Romuald Weltin
26. und letzter Abt der Reichsabtei Ochsenhausen 1767–1803, Präses der oberschwäbischen Benediktinerkongregation, Assistent der Salzburger Universität, Direktor des Schwäbischen Reichsprälatenkollegiums
* 29. Jan. 1723 Reichenau-Oberzell
† 19. Jan. 1805 Laupheim-Obersulmetingen
Romuald Weltin, Taufname Johannes Jakobus, wurde am 29. Januar 1723 in Oberzell auf der Insel Reichenau getauft, wo sein Vater Schiffmann war (Anker im Wappen). Am 14. Mai 1743 legte er Profess ab und feierte am 22. Oktober 1747 seine Primiz. Fünf Jahre lehrte er an der Hauslehranstalt des Klosters Philosophie und vier Jahre Theologie, dann wurde er Subprior und zugleich Pfarrer an der Stiftskirche. Nach zwei Jahren wurde ihm die Aufsicht über die Klosterökonomie übertragen, die er neun Jahre verwaltete, als er am 26. Januar 1767 zum Prior ernannt und am 22. Oktober desselben Jahres zum Abt gewählt wurde.
Abt Romuald war nach neun Jahren im Amt des Ökonoms ein erfahrener Wirtschafter. Bei der Lebensmittelknappheit in Süddeutschland nach dem strengen Winter 1769/70 konnte er die Folgen (Teuerung) für die Stiftsuntertanen so gering wie möglich halten. Mehrfach gab er bedeutende Geldsummen an notleidende Klöster, so 1768 dem abgebrannten St. Blasien, 1773 dem Stift Elchingen, das nach einem Blitzschlag seine Kirche verloren hatte, und 1779 dem baufällig gewordenen Kloster Mehrerau. Unzähligen durch die Revolution aus Frankreich vertriebenen Geistlichen gewährte er freigebig Unterkunft und Unterstützung. Einige davon wohnten über Jahre im Kloster.
Als Förderer der Wissenschaft und Bildung sorgte der Abt für den Unterricht der Jugend an der Lateinschule des Klosters und den vier Trivialschulen Ochsenhausens, u.a. indem einen Musterlehrer (Joh. Mich. Metzenauer aus Neresheim) anstellte, der jährlich in Begleitung eines Stiftsgeistlichen, dem Schulinspektor, an allen Schulen des Gebietes die Schulprüfung vornahm. Seine eigenen studierenden Kleriker ließ Abt Weltin fast jeden Monat öffentliche Disputationen abhalten, an denen er sich auch selbst aktiv beteiligte. – Im Januar 1788 kaufte Weltin für den neuen Büchersaal im Stift die 9.000 Bände umfassende Bibliothek des verstorbenen Grafen Trauchburg, Fürstbischof von Chiemsee, für 5.000 Gulden. Überhaupt gab er jährlich 200 Gulden für den Neukauf von Büchern aus. Durch den Mathematiker und Astronomen Basilius Perger ließ er 1788 im südlichen Eckturm des Ostflügels ein Observatorium (Sternwarte) einbauen.
Als Bauherr führte Abt Romuald den barocken Um- und Neubau des Klostergebäudes zu Ende. Von 1785 bis 1789 ließ er den Bibliothekssaal, das Armarium (die physikalische Instrumentensammlung) und den Kapitelsaal für 30.000 Gulden von Grund auf neu erbauen. 1791 wurde für 10.000 Gulden in Mittelbuch eine neue Pfarrkirche errichtet, 1792 der Konventgarten umgestaltet. 1789 erhielt jeder Stiftspriester eine beheizbare Zelle, die bis dahin nur einigen älteren Konventualen und den Dignitaren zugestanden hatte.
Das goldene Priesterjubiläums des Abtes 1797 war das letzte größere Fest, das in Ochsenhausen gefeiert wurde. Schon 1796 hatten zum ersten Mal französische Revolutionstruppen das Stiftsterritorium besetzt, alle Geld-, Frucht- und Weinvorräte beschlagnahmt und überall Angst und Schrecken verbreitet. Auf Drängen des Konvents hatte Abt Romuald seine Person in Sicherheit gebracht, war aber als die Gefahr vorüber war wieder ins Kloster zurückgekehrt. Das Jahr 1800, in dem das Stift Ochsenhausen seine 700-Jahrfeier hätte begehen sollen, brachte einen erneuten Einmarsch der Franzosen (Zweiter Koalitionskrieg) und der Friede von Lunéville (9. Feb. 1801) der Reichsabtei die Säkularisation.
Dem 80-jährigen Abt wurden das Schloss Obersulmentingen zur Wohnung und jährlich 7500 Gulden Pension angewiesen. Er verließ das Kloster am 1. März 1803 und sah es nur noch einmal wieder, als der Fürst Metternich Stift und Herrschaft persönlich in Besitz nahm. Nicht ganz zwei Jahre überlebte Abt Romuald die Aufhebung; er starb am 19. Januar 1805, am „Nervenschlag“, und wurde in der Pfarrkirche zu Niederkirch begraben. Dort befindet sich sein Epitaph noch heute.
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D:
Prof.: 14. Mai 1743; Prim.: 22. Okt. 1747; Abbas: el. 22. Okt. 1767.
L:
Geisenhof, Georg: Kurze Geschichte des vormaligen Reichsstifts Ochsenhausen in Schwaben. Ottobeuren: Ganser, 1829, S. 191–207 · Lindner, August: Die Schriftsteller und die um Wissenschaft und Kunst verdienten Mitglieder des Benediktinerordens im heutigen Königreich Bayern, V. Reichsabtei Ochsenhausen, in: StMBO 6 I (1885), S. 105–108.
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