Gebhard Spahr
Benediktiner der Abtei Weingarten; Historiker, Kunsthistoriker
* 15. Nov. 1913 Konstanz
† 19. Dez. 1986 Weingarten
Gebhard Spahr, Taufname Herbert, war der Sohn eines Gastwirtehepaars und ein jüngerer Bruder des Zisterziensers Kolumban Spahr, mit dem er das Abteigymnasium Mehrerau besuchte. 1934 legte er in der Abtei Weingarten die Profess ab und studierte dann Philosophie in Maria Laach und Theologie in Beuron. 1939 zum Militär einberufen, war er als Feldwebel an mehreren Fronten eingesetzt und geriet in Rumänien in russische Kriegsgefangenschaft. Krankheitsbedingt durfte er schon 1945 heimkehren.
Spahr setzte sein Studium fort und empfing 1946 die Priesterweihe. Es folgte ein Studium der Geschichte und Kunstgeschichte in Freiburg im Üechtland (Schweiz), das er 1953 mit der Promotion zum Doktor der Philosophie (Dissertation: Die Reform im Kloster St. Gallen 1417–1442) abschloss. Nach Weingarten zurückgekehrt, war er dort als Bibliothekar, Sakristan (Mesner), Traupriester und Zeremoniar (verantwortlich für die Gestaltung der Liturgie) tätig, außerdem Lehrer und Leiter des klösterlichen Progymnasiums.
Spahr wurde vor allem als Ordens- und Kulturhistoriker bekannt. Er beschäftigte sich mit der Landesgeschichte Vorarlbergs und der Erforschung der Kunstgeschichte des weiteren Bodenseeraums und verfasste zahlreiche Artikel über europäische Benediktinerklöster. Als Historiker der Abtei Weingarten gab er die große Festschrift zur Jahrtausendfeier Weingartens (1956) heraus, die mehrere Beiträge aus seiner Feder enthält. Sein fünfbändiges Werk Die Oberschwäbische Barockstraße (Biberach 1977–1984) ist ein internationales Standardwerk über die oberschwäbischen Barockbauwerke.
Spahr erhielt für sein über 200 Titel umfassendes wissenschaftliches Werk mehrere Preise und Auszeichnungen. Er kam 1986 durch einen Verkehrsunfall ums Leben. Auf dem Weg zur Krankenhauskapelle, in der er die Frühmesse lesen wollte, wurde er im Schneesturm von einem Auto erfasst. Noch am selben Tag erlag er im 14-Nothelfer-Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.
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D:
Prof.: 26. Dez. 1934; Sac.: 29. Sep. 1946.
W:
Die Reform im Kloster St. Gallen 1417–1442, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 75 (1957), S. 13–80 (auch als Separatdruck mit abweichender Seitenzählung) · Die Reform im Kloster St. Gallen 1442–1457, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 76 (1958), S. 1–62 · Festschrift zur Neunhundertjahrfeier des Klosters: 1056–1956. Ein Beitrag zur Geistes- und Gütergeschichte der Abtei. Weingarten: Selbstverlag, 1956 · Kreuz und Blut Christi in der Kunst Weingartens. Eine ikonographische Studie. Konstanz: Thorbecke, 1962 · Weingartner Liederhandschrift. Ihre Geschichte und ihre Miniaturen. Weißenhorn: Anton H. Konrad, 1968 · Die Basilika Weingarten. Sigmaringen: Thorbecke, 1974 · Die Oberschwäbische Barockstrasse, Weingarten, Beerbaum, Biberacher Verlagsdruckerei, 1977–1984.
A:
Ehrenbürger der Universität Innsbruck (1966) · Bodensee-Literaturpreis der Stadt Überlingen (1969) · Kulturpreis der Städte Ravensburg und Weingarten (1978) · Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg (1979) · Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland (1984).
L:
Bibliographie der deutschsprachigen Benediktiner 1880–1980. St. Ottilien: EOS, 1985–1987 · Engelhardt, Peter: Er war Gelehrter, Seelsorger und Genießer. Vor 25 Jahren kam Benediktiner-Pater Dr. Gebhard Spahr bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Schwäbische Zeitung Online, 10. Jan. 2012.
Vorlage:Page.name: SPAHR, Gebhard (Herbert) OSB (1913–1986) – Biographia Benedictina