Weist, Edeltrud

Edeltrud Weist OSB

Edeltrud Weist

Generalvikarin 1976–1982 und Generalpriorin 1982–1994 der Missionsbenediktinerinnen von Tutzing

* 14. Aug. 1922 Berlin
† 15. Juni 2012 Tutzing, Oberbayern

Edeltrud Weist wurde am 14. August 1922 in Berlin als Erstes von drei Kindern geboren und am 12. September 1922 auf die Namen Hildegard Maria Renate getauft. Ihre Eltern waren Benedikt Weist, Kaufmann, und Helene geb. Hanke. Ein kleiner Bruder starb kurz nach der Geburt 1929, der Vater 1938. Mit ihrer Schwester Dorothea war sie bis zu ihrem Tod eng verbunden.

Dem Abitur in Berlin 1941 folgten ein halbjähriges Krankenpflegepraktikum im St. Hedwigs-Krankenhaus und ein studentischer Ausgleichsdienst in einem Haushalt, bevor sie 1942 an der Humboldt-Universität mit dem Medizinstudium begann. Von Ende November 1944 bis zum Kriegsende 1945 war sie als DRK-Helferin im Flak-Dienst eingesetzt. 1948 schloss sie das Medizinstudium mit dem Staatsexamen, der Approbation als Ärztin und der Promotion zum Dr. med. an der Humboldt-Universität ab. Anschließend war sie als Assistenzärztin in verschiedenen Berliner Krankenhäusern tätig bis zu ihrem Eintritt bei den Missions-Benediktinerinnen in Tutzing am 14. April 1953.

Am 12. September 1953 wurde sie Postulantin und begann am 13. August 1954 das Noviziat mit dem neuen Namen Sr. Maria Edeltrud. Nach der ersten Profess am 15. August 1955 in Bernried begann sie mit der Arbeit als Ärztin im Krankenhaus Tutzing und der Facharztausbildung für Innere Medizin, die sie am 10. September 1959 abschloss. Am 16. August 1958 legte sie in Tutzing die ewige Profess ab.

1960 nach Südkorea ausgesandt, reiste sie mit ihrer Professgefährtin Sr. Alesia per Schiff über die Philippinen nach Daegu in Südkorea, wo sie die Leitung des neu errichteten Fatima-Hospitals übernahm (22. Aug. 1962). Am 8. April 1961 hatte sie trotz fehlender Sprachkenntnisse das medizinische Staatsexamen in Koreanisch mit wenigen Anleitungen in Englisch bestanden. 1967 von Generalpriorin Gertrud Link zur dritten Priorin des sich rasch entwickelnden Priorates Daegu ernannt, musste sie die Leitung des Krankenhauses nach fünf Jahren abgeben und wurde am 14. September 1967 installiert. Nach der Unabhängigkeit des Priorats wurde sie im August 1972 per Wahl im Amt bestätigt.

Während ihrer Zeit in Südkorea nahm sie 1968 an einem Treffen mehrer benediktinischer Orden in Bangkok teil, bei dem der Trappist Thomas Merton ums Leben kam. Als Ärztin zu Hilfe gerufen, konnte Sr. Edeltrud nur noch den Tod Mertons feststellen.

Im August 1974 gab sie ihr Amt als Priorin vorzeitig in koreanische Hände und zog sich mit einigen Schwestern nach Kyongsan zurück, um ein Haus des Gebetes zu gründen und dort zu leben. 1975 fuhr sie in Heimaturlaub, um ihre kranke Mutter und ihre Schwester zu besuchen, erhielt aber unterwegs in London die Nachricht, dass ihre Mutter am 21. Oktober verstorben war. Im Dezember 1975 als Mitglied der Vorbereitungskommission des 6. Generalkapitels 1976 nach Rom gerufen, wurde sie dort als Generalvikarin für sechs Jahre in die Generalleitung gewählt. Damit begann ihre 18-jährige Zeit in Rom, denn bei den Generalkapiteln 1982 und 1988 wurde sie für jeweils sechs Jahre zur Generalpriorin des Ordens gewählt. Während dieser Zeit besuchte sie mehrmals alle Häuser der Kongregation.

Nach Ablauf ihrer zweiten Amtszeit Ende 1994 absolvierte sie einen Kurs in spiritueller Begleitung in Wales (Großbritannien). 1996 unternahm und leitete sie trotz ihres Alters eine Neugründung in Punalur, Kerala, Indien, die sehr erschwert wurde durch die Vorschrift der Indischen Regierung, dass alle Ausländer und Ausländerinnen nicht länger als drei Monate ununterbrochen in Indien leben durften. Das bedeutete, dass die ausländischen Schwestern oft mehrere Monate außerhalb Indiens verbringen mussten, bis ihr Visum erneuert wurde. Dort war sie Oberin von 1996 bis 2002. Nach einem Treppensturz war sie lange Zeit nicht einsatzfähig und musste schließlich nach einem schweren Herzanfall 2007 nach Deutschland zurückkehren.

Nach einer Herzklappen-Operation im Klinikum Großhadern siedelte sie 1. November 2007 in das Haus St. Benedikt in Tutzing über, wo sie die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte und am 15. Juni 2012 starb. Sie wurde am 19. Juni 2012 auf dem neuen Friedhof in Tutzung beerdigt.

gge


D:

Vest.: 13. Aug. 1954; Prof.: 15. Aug. 1955, 16. Aug. 1958; Priorissa gen.: el. 21. Okt. 1982, 1988, res. 8. Nov. 1994.

L:

Nachruf · Handl, Matilda: Faith-Filled Foremothers Missionary Benedictine Pioneer Sisters. St. Ottilien: EOS, 2012, S. [305]–311


Zitierempfehlung: Weist, Edeltrud, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 21.02.2017, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Weist,_Edeltrud

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