Gilg, Emmeram: Unterschied zwischen den Versionen

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Emmeram Gilg, Taufname Alois, wurde am 10. April 1887 auf dem Einödhof Höhl (Höll) in Oberviehbach (heute zu Niederviehbach) in Niederbayern geboren. Er besuchte das Gymnasium der Abtei Metten und trat 1908 in das Kloster Weltenburg ein, wo er am 23. September 1909 die zeitliche Profess ablegte. Danach studierte er an der Hochschule für Philosophie und Theologie in Regensburg und wurde am 29. Juni 1913 zum Priester geweiht. Es folgte ein Zweitstudium der Landwirtschaft in Weihenstephan (1915 Diplom-Landwirt) und der TH München (Befähigung für das landwirtschaftliche Lehramt).
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Emmeram Gilg, Taufname Alois, wurde am 10. April 1887 auf dem Einödhof Höhl (Höll) in Oberviehbach (heute zu Niederviehbach) in Niederbayern geboren. Er besuchte zunächst das Humanistische Gymnasium in Landshut, dann als Schüler des Bischöflichen Seminars das  Gymnasium der Abtei Metten, wo er 1907 das Abitur ablegte.
  
In Weltenburg war P. Emmeram Lehrer und Präfekt an der 1904 gegründeten landwirtschaftlichen Winterschule und Verwalter des Klostergutes Buchhof, zeitweilig auch Subprior. Am 27. Januar 1923 wurde er zum Abt gewählt und am 24. Februar feierlich benediziert. In dieser Funktion war er auch Vorstand der Landwirtschaftsschule, die ihm besonders am Herzen lag.
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1908 in das Kloster Weltenburg eingetreten, legte er dort am 23. September 1909 die zeitliche und am 29. September 1912 die feierliche Profess ab. Danach studierte er an der Hochschule für Philosophie und Theologie in Regensburg und wurde am 29. Juni 1913 ebenda von Bischof Antonius Henle zum Priester geweiht. Es folgte ein Zweitstudium der Landwirtschaft in Weihenstephan (1915 Diplom-Landwirt) und der TH München (Befähigung für das landwirtschaftliche Lehramt).
  
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In Weltenburg war P. Emmeram Lehrer und Präfekt an der 1904 gegründeten landwirtschaftlichen Winterschule, außerdem Verwalter des Klostergutes Buchhof, zeitweilig auch Subprior. nach der Resignation des Abtes [[Weingart, Maurus|Maurus Weingart]] wurde er am 27. Januar 1923 zum Abt gewählt und am 24. Februar feierlich benediziert. In dieser Funktion war er auch Vorstand der Landwirtschaftsschule, die ihm besonders am Herzen lag.
  
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Als Abt hatte Emmeram Gilg ungewöhnlich schwere Zeiten durchzustehen. Seine Amtszeit war geprägt und überschattet von den großen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts, der Weltwirtschaftskriese und der Hyperinflation 1923 (dem Jahr seiner Abtwahl), die Zeit des Nationalsozialismus mit der Schließung der Winterschule von 1941 bis 1946 und des Zweiten Weltkriegs, der Zweckentfremdung und Plünderung beträchtlicher Klostergebäude und der Wiederaufbau nach dem Zusammenbruch 1945. Unmittelbar vor dem Abzug der NS-Einheiten drohte sogar die Sprengung der Gebäude. Dazu kamen der Brand des Buchhofes 1935 und des Brauhauses 1953. Etwa hundert Schüler der Winterschule fielen an den Fronten des Zweiten Weltkriegs.
  
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Nach Kriegsende wurde 1946 der betrieb der Winterschule wiederaufgenommen, deren Zulauf so groß war, dass auch Kurse im Frühjahr und Sommer angeboten werden mussten und 1964 eine einjährige, das ganze Jahr laufende Berufsfachschule eingerichtet wurde, die jedoch nur bis 1972 Bestand hatte. In dieser Zeit wurde auch die schon 1929 begonnene, dann aber unterbrochene Restaurierung der Klosterkirche durchgeführt (fertiggestellt 1969–1972).
  
Während seiner Amtszeit wurde die Klosterkirche restauriert (begonnen 1929, fertiggestellt 1969-1972).
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Abt Emmerams Wirken wurde vielfach gewürdigt. Er war träger des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse (1960), der Staatsmedaille in Gold für seine Verdienste um die Landwirtschaft (1963) und des Bayerischen Verdienstordens (1965). Bereits 1948 hat ihm seine Heimatgemeinde Oberviehbach die Ehrenbürgerwürde verliehen. Als der hochbetagte Regensburger Bischof Michael Buchberger a, 10. Juni 1960 auf einer Firmreise sein Ende nahen sah, ließ er Abt Emmeram kommen, um ihm in seiner Sterbestunde beizustehen.
  
