Arno Eilenstein
Kapitular des Stiftes Lambach; NS-Opfer
* 27. Juni 1887 Stolzenhain [Háj u Loučné, Tschechien]
† Juli 1941 Alkoven, Oberösterreich
Arno Eilenstein, Taufname Josef Maria, wurde am 27. Juni 1887 als Sohn von Adolf Eilenstein und seiner Frau Sofia geb. Fritsch in Stolzenhain im böhmischen Erzgebirge geboren. Er besuchte das Gymnasium in Kaaden an der Eger und dann das erzbischöfliche Knabenseminar in Salzburg, wo er 1905 die Reifeprüfung (Matura) ablegte. Im selben Jahr trat er in das Noviziat des Benediktinerstiftes Lambach in Oberösterreich ein, legte am 12. September 1906 unter Abt Cölestin Baumgartner die zeitliche Profess ab und studierte in Innsbruck Theologie. Am 23. Juli 1911 wurde er von Bischof Rudolph Hittmair in Linz zum Priester geweiht und feierte am 6. August 1911 seine Primiz.
Von 1912 bis 1920 war er Hilfspriester (Auxiliar) und Bibliothekar, dazu von 1914 bis 1920 auch Kustos der Bildergalerie. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde er am 1. Dezember 1914 zum k.u.k. Militärkuraten i.R. ernannt und war von 1917 bis 1920 äbtlicher Zeremoniär. Wegen disziplinarer Probleme, u.a. Alkoholmissbrauch und Vergehen „contra naturam“[1] (d.h. zu enger Umgang mit Jugendlichen) wurde er 1920 aus dem Stift entfernt und auf auswärtigen Posten eingesetzt: von September bis Ende 1920 als Auxiliar im Benediktinerstift Altenburg in Niederösterreich, dann bis 1922 als Kooperator und Katechet in Haitzendorf, einer Pfarre des Augustiner-Chorherren-Stiftes Herzogenburg. 1923 kehrte er kurzfristig in seine böhmische Heimat zurück. Nachdem er zwar 1924 brieflich um Verzeihung und Rehabilitierung gebeten hatte, sich 1925 aber auch in der Abtei Seckau in der Steiermark unmöglich gemacht hatte, war er dann in der Klosterpfarrei Plankstetten in Bayern tätig, wo ihm vom Ordinariat Eichstätt die Beicht- und Predigterlaubnis erteilt wurde. 1926 erscheint er als Sekretär des Bischofs Franz Xaver Geyer FSC in Bad Godesberg am Rhein. Dort hatte er als Spiritual auch die geistliche Leitung des Auslandspriesterinstituts. Von dort kehrte er wegen einer Herzschwäche am 28. Mai 1928 wieder nach Lambach zurück, versehen mit einem guten Zeugnis des Bischofs, der Eilensteins charakterliche Schwächen wohl übersehen hatte.
Von 1928 bis 1932 war P. Arno in Lambach als Stiftsarchivar tätig und verfasste in dieser Eigenschaft 33 Publikationen, deren bedeutendste das 1936 erschienene Professbuch Die Benediktinerabtei Lambach in Österreich ob der Enns und ihre Mönche ist. Auch das Tagebuch des Lambacher Barockabtes Maximilian Pagl (1668–1725) gab er heraus. Da sich sein Gesundheitszustand nicht zuletzt durch die anhaltende Alkoholkrankheit permanent verschlechterte, ließ er sich am 15. März 1930 vom damaligen Abtkoadjutor Jakob Reimer in die Psychiatrische Klinik Mauer-Öhling (Niederösterreich) bringen, wo er schließlich 1941 als Euthanasieopfer selektiert wurde.
Am 10. Juli 1941 wurde Eilenstein in eine nicht genannte Anstalt verlegt. Gemäß der auf ein (unüberprüftes) behördliches Schreiben gestützten Stiftstradition wurde er am 30. Juli 1941 in der Euthanasieanstalt Hadamar in Hessen getötet und zunächst auch dort beigesetzt.[2] Wahrscheinlicher ist, dass er in der Tötungsanstalt Schloss Hartheim in Alkoven bei Linz vergast wurde, wahrscheinlich noch am Tag seiner Verlegung oder kurz darauf. Der tatsächliche Tötungsort und das Tötungsdatum wurden wahrscheinlich von den NS-Behörden im Wege eines Aktentauschs verschleiert.
gge, Mai 2017
D:
Vest.: 1905; Prof.: 12. Sep. 1906, 12. Sep. 1909; Sac.: 23. Juli 1911; Prim.: 6. Aug. 1911.
W:
Abt Maximilian Pagl von Lambach und sein Tagebuch (1705–1725). Salzburg: Verlag des Stiftes Lambach, 1920 (Sonderabdruck aus Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 38 (1917), S. 288–326 (1 Tafel, 1 Porträt); 39 (1918), S. 119–148 und S. 376–422; 40 (1919), S. 119–192 · Die Benediktinerabtei Lambach in Österreich ob der Enns und ihre Mönche. Linz: Feichtinger, 1936.
L:
Grossruck, Johann: Benediktinerstift Lambach im Dritten Reich 1938–1945. Ein Kloster im Fokus von Hitlermythos und Hakenkreuzlegende. Linz: Wagner, 2011, S. 601–632 · Bibliographie der deutschsprachigen Benediktiner 1880-1980. St. Ottilien: EOS, 1985–1987 · Eilenstein, Arno: Die Benediktinerabtei Lambach in Österreich ob der Enns und ihre Mönche. Linz: Feichtinger, 1936, S. 111–113, Nr. 418.
Vorlage:Page.name: EILENSTEIN, Arno OSB (1887–1941) – Biographia Benedictina