nachdem die Nonnen nach dem Ersten Weltkrieg gezwungen waren, 1919 Prag zu verlassen, und durch Vermittlung von Benediktas Mutter das Schloss Bertholdstein bei Fehring in der Steiermark gefunden hatten, reiste Benedikta 1919 mit der ersten Gruppe dorthin, um die Vorbereitungen für die Übersiedlung des Konvents zu leiten. Besonders nach dem Schlaganfall der Äbtissin trug sie dort die Hauptlast der Verantwortung, nicht zuletzt, weil auch die Priorin Lioba Falser bereits sehr krank und mit der Regelung der Angelegenheiten in Smichow beschäftigt war. Nach dem Tod der Äbtissin Adelgundis (und der Priorin Lioba) wurde sie am 31. März 1922, ihrem 57. Geburtstag, unter der Leitung von Abt Laurentius Zeller von Seckau (als Vertreter des Erzabtes von Beuron, (Raphael Walzer) zur Nachfolgerin gewählt und am 18. April, Osterdienstag, im Oratorium zu Bertholdstein (eine Kirche gab es nicht) durch Abt Zeller im Auftrag des Fürstbischofs Leopold Schuster von Graz benediziert.
Äbtissin Benedikta führte den Konvent zu einer neuen Blüte, der 1936 mit insgesamt 112 Nonnen und Laienschwestern seinen personellen Höchststand erreichte. Auf Wunsch der Kaiserin Zita war sie Firmpatin der jüngsten österreichischen Kaisertochter Elisabeth (1922–1993). Während ihrer Amtszeit wurde die ehemalige Burg Bertholdstein zum Kloster umgebaut und die Klausur, den damaligen strengen Erfordernissen gemäß, errichtet – mit Ausnahme einer umlaufenden Mauer, die in Bertholdstein bis zum Schluss nicht errichtet wurde. 1924 unterstützte Äbtissin Benedikta die Gründung der Abtei St. Erentraud in Kellenried (Bayern) durch Entsendung von sechs Nonnen und nahm an der Benediktion der ersten Äbtissin Scholastika von Riccabona 1926 teil. Im selben Jahr wurde die Abtei in die Beuroner Benediktinerkongregation inkorporiert und die Konstitutionen überarbeitet, die der hl. Stuhl im folgenden Jahr approbierte. Auf Wunsch des Bischofs Josip Srebrnić von Krk schickte sie im Februar zwei Chorfrauen (eine davon Josefa von Lutterotti]]) zu den Benediktinerinnen nach Dalmatien und nahm im Gegenzug zwei Nonnen aus Šibenik auf, die aber St. Gabriel wegen des Krieges bald wieder verlassen mussten.
Nach der Vertreibung der Nonnen und der Beschlagnahme der Abtei St. Gabriel durch die nationalsozialistische Regierung im Winter 1941/42 gelang es ihr, die Nonnen und Laienschwestern in zwölf verschiedenen Klöstern und Privatunterkünften in und um Wien unterzubringen. Sie selbst fand mit elf Mitschwestern Zuflucht im Salesianerinnenkloster in Wien-Landstraße, unweit des Palais Schwarzenberg, von wo aus sie trotz fortschreitender Krankheit bis zu ihrem Tod am 15. Februar 1943 die Kommunität so gut es ging leitete. Ihr Leichnam wurde zunächst auf dem Hietzinger Friedhof begraben, am 2. Juni 1947 schließlich auf den Klosterfriedhof St. Gabriel umgebettet.
Zu ihrer Nachfolgerin wurde: Maria Rosa Fritsch von Cronenwald gewählt.
gge, Jan. 2017, rev. Juni 2021
D:
Prof.: 20. Aug. 1893; Abbatissa: el. 31. März 1922, ben. 18. April 1922.
L:
Weißenberger, Paulus: Das benediktinische Mönchtum im 19./20. Jahrhundert (1800-1950), Beuron 1953, Nr. 596, 794 · Wagner-Höher, Ulrike-Johanna: Die Benediktinerinnen von St. Gabriel, Bertholdstein: 1889–1919, St. Ottilien 2008, S. 409.
Vorlage:Page.name: SCHWARZENBERG, Benedikta OSB (1865–1943) – Biographia Benedictina