Zerle, Placidus

Placidus Zerle OSB

Placidus Zerle

Abt des Klosters Sankt Mang in Füssen 1755–1763

* 28. Juli 1718 Donauwörth
† 24. Juni 1770 Gagers, Südtirol

Placidus Zerle, Taufname Johann Baptist, studierte am Jesuitengymnasium in Neuburg a.d. Donau und an der Universität Salzburg; am 16. Oktober 1746 feierte er seine Primiz. Danach 1752–1755 Pfarrvikar in Füssen und Prior, wurde er nach dem plötzlichen Tod des Abtes Gallus Zeiler selbst zum Abt gewählt (21. Jan. 1755). Das der Wahl folgende Festmahl trug dem Kloster eine Rüge der Regierung des Hochstifts Augsburg wegen eines Etikettefehlers ein, weil nämlich der Abt von Irsee mit einem silbernen, der bischöfliche Kastellan aber nur mit einem zinnernen Aufsatz bewirtet worden war.

Die Annalen bezeichnen Abt Placidus als würdigen und gewissenhaften Mann, der auf Disziplin und Ordnung drang und großen Wert auf die geistliche Lesung und Betrachtung legte. Während seiner Regierungszeit brannte 1755 das Klostergut Eschach bei Füssen bis auf die Grundmauern ab. Zwar stellte Fürstbischof Joseph von Hessen-Darmstadt unentgeltlich Bauholz für den Wiederaufbau zur Verfügung, doch war der Schaden für das Kloster enorm. Weitere Belastungen waren die 1000 Gulden, die während des Weihnachtsgottesdienstes gestohlen wurden und die hohen Kriegskontributionen (500 fl.), die dem Kloster 1759 durch die hochstiftlich-augsburgische Regierung auferlegt wurden.

Der Geist der Aufklärung, der sich vor allem auf die jüngeren Konventsmitglieder auswirkte, führte zu Zerwürfnissen zwischen Abt und Konvent, so dass beim Fürstbischof Beschwerden gegen ihn erhoben wurden. Fürstbischof Joseph setzte schließlich eine Untersuchungskommission ein. Abt Placidus entschloss sich daher zur Resignation, die am 8. Oktober 1763 in Gegenwart einer bischöflichen Kommission vollzogen wurde. Die Bestätigung des Fürstbischofs folgte am 13. Oktober.

Noch im selben Jahr zog sich Abt Placidus nach Gagers in Südtirol zurück, wo er am 24. Juni 1770 starb. Er wurde in der Kapuzinerkirche in Lana beigesetzt.

gge


D:

Prof.: 31. Okt. 1741; Primiz 16. Okt. 1746; Abbas: el. 21. Jan. 1755, res. 8. Okt. 1763.

L:

Leistle, David: Wissenschaftliche und künstlerische Strebsamkeit im St. Magnusstifte zu Füssen. StMBO 18 (1897) 57–68, 281–286, 419–429, 589–598, bes. 284–286, und 19 (1898) 56–59.


Zitierempfehlung: Zerle, Placidus, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 20.10.2011, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Zerle,_Placidus

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