Dobler, Michael (Neresheim)

Michael Dobler OSB

Michael Dobler

letzter Abt des Reichsklosters Neresheim 1787–1802

* 30. Nov. 1730 Holzheim bei Dillingen
† 15. Aug. 1815 Dillingen

Reichsprälat Michael Dobler von Neresheim, Taufname Johannes Evangelist, war ein Neffe des gleichnamigen Abtes Michael Dobler von Mönchsdeggingen und wurde wie dieser in Holzheim bei Dillingen geboren. Er machte am 4. Juli 1750 Profess, wurde am 20. September 1855 in Augsburg zum Priester geweiht und feierte am 5. Oktober 1755 Primiz. Er hatte als Ökonom und langjähriger Vorstand des Forstwesens (Holzmeister) Erfahrungen gesammelt; deshalb, und „wegen seines bescheidenen und friedliebenden Charakters“ (Lindner 17), wurde er am 21. August 1787 zum Abt gewählt. Am 26. August 1787 erhielt er die bischöfliche Benediktion.

Er vollendete das Innere der Abteikirche, die am 9. September 1792 durch den Augsburger Weihbischof Johann Nepomuk von Ungelter feierlich konsekriert wurde, und ließ 1792 bis 1797 als letzte große Barockorgel Süddeutschlands die Hauptorgel von Johann Nepomuk Holzhey aus Ottobeuren einbauen. Selbst naturwissenschtlich gebildet, war er vor allem auf die Erziehung der Jugend bedacht. Die Schulen des Stiftsgebietes erhielten eine bessere Einrichtung; für die Ausstattung der Bibliothek und das physikalische Kabinett wendete der Abt jährlich bedeutende Summen auf. 1792 errichtete er im Kloster eine Buchdruckerei. Zudem ließ er das Gebiet des Reichsstiftes genau kartographieren. Doblers Hauptverdienst (Lindner 18) war aber die Wiederherstellung der Disziplin, die unter Abt Benedikt Angehrn gelitten hatte.

Die letzten Jahre von Doblers Regierung waren sehr unruhig. Die französische Invasion verschlang ungeheure Summen. Schon im August 1796 hatten sich französische Revolutionstruppen in der Schlacht bei Neresheim den Durchmarsch nach Bayern erkämpft und dabei die beim Kloster gelegene Wallfahrtskirche Maria Buch in Flammen aufgehen lassen. Zwar konnte Abt Michael Dobler am 4. Juli 1800 noch sein goldenes Professjubiläum feiern und den nach ihm benannten Dobler-Fond zur Ausbildung begabter Jungen aus dem Reichsterritorium stiften, doch 1802 musste er die Säkularisation von Reichsstift und Kloster hinnehmen.

Dobler zog sich nach der Aufhebung der Abtei Neresheim und der Inbesitznahme des Stiftsgebiets durch den Fürsten von Thurn und Taxis zunächst in das zum Kloster gehörende Schlösschen Ziertheim, später zu seinem Neffen nach Dillingen zurück. Dort starb er am 15. August 1815 und wurde zwei Tage später auf dem Friedhof an der heutigen Kapuzinerstraße beigesetzt.

gge, Okt. 2011, rev. Juni 2013


L:

Lindner, August: Die Schriftsteller und die um Wissenschaft und Kunst verdienten Mitglieder des Benediktinerordens im heutigen Königreich Bayern, in: StMBO 6 II (1885), S. 17–18 · Reiß, Ludwig: Der Reichsprälat Michael Dobler des ehemaligen Reichsstiftes Neresheim 45. und letzter Abt 1730–1815. Leipzig: Kösel, 1915 (Erlangen, Phil. Diss. v. 20. April 1915) · Weißenberger, Paulus: Die Abtswahl vom Jahre 1787 im Reichsstift Neresheim, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 17 (Stuttgart 1958), S. 253–270 · Weißenberger, Paulus: Vom Leben und Sterben des Reichsprälaten Michael Dobler von Neresheim (1815), in: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau (JbHVDillingen) 67/68 (1965/66), S. 137–148 [1]· Stoffels, Norbert: Benediktinerabtei Neresheim - Geschichte, in: Klöster in Baden-Württemberg, Onlinepublikation, eingesehen 26. Juni 2013.

Normdaten:

GND: 121982513

Zitierempfehlung: Dobler, Michael (Neresheim), in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 15.01.2020, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Dobler,_Michael_(Neresheim)

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