Oswald Moosmüller
Gründer und Prior des Priorats Cluny in Wetaug, Illinois; Schriftsteller
* 26. Feb. 1832 Aidling, Gem. Riegsee, Lkr. Garmisch-Partenkirchen
† 10. Jan. 1901 Wetaug, Illinois, USA
Oswald Moosmüller, Taufname Wilhelm, wurde am 26. Februar 1832 in Aidling in Bayern geboren. Er besuchte das Abteigymnasium Metten und reiste nach den Humaniora nach Amerika, um dort in das von Bonifaz Wimmer gegründete Kloster St. Vincent in Pennsylvania einzutreten. Am 18. Mai 1852 kam er in St. Vincent an und trat am 6. Januar 1854 in das Noviziat ein. Am 14. Januar 1855 legte er die feierlichen Ordensgelübde ab und wurde am 18. Mai 1856 von Bischof Michael O’Connor in der Kathedrale von Pittsburg zum Priester geweiht. Während dieser Zeit unterrichtete er auch Latein am St. Vincent College.
In den nächsten Jahren war er an verschiedenen von St. Vincent aus gegründeten Häusern und Missionsstationen in der Seelsorge tätig. 1862/63 hielt er sich ein Jahr in Brasilien auf, um dort zu sondieren, ob und wie die amerikanischen Benediktiner der vom Untergang bedrohten portugiesischen Benediktinerkongregation helfen könnten. Nachdem die Regierung klar gemacht hatte, dass eine Einmischung aus Amerika nicht erwünscht sei[1], kehrte er nach St. Vincent zurück und wurde im November 1863 zum Prior und Pfarrer der Kirche St. Mary’s in Newark, New-Jersey (später Abtei) bestellt.
Im Oktober 1866 sandte ihn Abt Wimmer nach Rom als Rektor des als Studienhaus für die amerikanische Benediktinerkongregation neu gegründeten Kollegiums St. Elisabeth, zugleich als Generalprokurator der amerikanisch-cassinensichen Benediktinerkongregation beim hl. Stuhl. Ende 1870 kehrte Moosmüller, als die amerikanischen Benediktiner nach der Einnahme Roms durch italienische Truppen das Kollegium verließen, mit Abt Wimmer, der am Vatikanischen Konzil teilgenommen hatte, nach St. Vincent zurück und wurde am 25. Juli 1871 Prior und Prokurator von St. Vincent, dann 1874 Prior von St. Benedikt’s in Atchison, Kansas, zu dessen finanzieller Sanierung er wesentlich beitrug (Abtei 1877). Von 1877 bis 1886 war er als Missionar in Savannah, Georgia, tätig (vgl. seine Mitteilungen: »Die Negermission der Benediktiner in Georgia«, in Studien und Mitteilungen aus dem Benediktinerorden 2 (1881), S. 351—355 und 146–149). Am 11. Januar in St. Vincent in Abwesenheit zum Abt der neuen Belmont-Abtei in South Carolina gewählt, lehnte er telegrafisch ab, was Erzabt Wimmer sehr erboste.[2]
Im August 1887 der Alabama-Mission zugeteilt, rief ihn nach Wimmers Tod (8. Dez. 1887) der neue Erzabt Andreas Hintenach wieder als Prior nach St. Vincent zurück. 1892 gründete er das Kloster Cluny in Wetaug, Illinois, dem er bis zu seinem Tod als Prior vorstand (und zu dessen Unterhalt die Erträge seiner literarischen Arbeiten dienen sollten). Er starb am 10. Januar 1901 in Wetaug an den Folgen einer Lungenentzündung. Nach seinem Tod wurde das nicht lebensfähige Kloster Cluny aufgegeben. Der Konvent ging mit dem Prior Alfred Mayer zu einer Neugründung nach Saskatchewan in Kanada (spätere St. Peter’s Abbey).
Oswald Moosmüller war einer der hervorragendsten Mitarbeiter des Erzabtes Bonifaz Wimmer. Unter seinen literarischen Arbeiten stehen an erster Stelle als ausführliche Quellenwerke die unter dem Titel St. Vincenz in Pennsylvanien (New York 1873) veröffentlichte Geschichte der Abtei und der davon abhängigen Ordenshäuser in den ersten fünfundzwanzig Jahren ihres Bestehens und die Biographie Bonifaz Wimmer, Erzabt von St. Vincent in Pennsylvanien (New York 1891), außerdem Europäer in Amerika vor Columbus (Regensburg 1879). In den beiden Jahren 1882 und 1883 gab Moosmüller in Savannah die deutsche Monatsschrift Der Geschichtsfreund heraus (24 Ausgaben), in den sieben Jahren 1893 bis 1899 die deutsche Monatsschrift Die Legende. Diese Zeitschrift nahm einen bedeutenden Teil seiner Zeit in Anspruch, musste aber 1899 wegen Abonnentenmangels aufgegeben werden. Die einzige Schrift in englischer Sprache war das Manual of Good Manners (1874).
Oswald Moosmüller wurde zunächst auf dem Friedhof in Wetaug beigesetzt. 1929 wurden seine Gebeine von zwei ehemaligen Mitgliedern des Priorats Cluny ausgegraben und nach Muenster, Saskatchewan, Kanada, geholt.
gge, Nov. 2016
- ↑ Hilfe für die protugiesischen Benediktiner kam erst Ende des 19. Jahrhunderts durch die Beuroner Kongregation (→Caloen, Gérard)
- ↑ Statt seiner wurde dann am 14. Juli 1885 P. Leo Haid gewählt.
D:
Vest.: 6. Jan. 1854 ; Prof.: 14. Jan. 1855; Sac.: 18. Mai 1856.
W:
St. Vincenz in Pennsylvanien. New York 1873 · Die Negermission der Benediktiner in Georgia, in Studien und Mitteilungen aus dem Benediktinerorden 2 (1881), S. 351—355 und 146–149 · Bonifaz Wimmer, Erzabt von St. Vincent in Pennsylvanien. New York 1891 · Europäer in Amerika vor Columbus. Regensburg 1879.
L:
Lauchert, Friedrich: Moosmüller, Oswald, in: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog Bd. 6 (1904), S. 142 · Nekrolog, in: Studien und Mitteilungen aus dem Benediktinerorden 22 (1901), S. 197–198 · Oetgen, Jerome: Oswald Moosmueller: Monk and Missionary, in: American Benedictine Review 27 (1976), S. 1–35 · Beckman, Peter OSB: Kansas Monks. A history of St. Benedict's Abbey (now Benedictine College) in Atchison, Kansas. Atchison: Abbey Student Press. 1957, S. 95–114 · Windschiegl, Peter: Fifty golden years, 1903–1953. A brief history of the Order of St. Benedict in the Abbacy Nullius of St. Peter, Muenster, Saskatchewan, Muenster, Saskatchewan 1954, S.11 · Ward, Thomas OSB: 100th anniverary of Prior Oswald, in: St. Peter’s Abbey Newsletter 2/2001, S. 1, 7 und 8.
Vorlage:Page.name: MOOSMÜLLER, Oswald OSB (1832–1901) – Biographia Benedictina