Waltmann, Gregor

Gregor Waltmann OSB

Gregor Waltmann

Abt des Klosters Liesborn 1698–1739

* 20. Aug. 1661 Lüdinghausen
06. Nov. 1739 Liesborn, Kreis Warendorf

Gregor Waltmann, Taufname Gerhard, wurde am 20. August 1661 in Lüdinghausen als Sohn des Ratsherrn Zacharias Waltmann und seiner Frau Anna Bensmann geboren. Die Familie war erst kurz vor der Geburt des Sohnes nach Lüdinghausen gezogen und gehörte der gehobenen Bürgerschicht an. Ein Bruder, Johannes Waltmann (1663–1751), verzog später nach Amsterdam und gründete dort eine erfolgreiche Seifensiederei. Der 1711 in Liesborn eingetretene Georg Waltmann aus Lüdinghausen, Ordensname Karl, dürfte ein Neffe des Abtes gewesen sein.

Waltmann trat am 17. August 1680 in die Benediktinerabtei Liesborn ein, wurde am 27. September eingekleidet und am 27. Oktober 1681 zur Profess zugelassen. Am 22. Februar 1687 wurde er zum Priester geweiht. In der folge amtierte er als Küchenmeister, bis er am 14. Juli 1698 in Gegenwart der Äbte von Marienmünster und Abdinghof zum Abt gewählt wurde. Die feierliche Benediktion vollzog der Osnabrücker Weihbischof Otto von Bronckorst am 8. September 1698. Am 2. Mai 1700 legte Waltmann vor dem Generalkapitel der Bursfelder Kongregation den Gehorsamseid ab.

In seiner vierzigjährigen Regierungszeit kümmerte sich Abt Gregor vor allem um die wirtschaftlichen Belange der Abtei (u.a. durch Kauf mehrerer Güter) und konnte so die Barockisierung der gesamten Klosteranlage finanzieren. Das Porträt von 1735 zeigt ihn daher mit dem neuen Abteigebäude. Schon bald nach seiner Wahl ließ er die Dächer von Kirche und Kloster reparieren; neue Kirchenfenster und -bänke folgten. 1699 wurde ein Küchengarten angelegt und 1700 ein Konventsgarten mit Baumhof geschaffen. 1701 ließ er einen neuen Ostflügel errichten. Auch das Innere wurde barock umgestaltet und mit Perlmutt und zwölf in Amsterdam erworbenen spanischen Gemälden geschmückt. 1703 wurde das Archiv neu geordnet und umgelagert, 1704 ein neuer Hochaltar aufgestellt und dabei das Tafelbild des Meisters von Liesborn an die Westwand des Chores verlegt. Insgesamt wurde das gesamte Kircheninnere durchgreifend umgestaltet. In den folgenden Jahren folgten noch mehrere neue oder grundlegend umgestaltete Wirtschaftsgebäude (Brauhaus, Zehnthaus, Mühlen). 1725 wurde mit dem Neubau des Südflügels der Abtei begonnen, 1735 mit dem Neubau des Abteimitteltrakts mit der Bibliothek.

Neben all diesen Bauarbeiten fand Abt Gregor noch die Zeit zu schriftstellerischen Arbeiten. Er verfasste eine Scala mystica Benedicta, eine Compendiosa relatio de initio, progressus ac privilegiis sacrae congregationis Bursfeldensis und setzte die Klosterchronik (Memorabilia Liesbornensia) durch Biografien seiner Vorgänger Georg Fuisting (1651–1668), Maurus Schräder (1668–1678) und Bonifatius Middendorf (1678–1688) fort. 1709 und 1730 tagte das Generalkapitel der Bursfelder Kongregation in Liesborn. 1727 war der Abt bei der Benediktion des Abtes von Ammensleben und 1730 bei der des Abtes Josias Poolmann im Kloster Grafschaft dabei.

Er starb am 6. November 1739 nach kurzem Krankenlager und hinterließ ein wohlhabendes, wohlbestelltes Kloster. Er wurde im Chor der Klosterkirche vor der Sakristei bestattet. Den Platz hatte er selbst bereits 1714 bestimmt. Der Grabstein ist nicht erhalten. Von ihm existieren ein fast lebensgroßes Ganzporträt und ein Poträt in einem kleineren Format im Museum Abtei Liesborn.

gge, Mai 2018


D:

Vest.: 27. Sep. 1680; Prof.: 27. Okt. 1681; Sac.: 22. Feb. 1687; Abbas: el. 14. Juli 1698, ben. 8. Sep. 1698.

L:

Germania Sacra NF 23: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster 5. Das Kanonissenstift und Benediktinerkloster Liesborn. Bearbeitet von Helmut Müller. Berlin, New York: De Gruyter, 1987, S. 261–264 · Priever, Andreas: Liesborn in Amsterdam. Jacob de Wits Porträt des Liesborner Abtes Gregor Waltmann von 1716, in: Oud Holland, Band 121, Nr. 4 (2008), S. 245–255 · Bahlmann, Paul: Waltmann, Gregor, in: Allgemeine Deutsche Biographie 41. Leipzig: Duncker & Humblot, 1896, S. 126.


Zitierempfehlung: Waltmann, Gregor, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 10.05.2018, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Waltmann,_Gregor

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