Alkuin Heising
2. Abt der Abtei Michaelsberg, Siegburg 1967–1968
* 24. Mai 1927 Bad Driburg
† 8. Aug. 2010
Johannes Heising, Sohn des Mittelschullehrers Wilhelm Heising, war während des Zweiten Weltkriegs Luftwaffenhelfer, Arbeitsmann und Soldat (1943–1945). Als Spätheimkehrer aus 40-monatiger französischer Kriegsgefangenschaft (bis Aug. 1948) holte er das Abitur nach, studierte an der Pädagogischen Akademie in Paderborn (1950–1952) und wurde im April 1952 Lehrer an der katholischen Gemeindeschule St. Johann in Bremen. Im April 1954 trat er in die Benediktinerabtei in Siegburg ein. Studium in Siegburg, Rom (St. Anselmo) und Jerusalem; Promotion in Theologie (Der heilige Geist und die Heiligung der Engel. Ein Beitrag zur Pneumatologie des Basileos von Kaisareia unter Berücksichtigung der griechischen Tradition. Rom, 1962), Lizentiat in Bibelwissenschaften am Päpstlichen Bibelinstitut (1964); Elève titulaire der Ecole Biblique; Priesterweihe am 2. Juli 1959 im Kölner Dom (Kard. Frings), 19. Juli 1959 Heimatprimiz. Hochschullehrer an zwei Ordenshochschulen (Geistingen und Vallendar), außerdem Vorlesungstätigkeit außerhalb.
Nach dem Rücktritt des Abtes Ildefons Schulte Strathaus am 23. Mai 1967 zum Nachfolger gewählt und am 2. Juli d.J. durch den Kölner Weihbischof Wilhelm Cleven benediziert, begann Heising in Konferenzen, Gesprächen und Arbeitskreisen gemeinsam mit dem Konvent mit Reformen im Bereich der Liturgie (Handkommunion, Dialogpredigt, Gesprächskreis), des Chorgebetes und des innerklösterlichen Lebens (Betonung des Gemeinschaftslebens). Die so erarbeitete neue Tagesordung wurde am 6. November 1967 eingeführt. Neben der Leitung der Abtei behielt Abt Alkuin seine Lehr- und Vortragstätigkeit in eingeschränktem Umfang bei. Seit dem 4. Juni 1967 war er außerdem Provisitator der deutschen Pro-Provinz der Benediktinerkongregation von Subiaco.
Wegen seiner antitraditionalistischen Einstellung zunehmend in Konflikt mit der Amtskirche geraten, trat Abt Alkuin Anfang Dezember 1968 aus Protest gegen deren autoritären Amtsstil und die Verurteilung des Reutlinger Religionspädagogen Hubertus Halbfas von seinem Amt zurück und aus dem Kloster aus; auf eigenen Antrag wurde er in den Laienstand zurückversetzt (30. Jan. 1970). Im April 1969 heiratete er in Gibraltar die zwölf Jahre jüngere Lehrerin an der deutschen Schule in Sevilla, Maria Veit, die er nach seinem Klosteraustritt kennengelernt hatte.
Von 1970 bis 1995 war Heising in der Entwicklungshilfe, bes. in Afrika, tätig, u.a. als Leiter eines Kinderdorfs der Internationalen Kinderhilfsorganisation Terre des Hommes in Libreville, Gabun (1970), DED-Landesbeauftragter in Benin und Togo (1973–1976) und unabhängiger Entwicklungsberater.
gge, März 2009
D:
Vest.: 1954; Prof.: 9. Mai 1955, 11. Juli 1958; Sac.: 2. Juli 1959 (Ebf. Kard. Frings); Abbas: el. 23. Mai 1967, ben. 2. Juli 1967, res. 5. Dez. 1968.
W:
Die Botschaft der Brotvermehrung: Zur Geschichte und Bedeutung eines Christusbekenntnisses im Neuen Testament. Stuttgart: Kath. Bibelwerk, 1966 – Gott wird Mensch. Trier: Johann Josef Zimmer Verlag, 1967 – Reflexionen zum Römerbrief. Düsseldorf: Patmos, 1970 – Universitat Und Entwicklung: Geberspezifische Forderung von Hochschulkooperationen im Rahmen der Entwicklungshilfe. Frankfurt: Verlag fur Interkulturelle Kommunikation (IKo), 1989 – Entwicklung und moderne Philosophie in Schwarzafrika: Wege zu einer unbekannten geisteswissenschaftlichen Tradition. Frankfurt: IKo, 1990 – Abt Alkuin: Reflexionen über Ordensleben und Amtskirche. Frankfurt: IKo, 1993 – Sonnenbrot. Willebadessen: Zwiebelzwerg, 1997 (Kinderbuch)
L:
Sebott, Reinhold SJ: J. Heising, Abt Alkuin, in: ThPh 70 (1995) 319
Vorlage:Page.name: HEISING, Alkuin (Johannes) OSB – Biographia Benedictina