Severin Kalcher
Abt des Benediktinerstiftes St. Lambrecht 1902–1922
* 11. März 1855 St. Blasen, Steiermark
† 10. April 1922 St. Lambrecht, Steiermark
Abt Severin Kalcher, Taufname Benedikt, wurde am 11. März 1855 als Kind angesehener Bauersleute in St. Blasen, Pfarre St. Lambrecht, in der Steiermark geboren. Er trat nach der Matura in das Stift St. Lambrecht ein, musste sein Noviziat jedoch abbrechen, weil er zum Kriegsdienst einberufen wurde und an der Besetzung Bosniens teilnehmen musste. Ins Stift zurückgekehrt, begann er am 2. Dezember 1878 ein zweites Noviziat und legte nach einem Jahr die einfache Profess ab. Am 26. Oktober 1882 wurde er zum Priester geweiht und legte am 15. Februar 1883 die feierliche Profess ab.
Danach war er in der Pfarrseelsorge tätig, zunächst als Excurrens in seiner Heimatgemeinde St. Blasen. 1883 wurde er Kaplan in Aflenz, 1887 in Weißkirchen, 1888 in Mariazell. Nach einem Jahr als Kurat in Frein wurde er 1892 Pfarrer von Weißkirchen in der Obersteiermark, wo er die Pfarrkirche völlig neu bauen ließ. Noch bevor der Bau beendet war, wurde er am 29. April 1902 zum Abt gewählt (dem 7. nach der Wiederbegründung 1802) und am 22. Mai 1902 benediziert.
Mit seiner Regierungszeit verbinden sich glanzvolle Feste: zuerst der 100. Jahrestag der Wiedererrichtung des Stiftes durch Kaiser Franz 1802, dann 1907 die Jubiläumsfeiern in Mariazell mit der Krönung der Gnadenstatue durch den Apostolischen Nuntius 1908. Die von seinen Vorgängern Joachim Suppan und Othmar Murnik bewerkstelligten Renovierungsarbeiten an der Wallfahrtskirche schloss er mit der Anschaffung von neuen Farbfenstern ab; dasselbe geschah in der Stiftskirche. Die Kirchen von Zeltweg und Weißkirchen wurden im neogotischen Stil neu gebaut.
Besondere Förderung ließ er den Patres Romuald Pramberger, dem das Stift seine volkskundliche Sammlung verdankt, und dem Historiker und Archivar Othmar Wonisch zukommen, dessen Hauptverdienst edie kunsttopographische Erfassung des Stifts und die Aufstellung der kunsthistorischen Sammlung sind.
Abt Severin erlebte gegen Ende seiner Regierungszeit noch den Ersten Weltkrieg und den Zerfall der Habsburger Monarchie. Am 2. April 1922 erlitt er einen Schlaganfall, dessen Folgen er nach einwöchigem Krankenlager erlag. Zu seinem Nachfolger wurde Wilhelm Zöhrer gewählt.
gge, April 2016, rev. Nov. 2018
D:
Vest.: 2. Dez. 1878; Prof.: sol. 15. Feb. 1883; Sac.: 26. Okt. 1882; Abbas: 29. April 1902, ben. 22. Mai 1902.
L:
StMBO 42 (1924), S. 297 · Plank, Benedikt: Geschichte der Abtei St. Lambrecht. Festschrift zur 900. Wiederkehr des Todestages des Gründers Markward v. Eppenstein, 1076–1976. Sankt Lambrecht 1976, ² 1978.
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