Lambert, Aimé

Aimé Lambert OSB

Aimé Lambert

Bibliothekar der Abtei Ligugé; Mitglied der Résistance, NS-Opfer

* 15. Sep. 1874 Crottet (Ain)
03. Dez. 1943 Wolfenbüttel

Aimé Thomas Germain Lambert, geboren am 15. September 1874 als Sohn des Gastwirts (aubergiste-traiteur) Aimé Lambert und seiner Frau Marie Dumont, besuchte das diözesane Knabenseminar in Meximieux und trat dann in das Priesterseminar der Diözese Belley in Brou ein. Im August 1895 wurde er als Novize im Assumptionistenkonvent in Livry-en-l’Aunoy, Seine-et-Oise, (heute Livry-Gargan, Seine-Saint-Denis) eingekleidet. 1896 legte er die zeitliche Profess ab und wurde zum Studium der Theologie an das Angelicum (Päpstliche Universität Heiliger Thomas von Aquin ) in Rom geschickt, blieb dort aber nicht lange und trat im September 1897 in die Benediktinerabtei Saint-Martin de Ligugé bei Poitiers ein, wo er am 8. September 1899 die Profess ablegte.

Da die Benediktiner durch die antikongregationalistische Staatsgewalt 1901 aus Frankreich vertrieben wurden, hielt er sich in den folgenen Jahren in mehreren Ländern auf, in Chevetogne bei Namur in Belgien, dann in Farnborough in Großbritannien. Während all dieser Jahre erwarb er sich umfassende Kenntisse in historischer Kritik. Von 1906 bis 1935 lebte er in der Tochtergründung Cogullada in Spanien. Dort begründete er eine umfangreiche Bibliothek mit Werken zur Druckgeschichte in Aragon und war Mitarbeiter zahlreicher historischer Zeitschriften und Enzyklopädien, außerdem ein wichtiger Protagonist des französischen Einflusses in Spanien während des Ersten Weltkriegs. Im November 1935 als Bibliothekar nach Ligugé zurückgekehrt, unterhielt er dort enge Beziehungen zur Universität Poitiers und organisierte die Klosterbibliothek grundlegend neu.

Während des Zweiten Weltkriegs war die Abtei Ligugé ein Zentrum des Widerstand gegen die deutschen Besatzung Frankreichs. Sie lagerte im Sommer 1940 aufgegebene Ausrüstung der französischen Armee (die im Sommer 1944 zur Ausrüstung der Forces françaises de l’intérieur verwendet wurde) und versteckte von der verhaftung bedrohte Menschen, die dann mit Hilfe eines Netzwerks von Landpriestern die Demarkationslinie überquerten (das bekannteste Beispiel ist Robert Schumann, versteckt vom 3. bis 13. August 1942, kurz vor Lamberts Verhaftung). Im Sommer 1943 beherbergte die Abtei 19 Verweigerer des Pflichtarbeitsdienstes der Vichy-Regierung (Service du travail obligatoire, STO), die diskret in den Gärten und Weinbergen des Klosters zum Einsatz kamen.

Aimé Lambert engagierte sich persönlich bei der Résistance in Poitiers, wo er sich dem Netzwerk von Louis Renard anschloss, einem Anwalt in Poitiers, der eine der ersten Widerstandsgruppen im besetzten Frankreich gegründet hatte. Im Zuge der Zerschlagung dieses Netzwers wurde er am 11. September 1942 in der Abtei verhaftet. Zunächst in Poitiers inhaftiert, wurde er mit seinen Gefährten am 12. Februar 1943 in das Gefängnis von Fresnes überstellt und am 18. Februar 1943 mit einem NN-Transport[1] nach Trier deportiert und von dort ins SS-Sonderlager Hinzert im Hunsrück gebracht.

Am 19. April 1943 wurden die Mitglieder des Renard-Netzwerks in das Strafgefängnis Wolfenbüttel verlegt. Ende Mai der Verschwörung gegen Deutschland angeklagt, wurden die zehn im Gefängnis verbliebenen Angeklagten am 13. Oktober 1943 zum Tode verurteilt und am 3. Dezember 1943 zwischen 18:30 und 18:40 Uhr durch das Fallbeil hingerichtet.

Lamberts Leichnam wurde am 27. Juli 1947 in die Abtei Liguge zurückgeführt. Sein Name ist auf dem Kriegerdenkmal von Ligugé und auf dem Denkmal des Renard-Netzwerks auf dem Friedhof von Chilvert in Poitiers vermerkt. Die Abtei Saint-Martin de Ligugés hat heute die Adresse „2 Place du Révérend Père Lambert“.

gge, Okt. 2019

  1. Nach dem sog. Nacht- und Nebel-Erlass (NN) vom 7. Dezember 1941.

D:

Prof.: 8. Sep. 1899.

L:

Aubrun, Charles-V.: Le Révérend Père Aimé Lambert, in: Bulletin hispanique 46, 48-1, S. 81–84 (mit Bibliographie) [1] · Merlet, Jacques: Ligugé à l’heure allemande 1940–1944, in: Maurice Girault (Hg.): Histoire de Ligugé, 1999 · Anthologie des écrivains morts à la guerre 1939–1945. Paris: Albin Michel, 1960 · Thébault, Michel: Lambert, Aimé, in: Le Maitron. Dictionnaire biographique des Fusillés et Exécutés (PMFE) [2].


Zitierempfehlung: Lambert, Aimé, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 9.10.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Lambert,_Aim%C3%A9

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