Wilhelm Zöhrer
Abt des Stiftes St. Lambrecht 1922–1931
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† 21. März 1936 Graz
Wilhelm Zöhrer, Taufname Friedrich Josef, geboren am 8. März 1871 in Leibnitz in der Steiermark, wurde am 10. Oktober 1894 als Novize in St. Lambrecht eingekleidet. Nachdem er am 7. Juli 1897 die feierliche Profess abgelegt hatte, wurde er am 18. Juli 1897 zum Priester geweiht. Von Oktober 1898 bis September 1900 war er Lehrer am Privatgymnasium und Stiftsprediger. Danach ging er als Kaplan in die Veitsch und 1902 nach Lind. 1905 wurde er als Ökonom (Wirtschaftsverwalter), Hof- und Waldmeister in das Stift zurückgerufen. Dieses Amt bekleidete er 15 Jahre, auch während des Ersten Weltkriegs und der Nachkriegszeit. Zeitweilig gehörte er der Bezirks- und Gemeindevertretung an und stand der landwirtschaftlichen Filiale St. Lambrecht als Obmann vor. Während des Krieges und der Zwangswirtschaft war er Getreidekommissär für die Gemeinde St. Lambrecht, die ihn 1920 (wie auch Abt Severin Kalcher) zum Ehrenbürger machte. In Fachzeitschriften veröffentlichte er mehrere Artikel.
Im April 1920 von seiner verantwortungsvollen, aber erschöpfenden Aufgabe entbunden und auf die ruhigere Stelle eines Pfarrvikars in Seewiesen versetzt, blieb er dort nur zwei Jahre. Am 5. Juli 1922 wurde er unter dem Vorsitz von Abtpräses Amand Oppitz vom Schottenstift in Wien zum Abt des Stiftes St. Lambrecht gewählt und am 7. August 1922 von Fürstbischof Schuster benediziert. 1924 wurde er zum fürstbischoflichen Konsistorialrat ernannt.
Die desolate wirtschaftliche Lage des Stiftes St. Lambrecht, verursacht durch die Wirtschaftskrise und eine Windwurfkatastrophe in den Stiftswäldern, führte 1931 zu seiner Resignation. Die Verwaltung der Abtei übernahm zuerst der Mariazeller Superior Viktorin Weyer, dann der Schottenabt Hermann Peichl zusammen mit dem Kremsmünsterer Professen und späteren Admonter Abt Bonifaz Zölß.
Die Sanierung der Stiftsfinanzen gelang nur unter großen Verlusten. Das Stiftsgut in Aflenz musste ebenso verkauft werden wie der Lambrechterhof in Graz, später auch der Besitz in Witschein, dessen wirtschaftlicher Nutzen durch den Verlauf der neuen Staatsgrenze ohnehin reduziert war. Der Grundbesitz des Stiftes schrumpfte dadurch von ca. 12.000 Hektar auf 5.000 Hektar. Wertvolle Stücke der gotischen Sammlungen gingen wegen der Steuerschulden in den Besitz des Landes Steiermark über, weniger bedeutende Pretiosen wurden versteigert. Auch die Schließung des Sängerknabenkonvikts mit dem Untergymnasium war eine Folge der Sparmaßnahmen.
Der resignierte Abt Wilhelm starb am 21. März 1936 im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Graz. Zu seinem Nachfolger wurde Viktorin Weyer ernannt.
gge, April 2016
D:
Vest.: 10. Okt. 1894; Prof.: 7. Juli 1897; Sac.: 18. Juli 1897; Abbas: el. 5. Juli 1922, ben. 7. Aug. 1922, res. 20. Okt. 1931.
W:
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L:
Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 42 (1924), S. 300–301 · Plank, Benedikt: Geschichte der Abtei St. Lambrecht. Festschrift zur 900. Wiederkehr des Todestages des Gründers Markward v. Eppenstein, 1076–1976. Sankt Lambrecht 1976, ² 1978.
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