Treuinfels, Leo Maria

Leo Maria Treuinfels OSB

Leo Maria Treuinfels

48. Abt der Benediktinerabtei Stift Marienberg ober Burgeis, Südtirol

* 04. Juni 1848 Triest
† 16. Jan. 1928 Burgeis, Südtirol

Leo Maria Treuinfels, Taufname Alexander, wurde am 4. Juni 1848 als uneheliches Kind in Triest geboren, seine Ausbildung wurde anonym finanziert. Durch Vermittlung des bekannten Orientalisten P. Pius Zingerle OSB aus dem Benediktinerstift Marienberg kam er in die Pflege des Kaufmanns Sebastian Verdroß in Meran, der später sein Firmpate wurde, und 1857 an das Benediktinergymnasium in Meran. Nach der Matura 1865 trat er gemeinsam mit drei Mitschülern in das Noviziat des Klosters Marienberg ein. Am 14. November 1869 legte er die Profess ab. 1870 beendete er sein Studium an der theologischen Hauslehranstalt, wurde aber, da er das erforderliche Alter noch nicht erreicht hatte, erst am 22. Januar 1871 zum Priester geweiht. Bis dahin unterrichtete er am Gymnasium in Meran. Am 2. Februar 1871 feierte er in der Gymnasialkapelle seine erste Messe. Die Primizpredigt hielt der Direktor P. Pius Zingerle.

Nach kurzer Zeit in der Seelsorge in Burgeis und einem Lehramtstudium in Innsbruck (Naturgeschichte, Mathematik und Physik, 1871–1876) war er von 1876 bis 1885 Gymnasialprofessor in Meran, von 1882 an auch Studienpräfekt am angeschlossenen Konvikt Rediffianum in Meran. Seine Prüfungsarbeit an der Universität Innsbruck über das Vorkommen der Kratzdistel in Tirol (Die Cirsien Tirols) veröffentlichte er 1875.

Nach dem Tod des Abtes Petrus Wiesler wurde er am 8. Juli 1885 zum Nachfolger gewählt und am 11. Oktober 1885 durch Bischof Simon Aichner in Brixen benediziert. Als Benediktiner sehr bedacht auf das Opus Dei, den Gottesdienst, ließ er in den folgenden Jahren die Abteikirche innen und außen renovieren und eine neue Orgel einbauen. 1898 wurde ein neues Geläute angeschafft. Die 1887/88 freigelegten romanischen Fresken verstärkten das Interesse der Kunstfreunde am Kloster. Auch die Gymnasialkapelle in Meran ließ Abt Leo neu ausmalen und zwei neue Seitenaltäre aufstellen, dazu das Kollegium in Meran und mehrere Stiftspfarrhöfe aufstocken. Auch am Kloster selbst wurden Umbauten vorgenommen, die Bibliothek verlegt, Gästezimmer eingerichtet und ein neuer Kapitelsaal im ehemaligen Oratorium eingerichtet. Wichtige Investitionen in die Infrastruktur waren der Bau eines eigenen Stromkraftwerks 1903 (ÖBL) und die Verbreiterung und Befestigung der Zugangsstraße, so dass man von Burgeis aus mit dem Auto ins Kloster gelangen konnte.

Von 1889 bis 1914 war Treuinfels als Vertreter des kirchlichen Großgrundbesitzes Mitglied des Tiroler Landtags und von 1891 bis 1907 Abgeordneter im Reichsrat in Wien. Als solcher vertrat er eine streng konservative Richtung. Mehrfach war er Klubobmann oder Obmann-Stellvertreter des Zentrums. Nach der Wahlreform 1907 kandidierte er nicht mehr für das Abgeordnetenhaus und wurde auch nicht in das Herrenhaus berufen.

Nach Kriegsende 1918 konzentrierte sich Treuinfels v.a. auf die Leitung des Klosters, das er in den neuen politischen Gegebenheiten – Südtirol gehörte nun zu Italien – zu positionieren versuchte (ÖBL). Von 1922 bis 1925 leitete er nach dem Tod Willibald Hauthalers als Vize-Präses die österreichische Benediktinerkongregation v. hl. Joseph.

Abt Leo Maria Treuinfels starb am 16. Januar 1928 im Kloster Marienberg und wurde fünf Tage nach seinem Tod in der Krypta der Stiftskirche beigesetzt. Das schon längerem bedrängte Gymnasium in Meran wurde noch im selben Jahr von der faschistischen Regierung geschlossen.

gge


D:

Prof.: 14. Nov. 1869; Sac.: 22. Jan. 1871; Abbas.: el. 8. Juli 1885, ben. 11. Okt. 1885 (Bf. Simon Aichner).

W:

Die Cirsien Tirols. In: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg 19 (1875) 183–298.

L:

HS III/1 S. 871 · ÖBL 1815–1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 456f. · StMBO 46 (1928) S. 34–36 (Zur neuesten Chronik des Ordens) · Othmar Parteli: Abt Leo Maria Treuinfels (1885–1928), in: Rainer Loose (Hg.): 900 Jahre Abtei Marienberg. Lana: Tappeiner, 1996, S. 451–505.


Zitierempfehlung: Treuinfels, Leo Maria, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 26.04.2016, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Treuinfels,_Leo_Maria

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