Reich, Placidus

Placidus Reich OSB

Placidus Reich

Abt des Benediktinerklosters Neustadt am Main 1733–1763

* 13. Juli 1695 Schwarzach am Main
† 10. Dez. 1764 Neustadt am Main

Placidus Reich wurde am 13. Juli 1695 auf einer Mühle im Dorf Schwarzach (Klosterschwarzach, Münsterschwarzach) geboren und am 8. November 1713 als Novize in der Abtei Neustadt am Main eingekleidet. Nach seiner Primiz am 23. Dezember 1719 wurde er 1723 Prior und Novizenmeister und schließlich am 19. Mai 1733 zum Abt gewählt.

Er war sehr um den inneren Ausbau der Abtei bemüht, sorgte für die Ausstattung der Kirche, schaffte Paramente an und richtete den großen Garten ein, in dem er einen Teich anlegen und das Gartenhaus erbauen ließ. Alle andereb Gebäude hielt er in gutem Zustand, beförderte die Studien und sandte geeignete junge Geistliche nach vollendeten Klosterstudien zu weiteren Studien der Philosophie, Theologie und Jurisprudenz an auswärtige Universitäten. Die Klosterbibliothek stattete er mit bedeutenden Werken aus.

Als Beweis für die unter ihm in Neustadt herrschende gelehrte Bildung kann die am 13. Juli 1741 gehaltene öffentliche theologische Defension der fünf Benediktiner P. Ignaz Lurz, P. Maurus Burckard, P. Placidus Stürmer, Fr. Erwin Schnell und Fr. Heinrich Neuner unter dem Vorsitz des Lektors der Theologie zu Neustadt P. Roman Sartorius gelten, wobei eine gedruckte Dissertation erschien unter dem Titel Inscrutabile providentiae divinae praedestinantis & reprobantis mysterium (Wirceburgi: (Kleyer), 1741).[1]

In seinen letzten Jahren wurde ihm Nachlässigkeit vorgeworfen und es kam zu mehreren Visitationen. Die bischöfliche Kommission, die im August 1762 eine achttägige Visitation durchgeführt hatte, kam zum Schluss, dass es „das Heilsamste [sei], wenn dem unthätigen Abte der Rücktritt von seiner Stelle geboten würde“ (Link, S. 38ff.). Da sich jedoch acht Konventualen für ihren Abt einsetzten, befahl Bischof Adam Friedrich von Seinsheim seinen geistlichen Räten, in einer so delikaten Sache mit aller Klugheit vorzugehen, zumal Abt Placidus sich anschickte, an den Metropoliten in Mainz, Erzbischof-Kurfürst Johann Friedrich Karl von Ostein, zu appellieren. Die bischöfliche Kommission beschloss daher, nicht auf kanonischem Weg die Resignation auszusprechen, weil die dagegen eingelegte Appellation aufhebende Wirkung hätte und die Sache in ins Ungewisse zöge, sondern vielmehr auf dem Verwaltungsweg gegen den Abt vorzugehen.

Von Alter gebeugt, resignierte der zum Rücktritt gedrängte Abt Placidus schließlich am 17. Oktober 1763 (worauf er selbst den Vers machte in festo Lulli Placidus sine viribus Abbas) und starb am 10. Dezember 1764. Sein Nachfolger wurde Benedikt Lurz aus Münnerstadt.

gge, Nov. 2019

  1. Die Druckschrift behandelt das Unerforschliche Geheimnis der göttlichen Vorsehung und verschiedene andere Lehrsätze.

D:

Vest.: 8. Nov. 1713; Prim.: 23. Dez. 1719; Abbas: el. 19. Mai 1733, res. 17. Okt. 1763.

L:

Kraus, Johann Adolph: Die Benediktiner-Abtei Neustadt am Main. Würzburg: Etlinger, 1856 · Link, Georg: Beschreibung der Benedictinerabtei Neustadt am Main. Würzburg: Staudinger, 1872 (Separatdruck aus dem Klosterbuch der Diözese Würzburg).


Zitierempfehlung: Reich, Placidus, in: Biographia Benedictina (Benedictine Biography), Version vom 4.11.2019, URL: http://www.benediktinerlexikon.de/wiki/Reich,_Placidus

Vorlage:Page.name: REICH, Placidus OSB (1695–1764) – Biographia Benedictina