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Emmeram Gilg war vielfach im Bistum Regensburg unterwegs, als Firmspender und Vertreter des Bischofs bei Glocken- und Orgelweihen. Als sich seine Kräfte erschöpften, legte er sein Amt am 16. November 1968 nieder, 81 Jahre alt. Drei Tage vor seinem Goldenen Abtjubiläum am 24. Februar 1973 brach er sich bei einem Sturz das rechte Schlüsselbein. Er starb am 5. Mai 1973 im Kreiskrankenhaus Kelheim und wurde am 9. Mai in der Klostergruft bestattet.
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Version vom 23. Mai 2021, 11:50 Uhr

Emmeram Gilg OSB

Emmeram Gilg

2. Abt der Benediktinerabtei Weltenburg 1923–1968, Landwirtschaftslehrer

* 10. April 1887 Niederviehbach. Landkreis Dingolfing-Landau
05. Mai 1973 Kelheim

Emmeram Gilg, Taufname Alois, wurde am 10. April 1887 auf dem Einödhof Höhl (Höll) in Oberviehbach (heute zu Niederviehbach) in Niederbayern geboren. Er besuchte zunächst das Humanistische Gymnasium in Landshut, dann als Schüler des Bischöflichen Seminars das Gymnasium der Abtei Metten, wo er 1907 das Abitur ablegte.

1908 in das Kloster Weltenburg eingetreten, legte er dort am 23. September 1909 die zeitliche und am 29. September 1912 die feierliche Profess ab. Danach studierte er an der Hochschule für Philosophie und Theologie in Regensburg und wurde am 29. Juni 1913 ebenda von Bischof Antonius Henle zum Priester geweiht. Es folgte ein Zweitstudium der Landwirtschaft in Weihenstephan (1915 Diplom-Landwirt) und der TH München (Befähigung für das landwirtschaftliche Lehramt).

In Weltenburg war P. Emmeram Lehrer und Präfekt an der 1904 gegründeten landwirtschaftlichen Winterschule, außerdem Verwalter des Klostergutes Buchhof, zeitweilig auch Subprior. nach der Resignation des Abtes Maurus Weingart wurde er am 27. Januar 1923 zum Abt gewählt und am 24. Februar feierlich benediziert. In dieser Funktion war er auch Vorstand der Landwirtschaftsschule, die ihm besonders am Herzen lag.

Als Abt hatte Emmeram Gilg ungewöhnlich schwere Zeiten durchzustehen. Seine Amtszeit war geprägt und überschattet von den großen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts, der Weltwirtschaftskriese und der Hyperinflation 1923 (dem Jahr seiner Abtwahl), die Zeit des Nationalsozialismus mit der Schließung der Winterschule von 1941 bis 1946 und des Zweiten Weltkriegs, der Zweckentfremdung und Plünderung beträchtlicher Klostergebäude und der Wiederaufbau nach dem Zusammenbruch 1945. Unmittelbar vor dem Abzug der NS-Einheiten drohte sogar die Sprengung der Gebäude. Dazu kamen der Brand des Buchhofes 1935 und des Brauhauses 1953. Etwa hundert Schüler der Winterschule fielen an den Fronten des Zweiten Weltkriegs.

Nach Kriegsende wurde 1946 der betrieb der Winterschule wiederaufgenommen, deren Zulauf so groß war, dass auch Kurse im Frühjahr und Sommer angeboten werden mussten und 1964 eine einjährige, das ganze Jahr laufende Berufsfachschule eingerichtet wurde, die jedoch nur bis 1972 Bestand hatte. In dieser Zeit wurde auch die schon 1929 begonnene, dann aber unterbrochene Restaurierung der Klosterkirche durchgeführt (fertiggestellt 1969–1972).

Abt Emmerams Wirken wurde vielfach gewürdigt. Er war träger des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse (1960), der Staatsmedaille in Gold für seine Verdienste um die Landwirtschaft (1963) und des Bayerischen Verdienstordens (1965). Bereits 1948 hat ihm seine Heimatgemeinde Oberviehbach die Ehrenbürgerwürde verliehen. Als der hochbetagte Regensburger Bischof Michael Buchberger a, 10. Juni 1960 auf einer Firmreise sein Ende nahen sah, ließ er Abt Emmeram kommen, um ihm in seiner Sterbestunde beizustehen.

Emmeram Gilg war vielfach im Bistum Regensburg unterwegs, als Firmspender und Vertreter des Bischofs bei Glocken- und Orgelweihen. Als sich seine Kräfte erschöpften, legte er sein Amt am 16. November 1968 nieder, 81 Jahre alt. Drei Tage vor seinem Goldenen Abtjubiläum am 24. Februar 1973 brach er sich bei einem Sturz das rechte Schlüsselbein. Er starb am 5. Mai 1973 im Kreiskrankenhaus Kelheim und wurde am 9. Mai in der Klostergruft bestattet.

gge, Okt. 2016, rev. Mai 2021


D:

Prof.: 23. Sep. 1909, 29. Sep. 1912; Sac.: 29. Juni 1913; Abbas: el. 27. Jan. 1923, ben. 24. Feb. 1923.

L:

W[eichslgartner], A[lois] J[osef]: Ein Pionier der Landwirtschaftsschulen. Bayerns ältester Benediktinerabt Emmeram Gilg gestorben, in: Almfried. 25,21 (1973), S. 10. · Altbayerische Heimatpost. 25,21 (1973), S. 10 · Köpfe der Politik, Wirtschaft, Kunst und Wissenschaft. Augsburg : Naumann, 1953 · Schmid, Hans: Abt Emmeram Gilg. Ein Leben für Gott, das Kloster Weltenburg und die Landwirtschaft, 2021 · Schwaiger, Georg (Hrsg.): Kloster Weltenburg. Geschichte und Gegenwart, Weißenhorn 2014, 395–421.


Zitierempfehlung: Gilg, Emmeram, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 23.05.2021, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Gilg,_Emmeram

Vorlage:Page.name: GILG, Emmeram (Alois) OSB (1887–1973)– Biographia Benedictina