Bonifaz Ecker
Abt der Olivetaner-Abtei St. Josef auf Tanzenberg
* 13. Juni 1870 Haibach ob der Donau, Oberösterreich
† 8. Jan. 1924 Tanzenberg
Bonifaz Maria Ecker, Taufname Theodor, geboren am 13. Juni 1870 in Haibach im Mühlviertel als Sohn eines Krämers, kam 1879 als Sängerknabe in die Benediktinerabtei Lambach und wechselte nach drei Jahren an das Jesuitengymnasium auf dem Freinberg bei Linz. Nach der Matura in Ried trat er in Pola in die k.u.k. Kriegsmarine ein. Nach vier Jahren nahm er als Seekadett seinen Abschied und ging zum Philosophiestudium nach Rom.
Als Novize in die Olivetanerabtei Settignano bei Florenz eingetreten, wechselte er nach der Profess (5. Oktober 1895) in die Abtei San Benedetto di Seregno bei Mailand, wo er am 12. Juli 1896 von Patriarch Ballerini zum Priester geweiht wurde. Zwei Jahre war er Novizenmeister[1], ging aber schon 1898 im Auftrag der Ordensleitung zurück nach Österreich, um dort ein Olivetanerkloster zu gründen. Mit Unterstützung des Gurker Fürstbischofs Dr. Josef Kahn kaufte er die Schlossruine Tanzenberg in Sankt Veit an der Glan (Kärnten), die zwar größtenteils verfallen (nur wenige Räume waren überhaupt bewohnbar), als Kloster aber wegen ihrer Lage und Anlage hervorragend geeignet war.
Mit einigen Mitbrüdern, die er von Seregno nachgeholt hatte, begann Ecker mit dem Wiederaufbau und Umbau zu einem Kloster (mit elektrischem Licht und Zentralheizung). Der Südwesttrakt mit dem ehemaligen Rittersaal wurde abgerissen und an seiner Stelle – nach dem Vorbild von Sankt Bonifaz in München – eine dreischiffige Emporenbasilika im Stil der sizilianisch-normannischen Neoromanik erbaut, die am 17. Juli 1913 durch Abt Benedetto Benedetti von Settignano feierlich geweiht wurde. Durch die umfangreiche Landwirtschaft (Vieh- und Pferdezucht, Getreideanbau, Obstplantagenu, Konversenfabrik, Kunstmühle) wurde das Kloster Tanzenberg zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber in der Region.
1901 hatte das Kloster zwölf Professen und wurde zur Abtei St. Josef erhoben[2], Prior Ecker (seit 2. Dez. 1898) vom Generalabt zum Abt ernannt und am 10. Juli 1901 von Fürstbischof Kahn benediziert. In Anerkennung seiner Verdienste wählte das Generalkapitel der Olivetaner-Kongregation Abt Ecker zum Generalvisitator.
Über den inneren und äußeren Aufbau in Tanzenberg hinaus griff Abt Bonifaz auch über die Landesgrenzen aus und unternahm drei weitere Klostergründungen, von denen aber nur das 1910 gegründete Kloster in Abbazia in Istrien (Opatija in Kroatien) Bestand hatte (bis 1948). Seine Gründungsvorhaben in Brasilien (1901) und Polen[3] (1918) konnten nicht realisiert werden.
Schwere Rückschläge versetzten der Aufbauarbeit der Erste Weltkrieg (mehrere Klostermitglieder fielen), der nachfolgende Einfall der jugoslawischen Truppen (SHS-Staat) in Kärnten, die auch bis nach Tanzenberg kamen, und die Wirtschaftskrise und Geldentwertung in den 20er-Jahren.
Schon länger herzkrank erlitt Bonifaz Ecker am 8. Januar 1924 einen Infarkt, dessen Folgen er noch am selben Tag erlag. Er wurde am 12. Januar in der Äbtegruft beigesetzt, an der Seite seines 1915 verstorbenen Förderers Bischof Kahn. Zu seinem Nachfolger wurde P. Robert Gastl gewählt.
gge
D:
Sac.: 12. Juli 1896; Abbas: nom. 1901, ben. 10. Juli 1901.
L:
StMBO 42 (1924), S. 337–338 · Christian Cvetko: Tanzenberg. Renaissanceschloss – Olivetanerabtei – Gymnasium. Klagenfurt am Wörthersee: Geschichtsverein für Kärnten, 2014, S. 102–108 und passim (Dissertation 2013).
Vorlage:Page.name: ECKER, Bonifaz OSBOliv (1870–1924) – Biographia Benedictina