Eugen Graf Inzaghi
Abt des Stiftes St. Lambrecht 1737–1760
* 12. April 1689 Graz
† 1. Jan. 1760 Mariazell
Eugen Graf Inzaghi (ältere Schreibweise: Inzaghy), Freiherr von Kindberg, Taufnamen Franziskus Johannes, wurde 1689 in Graz als Sohn einer aus der Lombardei stammenden und im 17. Jahrhundert in den Adelsstand aufgestiegenen Familie geboren. Sein Vater war der Hofkammerrat Johann Philipp Graf Inzaghi[1], seine Mutter Anna Maria Katharina Freiin von Würzburg. Der Großvater Abondio Maria Inzaghi, geboren 1617 in Como, hatte dem Erzhaus Österreich unter den Regierungen Ferdinands III. und Leopolds I. lange Jahre als innerösterreichischer Hofkammerat und Oberberginspektor in Idrija (Slowenien) gedient. Er war im Herzogtum Mailand begütert und hatte in der Steiermark die Herrschaften Kindberg, Hardt und Oberlorenzen erworben, wegen deren Besitz er am 13. August 1658 in das Consortium der Steiermärkischen Stände aufgenommen wurde. 1660 erhielt er die Bestätigung des Adels und eine Wappenverbesserung, 1663 von Kaiser Leopold den Freiherren- und 1686 den Reichsgrafenstand (lt. Siebmacher 1681[2]).
Franz Johann Graf Inzaghi besuchte das Gymnasium in seiner Heimatstadt Graz, trat 1705 in die Benediktinerabtei St. Lambrecht ein und legte am 21. März 1706 als fr. Eugenius die feierliche Profess ab. Zur weiteren Ausbildung an das Collegium Germanicum in Rom geschickt, erwarb er dort den theologischen Doktorgrad und feierte dort am 27. März 1712 seine Primiz. In sein Kloster zurückgekehrt, wurde er in der Seelsorge eingesetzt, die er in Weiskirchen und Mariazell ausübte, als dort die Pest wütete. Später zum Subprior im Kloster ernannt, lehrte er an der Hauslehranstalt Theologie und wurde 1733 Prior. Als Abt Kilian Werlein wegen anhaltender Kränklichkeit sein Amt niederlegte, wurde Inzaghi am 12. März 1737 unter dem Vorsitz des Nuntius Domenico Passionei zum Abt gewählt, welches Amt er 23 Jahre, bis zu seinem Tod 1760, bekleidete.
Das Stift St. Lambrecht, dem er trotz mehrerer angetragener Bischofsstühle treu blieb, blühte unter seiner Leitung auf. Nach innen stärkte er den Ordensgeist, nach außen förderte er, ganz im Sinne der Kaiserin Maria Theresia, Gewerbe und Industrie und gründete 1745 – nachdem er 50.000 Gulden an die Staatskasse gezahlt hatte – eine Gießerei in Mariazell, die u.a. Kanonen und Munition für den österreichischen Erbfolgekrieg herstellte. Die Gewinne konnten u.a. für die bauliche Vollendung des Südflügels, eine letzte barocke Hochblüte, genutzt werden. In Abt Eugens Regierungszeit fallen auch die Reformen Maria Theresias bezüglich der Grundherrschaften, d.h. die Einschränkung der Gerichtsbarkeit der Grundherren, und die Einführung des theresianischen Katasters, die eine Zurückdrängung der landständischen Macht zur Folge hatten (Plank). Dennoch konnte Abt Eugen durch den Kauf der Herrschaft Lind bei Neumarkt 1755 den Besitzstand des Klosters vermehren.
Abt Eugen starb vierundziebzigjährig am Neujahrstag 1760 in Mariazell und wurde dort in einer Gruft vor dem Kanonengitter der Gnadenkapelle beigesetzt. 1757 hatte er dort eine glanzvolle Feier zum 600-Jahr-Jubiläum mit 373.000 Kommunikanten abgehalten. Unter seinem Nachfolger Berthold Sternegger wurde das Stift 1786 aufgehoben.
gge, Okt. 2018
- ↑ Johann Philipp Freiherr, später Graf, von Inzaghi, * ca. 1649 als Sohn des Abondio von Inzaghi, Herrn auf Oberkindberg, und der M. Magdalena Morelli v. Sonnberg; † Graz 1. März 1729 als Geheimer Rat und Kämmerer.
- ↑ Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 4 (Habsburgermonarchie), 10. Abteilung: Der Mährische Adel, Nürnberg 1899, S. 290
D:
Prof.: 21. März 1706; Prim.: 27. März 1712; Abbas: el. 12. März 1737.
W:
Von Rot, Silber und Gold quer in drei Felder geteilt, mit drei übereinander schreitenden leopardierten Löwen, der oberste im roten Feld silbern, der mittlere im silbernen Feld rot und der unterste im goldenen Feld schwarz ist. Das Ganze unter einem goldenen Schildhaupt, darin zwischen zwei blauen Lilien ein zweiköpfiger, schwarzer gekrönter Adler.
L:
Wurzbach, Constantin von: Inzaghy, Eugen Graf, in: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 10. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1863, S. 215 · Plank, Benedikt: Geschichte der Abtei St. Lambrecht. Festschrift zur 900. Wiederkehr des Todestages des Gründers Markward v. Eppenstein, 1076–1976. St. Lambrecht 1976, ²1978 · Hyrtl, Jacob A.: Die fürstlichen, gräflichen und freiherrlichen Familien des österreichischen Kaiserstaates Mittheilungen über ihren Ursprung, Adel, Geschlechtsfolge und Wappen. Band 2. Wien: Schaumburg, 1852, S. 117ff.
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