Witowski, Michael

Michael von Witowski OSB

Michael von Witowski

Abtkoadjutor des Klosters Weingarten 1929–1933

* 17. Sep. 1885 Berlin
01. Feb. 1945 Paradies, Kreis Meseritz-Schwiebus

Michael von Witowski, Taufname Karl Otto, wurde 1885 in der Händelstraße 21 im Berliner Hansaviertel geboren. Sein Vater war der Regierungsassessor Carl Witowski, seine Mutter Ida eine geborene von Below. Der Vater war katholisch, die Mutter evangelisch. Er wuchs in der Berliner Pfarrei St. Michael auf und war später Organist und Chorleiter in Berlin-Lichterfelde (Heilige Familie).

Anfang 1920 in die Benediktinerabtei Gerleve (Billerbeck) eingetreten, legte er 1921 die Profess ab. Er studierte Philosophie in Maria Laach und Theologie in Beuron und wurde 1925 zum Priester geweiht. 1926 wurde er Subprior im Kloster Neuburg (Heidelberg).

Nach der Resignation des Abtes Ansgar Höckelmann wurde er am 19. September 1929 zum Abt-Koadjutor in Weingarten gewählt (postuliert) und am 20. September 1929 durch Diözesanbischof Johann Baptista Sproll in der Abteikirche benediziert – als erster Weingartener Abt seit 126 Jahren.

Der tatkräftige Abt, eine „vornehme Prälatengestalt“ (Schneider S. 413), besaß eine hohe musikalische Begabung und ein beachtenswertes Rednertalent, das er bei vielen Predigten und Vorträgen bis nach Westfalen und ins Rheinland unter Beweis stellte. In Weingarten widmete er sich besonders der Liturgie, u.a. indem er die Gottesdienstgemeinde in den gesungenen Choral mit einbezog. Bedeutenden Aufschwung nahm die Heilig-Blut-Verehrung, für die eine Heilig-Blut-Gemeinschaft mit eigener Mitgliederzeitschrift (Ruf des Blutes Christi) gegründet wurde, die sich schnell auch überregional verbreitete. In der Abteikirche wurde mit großer öffentlicher Beteiligung der Heilig-Blut-Altar vergrößert und umgebaut, der am 8. November 1931 eingeweiht wurde. Das Kloster Weingarten wurde zum vielbesuchten Wallfahrtsort. Personell nahm der Konvent einen starken Aufschwung (1934 100 Mitglieder).

Trotz seiner erfolgreichen Arbeit resignierte Abt Michael 1933, um ein Benediktinerkloster in seiner Heimatstadt Berlin zu gründen. Nachdem dieses Unternehmen aus verschiedenen Gründen gescheitert war, kehrte der beliebte Abt nicht nach Weingarten zurück, sondern trat in den Weltklerus der Diözese Berlin über (1938). 1936 wurde er Hausgeistlicher an der Frauenbundkapelle, 1938 Hausgeistlicher im Immaculata-Haus in Strausberg. Von 1940 an war er für eine gewisse Zeit auch in der Pfarrei St. Johannes Evangelist in Berlin-Südende als zusätzlicher Geistlicher für einen dritten Sonntagsgottesdienst und als Chorleiter tätig.

In den letzten Kriegstagen floh er vor den Bombenangriffen mit einer Schwesterngemeinschaft Richtung Osten, in das ehemalige Zisterzienserkloster Paradies (Schwiebus, Kreis Meseritz). Dort wurde er bei dem Versuch, die Schwestern vor Vergewaltigung zu schützen, von russischen Soldaten erschossen[1] oder erschlagen. Sein Leichnam wurde in einem einfachen Sarg auf dem Friedhof der Borromäerinnen beerdigt.

Das Deutsche Martyrologium (1999) ehrt ihn als „Getöteten Beschützer bedrohter Frauen“ und Glaubenszeugen des [Erz]Bistums Berlin (sog. Reinheitsmartyrium).

gge, Mai 2013‎, rev. Okt. 2016, Okt. 2024

  1. Jakobus Kaffanke OSB, Joachim Köhler (Hg.): Mehr nützen als herrschen! Raphael Walzer OSB, Erzabt von Beuron, 1918–1937. Münster: LIT Verlag, ²2010, S. 107, FN 172.

D:

Prof.: 19. März 1921; Sac.: 15. Aug. 1925; Abbas: 19. Sep. 1929, res. 25. Okt. 1933.

L:

BBKL XXIX (2008), Sp. 1569–1575 (Michael Hirschfeld) · Bibliographie der deutschsprachigen Benediktiner 1880–1980. St. Ottilien: EOS, 1985–1987 · Schneider, Paul: Das Kloster im Verband der Beuroner Kongregation, in: Weingarten 1056–1959. Festschrift zur 900-Jahr-Feier des Klosters. Weingarten 1956, S. 402–430, bes. 412–416.

Normdaten:

GND: 111918863

Zitierempfehlung: Witowski, Michael, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 8.10.2024, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Witowski,_Michael

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