Thun, Josepha

Josepha von Thun und Hohenstein OSB

Josepha von Thun und Hohenstein

Priorin des Benediktinenstiftes Nonnberg 1658–1669

* 1. Aug. 1614 Castelfondo
† 16. Sep. 1669 Salzburg

Maria Josepha, Gräfin von Thun und Hohenstein, Taufname Judith Anna, war die älteste Tochter des böhmischen Statthalters Graf Johann Sigismund von Thun aus dessen erster Ehe mit Barbara Gräfin von Thun aus dem Hause Castel Caldes und die älteste Schwester des Salzburger Fürstbischofs Guidobald Graf von Thun und Hohenstein. Fürstbischof Johann Ernst von Thun war ihr Halbbruder aus der dritten Ehe des Vaters.

Nach dem frühen Tod ihrer Mutter († 16. Jan. 1618) bestimmte sie der Vater für den geistlichen Stand und ließ sie in das Erzfürstliche Regelhaus in Innsbruck, Damenstift des Dritten Ordens, eintreten, wo sie 26 Jahre als als Schwester Anna Magdalena lebte. Mit dem Wunsch, in das Benediktinenstift Nonnberg in Salzburg einzutreten, wandte sie sich an ihren Bruder Guidobald, der sie am 22. Oktober 1656 selbst dorthin brachte. Am 6. November fand das obligate Examen zum Ordenseintritt statt, das neun Fragen umfasste und von Konsistorialdirektor Balthasar Zauchenperger, Abt Albert Keuslin von St. Peter und Alfons Stadelmayer, Rektor der Universität, Beichtvater auf dem Nonnberg und später Abt von Weingarten, vorgenommen wurde. Stadelmayer hatte im Auftrag des Erzbischofs auch die Formalitäten zum Austritt aus dem Regelhaus Innsbruck geklärt. Am 13. November 1657 legte sie in Gegenwart ihres Bruders die feierliche Profess ab und erhielt den Klosternamen M. Josepha.

Im folgenden Jahr von Äbtissin Johanna Franziska von Rehlingen zur Priorin ernannt, versah sie dieses Amt bis zu ihrem Tod am 16. September 1669 und unterstützte die Äbtissin vor allem in Fragen der Klosterdisziplin und bei der Einführung neuer Andachtspraktiken.

Da Maria Josepha ihr Vermögen im Regelhaus Innsbruck hatte zurücklassen müssen, hatte Erzbischof Guidobald sich verpflichtet, mit jährlich 100 Talern Kostgeld für ihren Unterhalt aufzukommen. Da diese aber nicht vollständig gezahlt worden waren und nach dem Tod des Erzbischofs 1668 ganz ausblieben, sah sich Äbtissin Johanna Franziska gezwungen, sich am 21. November 1668 wegen des ausstehenden Betrages schriftlich an die gemeinsamen Geschwister der Priorin und des verstorbenen Erzbischofs zu appellieren. Als das Schreiben nicht die erhoffte Wirkung zeigte, wandte sich Maria Josepha am 12. Mai 1669 an ihren Halbbruder Wenzel, Fürstbischof von Passau und Gurk, der 300 Gulden zusagte, und am 30. Mai 1669 an ihren Halbbruder Michael Oswald, Statthalter in Böhmen, der abschlägig antwortete.

Am 11. September 1669 erkrankte Maria Josepha an einem Katarrh und starb fünf Tage später, am 16. September 1669, nachdem sie die Sterbesakramente empfangen hatte. Sie wurde in der Klosterkapelle öffentlich aufgebahrt und am 18. November in der Chorfrauengruft bestattet. Erzbischof Max Gandolph Graf von Kuenburg begleitete ihre Leiche zum Grab. Anfang 1671 erinnerte die Äbtissin den Passauer Bischof Wenzel nochmals an das versprochene ausstehende Kostgeld, erhielt aber auf neuerliche Nachfrage im Mai nicht mehr als eine hinhaltende Antwort.

gge, Nov. 2019


D:

Prof.: 13. Nov. 1657.

L:

Esterl, Franz: Chronik des adeligen Benediktiner-Frauen-Stiftes Nonnberg in Salzburg. Salzburg: Duyle, 1841, S. 135 · Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Band 45 (1882), S. 30 · Juffinger, Roswitha und Brandhuber, Christoph: Familienbande – Der Fürsterzbischof und seine Familie, in: Juffinger, Roswitha, Christoph Brandhuber, Walter Schlegel und Imma Walderdorff: Fürsterzbischof Guidobald Graf von Thun 1654–1668. Ein Bauherr für die Zukunft, Salzburg 2008, S. 23–57.

Normdaten:

GND: 121535681

Zitierempfehlung: Thun, Josepha, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 12.11.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Thun,_Josepha

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