Ambrosius Kienle
Erster Kantor der Erzabtei Beuron, Choralforscher, Reformer der Kirchenmusik
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† 18. Juni 1905 Beuron
Ambrosius Kienle, geboren 1852 als Christian Kienle, Sohn eines Kaufmanns, begann nach dem Abitur in Hedingen das Theologiestudium an der Universität Mainz und wurde am 13. Januar 1873 als Novize in die Benediktiner-Erzabtei Beuron (Hohenzollern) aufgenommen. Am 15. August 1874 legte er die Profess ab, am 28. August 1877 wurde er in Volders/Tirol zum Priester geweiht. Er starb nach schwerer Krankheit (Tuberkulose) im Alter von 53 Jahren und wurde in der Gruft in Kloster Beuron begraben.
Mit der Beuroner Gründergeneration war Ambrosius Kienle Opfer des preußischen Kulturkampfes und verbrachte zwölf Jahre im Exil im Kloster S. Carl in Volders/Tirol und in Stift Emaus in Prag. Die Rückkehr nach Beuron erfolgte 1887. Von 1879 bis 1898 wirkte er als Erster Kantor, zeitweilig auch als Novizenmeister und Bibliothekar. Der Gründer-Erzabt Maurus Wolter wählte Ambrosius Kienle 1886/87 als Begleiter für eine einjährige Visitations-, Studien- und Erholungsreise durch Europa.
Im regen Austausch mit dem Choralforscher Dom Joseph Pothier aus dem französischen Benediktinerkloster Solesmes und anderen Choralforschern kämpfte Ambrosius Kienle im langjährigen Choralstreit für die Reform des Gregorianischen Chorals im Sinne der Wiederherstellung der ursprünglichen mittelalterlichen Singweisen, was 1903 im päpstlichen Schreiben zur Kirchenmusik „Tra le sollecitudini“ von Papst Pius X. bestätigt wurde.
Mit seinen Aufsätzen und Buchwerken – teilweise heftig umstritten – zum Gregorianischen Choral, zur Kirchenmusik sowie mit seinen Choralkursen wurde Ambrosius Kienle zu einem wirkungsmächtigen Öffentlichkeitsarbeiter für das benediktinische Mönchtum. Die pädagogischen Methoden, die Ambrosius Kienle zur Einführung des Magnifikats 1892 aufgeschrieben hatte, gelten als von zeitloser Bedeutung.
Adalbert Kienle, März 2018
D:
Vest.: 13. Jan. 1873; Prof.: 15. Aug. 1874; Sac.: 28. Aug. 1877; Prim.: 2. Sept. 1877.
W:
Dom Joseph Pothier; Der Gregorianische Choral. Seine ursprüngliche Gestalt und geschichtliche Überlieferung. Übersetzt von Ambrosius Kienle, Tournay, 1881 · Choralschule. Ein Handbuch zur Erlernung des Choralgesanges, Freiburg im Breisgau, Herder’sche Verlagsbuchhandlung, 1884, zweite Auflage 1890, dritte überarbeitete Auflage 1899 · Kleines kirchenmusikalisches Handbuch. Zur Einführung des neuen Diözesan-Buches Magnificat der Erzdiözese Freiburg, Freiburg im Breisgau, Herder’sche Buchhandlung, 1893 · Maß und Milde in kirchenmusikalischen Dingen. Gedanken über unsere liturgische Musikreform, Freiburg im Breisgau, Herder’sche Verlagshandlung, 1901 · musikwissenschaftliche Aufsätze in Vierteljahresschrift für Musikwissenschaften, Leipzig · liturgische Aufsätze in Sankt Benedikts-Stimmen, Prag · Maurus Wolter, Erzabt von Beuron, in: Der Katholik 73 (1893), 97, 112, 213, 231.
L:
Kienle, Adalbert: Der Chorallöwe von Beuron. Pater Ambrosius Kienle OSB (1852–1905), Beuroner Kunstverlag, 2017 · Petzolt, Stephan Klaus OSB: Die Gründungs- und Entwicklungsgeschichte der Abtei Beuron im Spiegel ihrer Liturgie (Dissertation Würzburg 1990).
Vorlage:Page.name: KIENLE, Ambrosius OSB (1852–1905) – Biographia Benedictina