Sellinger, Bonifaz

Bonifaz Sellinger OSB

Bonifaz Sellinger

71. Abt der Schottenabtei in Wien 1966–1988

* 02. Aug. 1912 Wien
† 10. März 2002 ebd.

Bonifaz Sellinger, Taufname Friedrich, wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Ein Begabtenstipendium ermöglichte ihm den Besuch des Wiener Schottengymnasiums, wo er 1932 mit Auszeichnung maturierte. Im selben Jahr wurde er mit drei anderen Kandidaten in das Noviziat aufgenommen. Er studierte zunächst am Benediktinerkolleg Sant’Anselmo in Rom, dann in Wien Theologie. 1938 wurde er zum Priester geweiht und war danach Kooperator in Schottenfeld, dann in Gumpendorf, wurde aber – wie mehrere seiner Mitbrüder – am 15. Juni 1940 zur Wehrmacht eingezogen und als Sanitäter eingesetzt. Von 1944 bis 1947 war er in sowjetischer Kriegsgefangenschaft.

Gleich nach seiner Heimkehr schrieb er sich an der Wiener Universität ein, um die Lehrbefähigung für Deutsch und Russisch zu erlangen. 1953 beendete er das Studium mit dem Magistergrad (Mag. phil.). Einen Teil seiner Studienzeit war er auch Kooperator in Wien-Stammersdorf. Nach dem Probejahr nahm er 1954 den Unterricht am Schottengymnasium auf (bis 1971), behielt aber – was ungewöhnlich war – seine Kaplansstelle. Diese Doppelfunktion blieb auch erhalten, als Abt Hermann Peichl ihn 1957 zum Pfarrer von Enzersfeld bei Wien bestimmte. Nach Peichls Tod 1966 wählten ihn die Schottenmönche zum 71. Abt der Schottenabtei.

Sellinger oblag es, in und mit seinem Konvent die Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils im klösterlichen Leben umzusetzen. Persönlich eher konservativ eingestellt, blieb er offen für gemäßigte Weiterentwicklung und Neugestaltung. 1969 wurde die Romanische Kapelle eröffnet und am 22. April 1980 das Benediktushaus. Weitere Eckpunkte seiner Amtszeit waren der Gymnasialausbau mit Dachterrasse, die Umstellung der Wirtschaftsbetriebe in Breitenlee und der Umbau des Schottenkellers. Viele Jahre war er Vorsitzender der österreichischen Superiorenkonferenz und damit als Vertreter der Ordensgemeinschaften Gesprächspartner der Bischöfe und der staatlichen Behörden.

Nachdem er 1982 bei Erreichen der Altersgrenze als Abt wiedergewählt worden war, resignierte Sellinger 1988 endgültig. Er starb am 4. Fastensonntag (Laetare) 2002 in der Infirmerie des Klosters und wurde am 20. März 2002 in der Krypta beigesetzt.

gge


D:

Vest.: 14. Sep. 1932; Prof.: sol. 1936; Sac.: 10. Juli 1938 (Wien); Abbas: el. 11. Mai 1966, ben. 6. Juni 1966 (Kard. König), res. 1988; Dev.: Procedamus in pace – Lasst uns in Frieden voranschreiten.

A:

Großes Silbernes Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich; Goldenes Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien.

Q:

Parte und Homilie von Abtpräses Clemens Lashofer zum Requiem.


Zitierempfehlung: Sellinger, Bonifaz, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 18.06.2013, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Sellinger,_Bonifaz

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