Scheuer, Rita

Rita Scheuer OSB

Rita Scheuer

Priorin des Benediktinerinnenklosters Bonn-Endenich 1920–1925

* 15. Feb. 1880 Oppeln, Schlesien
† 23. Aug. 1925 Bonn-Endenich

Margarethe Scheuer, Ordensname Maria Josefine Rita von der Immerwährenden Hilfe, wurde 1880 im schlesischen Oppeln als zweites Kind des aus Sobernheim stammenden Postbeamten Karl August Scheuer und seiner aus Bad Kreuznach stammenden Frau Katharina Faust geboren. Ein Jahr nach ihrer Geburt wurde der Vater an den Rhein zurückversetzt, zuerst nach Düsseldorf, wo der Sohn Karl geboren wurde[1], dann als Postrat nach Trier und schließlich nach Koblenz, wo er am 29. August 1889 an einem Herzinfarkt starb.

Von Ostern 1889 besuchte Margarethe Scheuer in Koblenz die höhere Töchterschule Osterhausen und Imhof und kam im Herbst 1896 nach Bonn, um sich auf das Handarbeits- und Turnlehrerinnenexamen vorzubereiten. Nach dem Abschluss kehrte sie zu ihrer Mutter nach Koblenz zurück und nahm eine Stelle als in Vallendar an; zugleich war sie auch an der Töchterschule Osterhausen und Imhof tätig. Beide Stellen gab sie Ostern 1902 auf und trat am 27. September in das von Bertha Theophila Freundt geleitete Benediktinerinnenkloster Bonn-Endenich ein. Am 27. Dezember 1902 als Novizin eingekleidet, musste sie das Noviziat aus Krankheitsgründen unterbrechen. Erst am 21. August 1904[2] legte sie die ewige Profess ab, nachdem sie am 15. August 1903 in das Kloster zurückgekehrt war, blieb aber aus gesundheitlichen Gründen vom Chordienst befreit.

1908 wurde sie zur Novizenmeisterin bestellt und war an den Neugründungen der Priorin beteiligt, die sie in den Jahren 1909 bis 1914 auf ihren Reisen begleitete. Im Sommer 1914 zur Supriorin bestellt, leitete sie 1914/15 die Erweiterung der Klosterkirche nach Plänen von P. Ludger Rincklage OSB und die umfangreiche Umgestaltung des Klostergartens 1916. Ende 1919 musste sie auf Druck des Kölner Ordinariats ihre Stellung als Subpriorin niederlegen (die Wiederwahl der Priorin wäre sonst nicht bestätigt worden), wurde aber nach Beilegung der Schwierigkeiten wieder in ihr Amt eingesetzt. Nachdem Priorin Bertha Theophila Freundt im Oktober 1920 verstorben war, wurde sie am 27. November 1920 zur Nachfolgerin gewählt und ohne Schwierigkeiten vom erzbischöflichen Ordinariat bestätigt. Zu ihrer einstimmigen Wiederwahl 1923 beglückwünschte sie der Kölner Kardinal Schulte persönlich und besuchte sie im Januar 1924 im Kloster. Die Auseinandersetzungen, die zu ihrer Absetzung als Subpriorin 1919 geführt hatten, scheinen also vollständig beigelegt gewesen zu sein.

Als Klostervorsteherin hatte Mutter Rita in der schwierigen Zeit nach dem Ersten Weltkrieg für 120 bis 130 Schwestern zu sorgen. Die wirtschaftlichen Veränderungen machten das Erschließen neuer Einkommensquellen erforderlich. Auch erhielt das Mariahilfkloster – wie auch andere europäische Klöster – dringend benötigte finanzielle Hilfe von P. Lukas Eltlin aus den USA. Aber auch selbst unterstützte Mutter Rita die notleidende Bevölkerung. 1921 richtete sie einen Freitisch für 25 (später 40) verarmte Damen der sog. besseren Stände ein. Über die Außenschwestern und ihren Beichtvater Simon Scharsch OMI kümmerte sie sich um die politischen Gefangenen im Bonner Gefängnis. Mit Milch aus der klostereigenen Landwirtschaft half sie unterernährten Säuglingen und ihren Müttern. Dazu kamen zahlreiche weitere Wohltaten an ungezählte Bittsteller.

Im Kloster sorgte sie für die weitere Ausstattung der Klosterkirche, besonders der Gnadenkapelle der Muttergottes von der Immerwährenden Hilfe in der äußeren Klosterkirche, wo sie die Wandmalereien mit dem Engelreigen anbringen ließ. Letzte Bauarbeiten erfolgten im Sommer 1925 mit dem Bau der Liegehalle für kranke Schwestern und der Ausmalung des Refektoriums nach Entwürfen des Benediktiners Paul Krebs, deren Vollendung sie nicht mehr erlebte. Schon lange schwer zuckerkrank, starb sie am 23. August 1925. Unter dem Titel Freudenflämmchen veröffentlichte der Konvent 1926 postum eine Sammlung geistlicher Texte von Rita Scheuer.

gge, Mai 2019

  1. Er wurde Apotheker. Der ältere Bruder Hans ging nach Amerika.
  2. Damals Maria Himmelfahrt im Erzbistum Köln.

D:

Vest.: 27. Dez. 1902; Prof.: 21. Aug. 1904.

W:

Scheuer, Mutter Maria Rita: Freudenflämmchen. Kirnach-Villingen, Verlag der Schulbrüder 1928.

L:

Loenartz, Theresia: Mutter Rita Scheuer. Kirnach-Villingen, Verlag der Schulbrüder 1935 · Ost­ro­witz­ki, An­ja: Bonn, in: Al­bert, Mar­cel (Be­arb.): Frau­en mit Ge­schich­te. Die deutsch­spra­chi­gen Klös­ter der Be­ne­dik­ti­ne­rin­nen vom Hei­ligs­ten Sa­kra­ment, St. Ot­ti­li­en 2003, S. 59–103.

Normdaten:

GND: 189570911

Zitierempfehlung: Scheuer, Rita, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 11.05.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Scheuer,_Rita

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