Veith, Domitilla

Domitilla Veith OSB

Domitilla Veith

55. Äbtissin der Benediktinerinnenabtei Frauenwörth im Chiemsee 1980–2003

* 10. Mai 1928 Striegau, Schlesien
† 22. Jan. 2014 Frauenwörth

Mater Domitilla Veith wurde am 10. Mai 1928 im schlesischen Striegau, dem heutigen Strzegom in Polen, als erstes Kind der Eheleute Franz und Anna Veith geb. Müller, geboren und auf die Namen Margit Maria getauft. Sie hatte drei Brüder: Reinhard, Norbert und Helmut, von denen der jüngste im Alter von fünf Jahren starb. Nach vier Schuljahren in der katholischen Volksschule besuchte sie von 1938 an das Lyzeum für Mädchen, das nach Kriegsbeginn mit der Oberschule für Jungen zusammengelegt wurde, weil das Gebäude als Lazarett gebraucht wurde.

Nach der Flucht aus Schlesien Anfang April 1946 kam die Familie nach Bad Wildungen. Dort besuchte Margit Maria Veith das Gymnasium und machte 1948 das Abitur. Im Wintersemester 1948/49 begann sie das Studium der Germanistik und Anglistik an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main. 1950 schloss sie sich als Oblatin der nach Bad Wimpfen vertriebenen schlesischen Benediktinerabtei Grüssau an. Nach dem Staatsexamen ging sie zunächst für ein Jahr in die Vereinigten Staaten, wo sie am Women`s College der Benediktinerinnen von Mt. Angel, Oregon, Deutsch und Englische und Amerikanische Literatur unterrichtete. Während dieses Aufenthaltes entschied sie sich für den Eintritt in die Abtei Frauenwörth, obwohl sie das Kloster bis dahin nicht kannte.

Drei Wochen nach der Rückkehr aus den USA, am 5. Oktober 1956, trat sie dort ein. Nach der Referendarzeit in Fulda (1957–1959) folgte das Noviziat in Frauenchiemsee. Bei der Einkleidung am 31. Mai 1959 erhielt sie den Ordensnamen »Maria Domitilla«. Nach einem Jahr Noviziat und drei Jahren zeitlicher Profess legte sie am 4. Juni 1963 die ewige Profess ab. Da die klösterliche Direktorin des sechsklassigen Gymnasiums verstorben war, wurde ihr mit Beginn des Schuljahres 1963 die Schul- und Heimleitung übertragen, die sie bis zu ihrer Wahl zur Äbtissin am 5. Januar 1980 innehatte. Am 10. Februar 1980 erteilte ihr Kardinal Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., die Benediktion („Äbtissinnenweihe“).

Während ihrer Amtszeit wurde das Klostergut auf dem Festland verpachtet und die Schul- und Erziehungstätigkeit der Abtei schrittweise eingestellt: 1983 wurde das Gymnasium geschlossen, bis 1995 auch die Berufsfachschule und die Berufsaufbauschule abgebaut. Die ehemaligen Schul- und Internatsräume wurden schrittweise in ein Haus für Erwachsenenbildung umgewandelt. Ein großer Teil der Kosten wurde von Sponsoren aus der Privatwirtschaft übernommen; auch ein Förderverein wurde 1993 gegründet. Mit Hilfe der Diözese wurde ein Klosterladen eingerichtet und die Klostergaststätte verpachtet, um zusammen mit dem Bildungshaus die wirtschaftliche Existenzgrundlage der Abtei zu sichern.

Nach dem Fall des eisernen Vorhangs setzte sich Domitilla Veith für die Priesterausbildung in der Ukraine ein. Gemeinsam mit anderen baute sie den „Helferkreis Ternopil“ auf, dessen Mitglieder das dortige Priesterseminar anfangs vor allem mit Hilfstransporten, später auch finanziell, unterstützen.

An ihrem 75. Geburtstag, dem 10. Mai 2003, legte Mater Domitilla nach Überschreiten der Altersgrenze ihr Amt nieder. Sie starb am 22. Januar 2014 an einem Herzinfarkt und wurde am 6. Februar 2014 auf dem Klosterfriedhof beigesetzt.

gge


D:

Vest.: 31. Mai 1959; Prof.: 1960, 4. Juni 1963; Abbatissa: el. 5. Jan. 1980, ben. 10. Feb. 1980 (Ebf. Joseph Kardinal Ratzinger); 10. Mai 2003.

L:

Schlesischer Kulturspiegel 3/03, 38. Jahrgang, Würzburg 2003, S. 48/49 · Bibliographie der deutschsprachigen Benediktiner 1880–1980. St. Ottilien: EOS, 1985–1987.


Zitierempfehlung: Veith, Domitilla, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 13.11.2016, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Veith,_Domitilla

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