Franz von Kaltenhausen
Abt des Stiftes St. Lambrecht 1662–1707
* 22. Jan. 1634
† 7. Feb. 1707 Aflenz
Franziskus von Kaltenhausen, Taufname Erasmus, ein Steirer, war ein Sohn des Wolfgang Andreas von Kaltenhausen und der Susanne Neumann. Sein Bruder Andreas war ebenfalls Stiftsmitglied, starb aber schon in jungen Jahren.
Er trat wie damals üblich mit 16 Jahren in das Noviziat ein und feierte 1657 in St. Gotthard in Graz seine Primiz. In den folgenden Jahren verwaltete er den Lambrechter Hof in Graz und wurde schließlich Stiftshofmeister. Als die Abtwahl 2. Mai 1662 unter dem Vorsitz des Abtes Raimund von Rehlingen vom Stift Admont in zwei Wahlgängen kein Ergebnis gebracht hatte, wurde Kaltenhausen ohne einen dritten Wahlgang durchzuführen zum Abt ernannt. Die Wahl wurde daher angefochten und 1663 von Papst Alexander VII. kassiert, gleichzeitig wurde jedoch Franz Kaltenhausen die Abtei übertragen und Nuntius Carafa infulierte ihn 1664. Am Tag vor der Wahl hatte der um seine Rechte besorgte Konvent in einer Wahlkapitulation verschiedene Forderungen an den Neugewählten zusammengefasst, die aber kirchenrechtlich unverbindlich waren und von Abt Franz nicht beachtet wurden.
Da er bei der Wahl erst 28 Jahre alt war, wurde Abt Franz’ Regierungszeit mit 45 Jahren die längste Amtszeit eines St. Lambrechter Abtes. Sie ist, wie die seines Vorgängers Benedikt Pierin, vor allem geprägt von kostspieligen barocken Bauvorhaben und Unternehmungen in St. Lambrecht und Mariazell, die das Erscheinungsbild des Stiftes und der Wallfahrtskirche grundlegend veränderten. Nur bei der Stiftskirche blieb der mittelalterliche Baukörper erhalten, wurde aber im Inneren durchgreifend umgestaltet. Anstelle des abgerissenen Lettners wurde die heutige Orgelempore eingebaut, außerdem neue Altäre, Wandmalereien, Bilder und Kirchenbänke angeschafft. Bedacht auf die wissenschaftliche Bildung gründete Abt Franz das Gymnasium (im ehemaligen Jagdschloss) und die theologische Hauslehranstalt, die auch von Klerikern anderer Klöster besucht wurde (Admont, Garsten, Seitenstetten, Ossiach, Viktring, Arnoldstein).
Abt Franziskus wird in den Chroniken als persönlich liebenswürdig, bescheiden und maßvoll beschrieben. Schon lange an Steinen und Koliken leidend, starb er am 7. Februar 1707 in Aflenz und wurde wie sein Vorgänger Pierin in einem Kupfersarg in der Stiftergruft beigesetzt. Bei seinem Tod war die Finanzlage des Klosters durch die vielen Bauarbeiten, die hohe Steuerlast und die Silberablieferungen wegen der Türkenkriege prekär. Es blieb Abt Anton Stroz überlassen, Einnahmen und Ausgaben wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
gge, Jan. 2019
D:
Sac.: 1657; Abbas: nom. 2. Mai 1662, ben. 1664.
L:
Lindner, Pirmin: Monasticon metropolis Salzburgensis antiquae: Verzeichnisse aller Aebte und Pröpste der Klöster der alten Kirchenprovinz Salzburg, Band 2. Pustet, 1908 · Plank, Benedikt: Geschichte der Abtei St. Lambrecht. Festschrift zur 900. Wiederkehr des Todestages des Gründers Markward v. Eppenstein, 1076–1976. Sankt Lambrecht 1976, ² 1978.
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