Johann Spindler
Abt der Benediktinerstifte Garsten 1574–1589 und Kremsmünster 1589–1600
* 1542 (err.), n.a. 1546
† 31. Mai 1600
Johann Spindler stammte aus dem Geschlecht der Herren Spindler von Wildenstein zu Arberg, im Bistum Eichstätt, wo sein Vater Oswald Kanzler war. Er war zunächst Professe und Prior in Melk und wurde 1574 auf Wunsch Kaiser Maximilians II. als Abt nach Garsten postuliert, wo er einige für das Stift und seine Untertanen günstige Verträge abschloss. Auch sorgte er dafür, dass die Pfarrgeistlichen die Gottesdienste statt in Zivilkleidung wieder in Chorkleidung abhielten. Am Stiftsgebäude ließ er einige kleinere Bauarbeiten vornehmen und vermehrte den Konvent um zehn Professen. 1582 wurde er zum ständischen Deputierten gewählt.
Nach dem plötzlichen Tod des Abtes Erhard Voit versetzte ihn Kaiser Rudolf II. an die Spitze der Abtei Kremsmünster, wo er sein Amt am 1. Mai 1589 antrat. Noch im selben Jahr bestätigte ihm Kaiser Rudolf in Klosterneuburg die Privilegien des Stiftes. 1592 wurde er zum zweitenmal zum Deputierten der Stände ausgerufen. Durch den Nachlass von Steuerrückständen und die Öffnung der befestigten Klosteranlagen für die Landbevölkerung in der Türkengefahr nach dem Fall der Festung Raab (1594) zeigte Spindler politisches Geschick und konnte im Zweiten Bauernaufstand, als vom 25. bis 28. November 1596 mehrere zehntausend Bauern vor den Toren lagerten, durch kluges Verhandeln Plünderungen verhindern.
1599 ernannten Kaiser Rudolf und Erzherzog Mathias Spindler zu ihrem Rat. Von letzterem noch zum Administrator des nach dem Tod der letzten Äbtissin Anna Aichhammer 1556 erloschenen Zisterzienserinnenklosters Schlierbach bestellt, starb Johann Spindler schon am 31. Mai 1600, nach Hartenschneider im 58. Lebensjahr.
Im Stift hatte er, außer den Verteidigungsanlagen, ein Portal an der Stiftskirche erbauen lassen, das aber schon wenige Jahre später vom Blitz zerstört wurde, außerdem den inneren Marstall, den Chor der Kirche St. Sigismund und einige andere Gebäude. Auch die Bibliothek verdankt ihm einige Werke, insbesondere ließ er den ältesten Codex, das Evangeliarium, in einen kostbaren Einband fassen.
gge, Juni 2013
L:
Hartenschneider, Ulrich: Historische und topographische Darstellung von dem Stifte Kremsmünster. Wien 1830, S. 126–130 · Koch, Ernest: Biographische Denkmäler vom aufgehobenen Stifte Steyr-Garsten, herausgegeben von Günter Garstenauer. Eigenverlag 2011, S. 198–200.
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