Berthold Sternegger
Abt des Stiftes St. Lambrecht 1760–1786
* 29. Nov. 1713 Rossatz, Niederösterreich
† 24. Jan. 1793 Graz
Berthold Sternegger, Taufname Josef, wurde 1713 in Rossatz als Sohn von Johannes Sternegger und Susanna geb. Hölzlin geboren. Er begann 1730 sein Noviziat in der Benediktinerabtei St. Lambrecht, legte im folgenden Jahr die Profess ab und feierte 1737 in Mariazell seine Primiz. Von 1748 bis zu seiner Wahl zum Nachfolger des verstorbenen Abtes Eugen Graf Inzaghi war er Thesaurar (Schatzmeister) in Mariazell. Als solcher hatte er aus Anlass der 600-Jahr-Feier eine Geschichte des Marienheiligtums verfasst (1758). Sie erschien später auch in lateinischer Übersetzung im Druck. Schon früher hatte er die üblichen Mariazeller Mirakelbücher (Wunderaufzeichnungen) herausgegeben. Die Wahl zum Abt erfolgte am 7. März 1760 unter dem Vorsitz des Nuntius Ignazio Kardinal Crivelli. Sternegger erhielt im zweiten Wahlgang 72 von 113 Stimmen. Infuliert (benediziert) wurde er im Oktober d.J. im Wiener Schottenstift durch den neuen Nuntius Vitelliano Borromeo.
Abt Berthold, der sich des antiklerikalen Zeitgeistes infolge der sog. Aufklärung bewusst war, er selbst nannte seine Regierungszeit eine Fastenzeit, bemühte sich von Anfang an und nicht ohne Erfolg, die klösterlichen Ideale aufrechtzuerhalten. Am 19. März 1782 hatte das Kloster die große Ehre, den nach Wien reisenden Papst Pius VI. eine Nacht im Lambrechterhof in Graz beherbergen zu dürfen. Die Aufhebung des Klosters konnte jedoch nicht verhindert werden. Die Exemption von der bischöflichen Jurisdiktion wurde 1782 aufgehoben, das Stift selber 1786. Die kaiserliche Resolution zur Aufhebung der Stifte St. Lambrecht, Admont und Neuberg (Zisterzienser) vom 30. Dezember 1785 wurde dem in Graz anwesenden Abt vom Aufhebungskommissar Nepomuk von Buset am 14. Februar 1786 mitgeteilt, auf Anordung der Regierung aber am 14. März noch einmal im Stift förmlich verkündet. Mobilien und Immobilien wurden zugunsten des Religionsfonds liquidiert, die Geistlichen auf Pfarrstellen oder andere Positionen versetzt, blieben aber teilweise zusammen wohnen.
Der 73-jährige Abt Berthold – in den letzten Jahren hatte wegen seiner Gebrechlichkeit P. Albert von Maistern schon einen großen Teil seiner Aufgaben übernommen – erhielt eine Pension von 1460 Gulden und blieb in Graz, wo er am 24. Jänner 1793 starb. Er wurde auf dem Friedhof der Pfarre St. Leonhard beerdigt, wo sich sein Grabstein bis heute erhalten hat. Das Stift St. Lambrecht wurde 1802 wiederhergestellt und es konnte mit Joachim Röck wieder ein Abt gewählt werden.
gge, Nov. 2018
D:
Prof.: 5. Aug. 1731; Sac.: 21. Sept. 1737; Abbas: el. 7. März 1760, ben. Okt. 1760.
W:
Cellerisch-Marianischer Gnaden-Schatz des 1748ten Jahr : Zum Trost, Auferbauung und Aneyferung deren andächtigen Marianischen Pfleg-Kindern und Cellerischen Wallfahrten. Steyr: 1749 · Sechstes Jahr-Hundert der zu Mariam nach Cell in Steyermark angefangenen Wallfahrt, mit dazu gehörigen Nachrichten. Steyr: Gregor Menhardt, 1758 · S[a]eculum sextum inchoatae ad Cellas Marianas in Styria sacrae peregrinationis subjunctis relationibus. [S.l.] ; Styrae : Menhardt, 1772.
L:
Lindner, Pirmin: Monasticon metropolis Salzburgensis antiquae. Kösel, 1908 · Plank, Benedikt: Geschichte der Abtei St. Lambrecht. Festschrift zur 900. Wiederkehr des Todestages des Gründers Markward v. Eppenstein, 1076–1976. Sankt Lambrecht 1976, ² 1978.
Vorlage:Page.name: STERNEGGER, Berthold OSB (1713–1793) – Biographia Benedictina